Phillips, Carly - Costas-Sisters 01 - Kuess mich Kleiner!
sollte. Dieses Gefühl war neu für ihn.
Maria starrte ihn abweisend an. Sie forderte ihn förmlich heraus, den Blick abzuwenden und klein beizugeben. »Ich bin sicher, dass dein Interesse an mir sich nicht auch auf ein Kind erstreckt. Joey und ich sind jedoch nur im Paket erhältlich. So, jetzt weißt du es. Du könntest uns eine Menge Leid ersparen, wenn du einfach verschwindest.« Ihre Miene und ihre Körperhaltung verrieten ihre Anspannung und ihr Misstrauen.
Offenbar unterzog sie ihn einem Test. Und zwang ihn, eine Entscheidung zu treffen, bevor die Gefühle von jemandem verletzt wurden. Sie ist eine kluge Frau, dachte Connor. Erneut wünschte er sich, er hätte auf ihre abweisenden Signale geachtet. Gleichzeitig fühlte er sich noch mehr zu ihr hingezogen, nachdem er jetzt wusste, dass diese Cocktailkellnerin mehr war als nur eine erstklassige Bettpartnerin. Zum Teufel, dabei hatte er das doch schon die ganze Zeit gespürt! Hatte er ihr nicht genau deshalb so hartnäckig nachgestellt?
»Vielleicht unterschätzt du mich«, sagte er. Er selbst hatte Maria jedenfalls ganz eindeutig unterschätzt.
Sie zuckte wegwerfend mit den Schultern. »Das wird sich noch zeigen.«
Connor betrachtete sie und fühlte, wie seine Zurückhaltung schmolz. Er hatte sie bisher nur während der Arbeit gesehen, in dem engen »Damon's«-T-Shirt und diesem schwarzen Minirock. Jetzt sah er eine ganz andere Maria. Sie hatte sich für ihre Verabredung zurechtgemacht. Sie trug eine schwarze Hose und einen hellblauen Pullover mit einem atemberaubenden Ausschnitt, der die Kurven ihrer vollen Brüste betonte. Statt der obligatorischen Turnschuhe steckten ihre schlanken Füße in schwarzen Schuhen mit einem kleinen Absatz. Und als er in ihre misstrauischen Augen schaute, bemerkte er, dass sie etwas Make-up aufgelegt hatte. Es reichte, um verführerisch auszusehen, hatte jedoch nichts von der künstlichen Schminke, hinter der sie bei der Arbeit die wahre Maria versteckte.
Im Moment schien sie überhaupt nichts vor ihm zu verstecken. »Du siehst gut aus«, sagte er ehrlich.
»Danke.« Sie senkte verlegen den Kopf.
Offenbar hatte er sie überrumpelt, und Connor beschloss, diesen Vorteil zu nutzen. »Wo ist sein Vater?« Er deutete auf die Tür, hinter der der Junge verschwunden war.
Sie zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Amerika hat einundfünfzig Staaten. Da der Kerl keinen Unterhalt zahlt und mein Anwalt ihn nicht finden kann, vermute ich, dass er irgendwo in einem der fünfzig anderen Staaten steckt.«
Connor nickte. Das erklärte ihr Misstrauen. Da er aus eigener Erfahrung wusste, wie es sich anfühlte, im Stich gelassen zu werden, konnte er Maria gut verstehen. »Und jetzt erwartest du, dass ich ebenso feige davonlaufe wie er?«
»Wie gesagt, du wärst nicht der Erste.« Trotz ihrer zur Schau getragenen Gelassenheit zitterte ihre Stimme verdächtig. Sie klang ganz ähnlich wie die ihres Sohnes.
Connor drehte sich um und warf einen Blick zu seinem Wagen, der auf der anderen Straßenseite parkte. Die Freiheit war nur wenige Schritte entfernt. Er rollte mit den Schultern, um die Spannung in seinem Nacken zu lösen. Er sollte die Treppe hinuntergehen, in den Wagen steigen und wegfahren. Er sollte so viele Meilen wie möglich zwischen Maria, ihrem Sohn und sich legen. Er sollte weglaufen, bevor er die Fehler wiederholte, die sein Vater gemacht hatte. Bevor er die Gefühle eines Kindes genauso verletzte, wie man ihm als Kind wehgetan hatte. Und wenn er sich entschloss, Maria und ihren Sohn kennen zu lernen, bestand durchaus die Möglichkeit, dass dies dabei herauskam.
Doch eine ganz bestimmte Erinnerung hielt Connor davon ab, einfach zu gehen. Seine Mutter hatte sich damals ebenfalls für ein Rendezvous zurechtgemacht und ihn bei einer Nachbarin abgegeben. Die passte auf ihn auf, wenn seine Mutter arbeiten musste. Sie war kein richtiger Babysitter, denn sie wurde ja nicht dafür bezahlt. Die Frauen zogen ihre Kinder beide alleine groß und halfen sich gegenseitig, damit sie zurechtkamen. Sein Vater war schon lange verschwunden. Und nach dieser Nacht war auch seine Mutter nicht wiedergekommen. Die Nachbarin war zwar sehr nett, aber sie konnte Connor nicht noch zusätzlich zu ihren beiden eigenen Kindern durchfüttern. Damals hatte seine endlose Odyssee durch die Waisenhäuser und Pflegefamilien begonnen.
Connor hatte immer seinem Vater die Schuld für die harte Kindheit gegeben, die er durchleiden musste. Seine Mutter dagegen nahm
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