Phillips Susan Elizabeth
zur Schau gestellten Zurückhaltung. Als Rory sich entschuldigte, um auf die Toilette zu gehen, glitt Georgie an seine Seite. »Du machst das großartig. Gib ihr viel Raum, wenn sie zurückkommt, dann wirkst du nicht verzweifelt.«
»Ich bin verzweifelt. Jedenfalls …« Er starrte auf ihre Hand, als sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr schob. »Wo ist dein Ehering?«
Sie schielte auf ihren nackten Finger. »Der ist mir versehentlich in den Abfluss gerutscht, während ich mich anzog. Fällt dir das erst jetzt auf?«
»Du hast was ?«
»Es dürfte billiger sein, einen neuen zu bestellen, als einen Installateur kommen zu lassen.«
»Seit wann machst du dir denn Sorgen, ob was billig ist?« Er wandte sich unvermittelt an seine Gäste, sprach ruhig, doch die Anspannung war ihm anzumerken. »Entschuldigt mich ein paar Minuten. Einer meiner Fans liegt im Sterben, der arme Kerl. Ich versprach seiner Frau, ihn heute Abend anzurufen.« Und verschwand einfach.
Sie lächelte traurig und tat so, als gehörten Anrufe am Sterbebett zu ihrem Alltag.
Sanft plätschernder Regen setzte ein, was nur zur Gemütlichkeit der von Kerzen erleuchteten Veranda beitrug. Da alle ihre Gäste ins Gespräch vertieft waren, schlich Georgie sich unbemerkt davon.
Sie traf Bram auf den Knien an, sein Kopf steckte unter ihrem Waschbecken, neben ihm ein Plastikeimer und eine Rohrzange. »Was machst du da?«
»Ich versuche deinen Ring zu retten«, murmelte er im Waschtischschrank.
»Warum?«
»Weil es dein Ehering ist«, sagte er scharf. »Jede Frau hängt doch an ihrem Ehering.«
»Ich nicht. Du hast ihn mir bei eBay für hundert Dollar ersteigert.«
Er zog seinen Kopf heraus. »Wer hat dir denn das gesagt?«
»Du.«
Er murmelte etwas, packte sich den Schraubenschlüssel und steckte seinen Kopf wieder in den Waschtischschrank.
Ihr wurde mulmig zumute. »Du hast ihn doch von eBay, oder?«
»Nicht direkt«, lautete seine gedämpfte Antwort.
»Woher hast du ihn denn dann?«
»Aus … aus diesem Laden.«
» Welchem Laden?«
Er kam mit dem Kopf wieder heraus. »Wie soll ich mich denn daran noch erinnern?«
»Es ist doch erst einen Monat her!«
»Ist doch egal.« Sein Kopf verschwand.
»Du sagtest mir, der Ring sei nachgemacht. Es ist doch eine Fälschung, oder?«
»Definiere ›Fälschung‹.« Der Schraubenschlüssel schlug gegen ein Rohr.
»Nicht echt.«
»Oh.«
»Bram?«
Ein weiterer Schlag. »Er ist keine Fälschung.«
»Er ist echt ?«
»Das habe ich doch gesagt, oder?«
»Warum hast du mir das nicht von Anfang an gesagt?«
»Weil wir eine Beziehung haben, die sich auf Täuschung gründet.« Er streckte seine Hand aus. »Gib mir den Eimer.«
»Das fass ich nicht!«
Den Kopf unter der Spüle, tastete er nach dem Eimer.
»Dann wäre ich doch viel vorsichtiger damit umgegangen!« Sie musste an all die Plätze denken, an denen sie den Ring hatte herumliegen lassen, und hätte ihm am liebsten einen Tritt in den Hintern gegeben. »Ich habe ihn gestern aufs Sprungbrett gelegt, als ich Schwimmen war!«
»Das ist einfach nur dumm.« Wasser rauschte in den Eimer. »Ich hab ihn!«, frohlockte er gleich darauf.
Sie ließ sich auf den Toilettensitz fallen und legte ihre Stirn in ihre Hände. »Ich bin es leid, eine auf Täuschung basierende Ehe zu führen.«
Er tauchte auf und brachte den Eimer mit. »Wenn du
es dir genau überlegst, kennst du gar nichts anderes als eine auf Täuschung beruhende Ehe. Das sollte dir ein Trost sein.«
Sie sprang auf. »Ich möchte einen falschen Ring. Ich hatte gern einen falschen Ring. Warum tust du nie das, was man von dir erwartet?«
»Weil ich nie weiß, was das ist.« Er schloss das Abflussrohr und begann, ihren nicht gefälschten Ring abzuspülen. »Wenn wir nach unten kommen, werde ich Rory zur Seite nehmen. Sieh zu, dass uns keiner stört, okay?«
»Georgie!«, rief Meg vom Fuß der Treppe nach oben. »Georgie, du musst runterkommen. Du hast einen Gast.«
Wie konnte sie einen Gast haben, wo doch am Tor ein Wachtposten stationiert war?
Bram ergriff ihre Hand und schob den Ring auf ihren Finger. »Pass diesmal ein bisschen besser darauf auf.«
Sie starrte auf den großen Stein. »Dafür habe ich doch wohl gezahlt, nicht wahr?«
»Jeder sollte eine reiche Frau haben.«
Sie drückte sich an ihm vorbei und lief den Flur entlang. Auf halbem Weg blieb sie stehen.
Am Fuß der Treppe stand ihr Exmann.
17
Meg zupfte nervös an ihrem Bernsteinohrring. »Ich habe ihm schon erklärt,
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