Phillips Susan Elizabeth
Umgang mit der Presse einen schlüssigen Plan benötigten, für sie lag das auf der Hand. Sie mussten sehr rasch entscheiden, wann und wie sie ihr Wiederauftauchen inszenieren wollten. Georgie legte ihr Buch beiseite und machte sich auf die Suche nach Bram. Nachdem sie ihn im Haus nirgendwo finden konnte, folgte sie einem Kiespfad, der an Bambus und ein paar hohen Büschen vorbei zum Gästehaus führte.
Dieses war nicht viel größer als eine Doppelgarage, wie das Haupthaus mit roten Ziegeln gedeckt und ebenso verputzt. Die beiden vorderen Fenster waren dunkel, aber sie hörte in der Ferne ein Telefon läuten und folgte dem Klang über einen schmaleren Weg. Durch geöffnete Glastüren fiel Licht auf einen kleinen gekiesten Innenhof, auf dem ein paar Klubsessel mit gelbgrünen Segeltuchkissen und einige Töpfe mit Elefantenohr standen. Die Wände waren von Kletterpflanzen überwuchert. Drinnen sah sie ein gemütliches Büro mit paprikafarbenen Wänden und einem gegossenen Betonboden, auf dem ein Seegrasteppich lag. An den Wänden hingen gerahmte Filmplakate, einige, wie das von Marlon Brando in Die Faust im Nacken und Humphrey
Bogart in African Queen , die auf Anhieb zu erkennen waren, aber auch weniger bekannte wie Johnny Depp in Benny und Joon , Don Cheadle in Hotel Ruanda und Megs Papa, Jake Koranda, als Bird Dog Caliber.
Bram telefonierte, als sie eintrat. Er saß hinter einem L-förmigen Holzschreibtisch, der in der Farbe vollreifer Aprikosen gestrichen war, und hatte seinen allgegenwärtigen Drink vor sich stehen. In eingebauten Bücherregalen an der einen Wand des Büros befanden sich Geschäftsordner und einige anspruchsvolle Filmmagazine wie Cineaste und Fade in . Da sie Bram nie etwas Anspruchsvolleres als Penthouse hatte lesen sehen, hakte sie auch dies als Einfall der Innenarchitektin ab.
Er schien über ihr Auftauchen nicht erfreut zu sein.
»Ich muss dich jetzt abhängen, Jerry«, sagte er in den Hörer. »Ich muss mich für eine Sitzung morgen Früh vorbereiten. Grüß mir Dorie.«
»Du hast ein Büro ?«, staunte sie, als er auflegte.
Er verschränkte seine Hände im Nacken. »Es gehörte dem vorherigen Besitzer. Ich habe es noch nicht geschafft, es in eine Opiumhöhle umzuwandeln.«
Sie entdeckte etwas neben dem Telefon, das ganz nach dem Hollywood Creative Directory aussah, aber er schlug es zu, als sie es genauer in Augenschein nehmen wollte.
»Welche morgendliche Sitzung hast du denn?«, fragte sie.
»Du gehst doch nicht auf Sitzungen. Du weißt doch nicht mal, was ein Morgen ist.«
»Du bist meine Sitzung.« Er nickte Richtung Telefon. »Die Presse hat herausgefunden, dass wir nicht mehr in Vegas sind, das Haus ist umstellt. Wir müssen diese Woche ein Tor einsetzen lassen. Und du wirst dafür blechen.«
»Das ist ja mal ganz was Neues.«
»Du bist diejenige mit dem großen Geld.«
»Zieh es von den fünfzigtausend im Monat ab, die ich
dir zahle.« Sie richtete ihren Blick auf das Poster von Don Cheadle. »Wir müssen Pläne schmieden. Morgen sollten wir als Erstes …«
»Ich bin in meinen Flitterwochen. Keine Geschäftsgespräche.«
»Wir müssen aber reden. Wir müssen entscheiden …«
»Georgie! Bist du hier draußen?«
Der Mut verließ sie. Einerseits wunderte sie sich, wie es ihm gelungen war, sie so schnell ausfindig zu machen. Andererseits war sie auch überrascht, dass es so lange gedauert hatte.
Schritte knirschten auf dem Kies vor dem Gästehaus, dann tauchte ihr Vater auf. Er war wie immer konservativ gekleidet mit weißem Hemd, hellgrauer Hose und Halbschuhen aus Pferdeleder. Mit seinen zweiundfünfzig Jahren war Paul York eine gepflegte, sportliche Erscheinung. Er trug eine randlose Brille und sein vorzeitig ergrautes Haar kurz, so dass er manchmal für Richard Gere gehalten wurde.
Er trat ein, blieb dann ruhig stehen und schaute sie prüfend an. Bis auf seine grünen Augen hatten sie keine äußeren Gemeinsamkeiten. Das runde Gesicht und ihren breiten Mund hatte sie von ihrer Mutter bekommen. »Was hast du getan, Georgie?«, erkundigte er sich mit seiner ruhigen, kühlen Stimme.
Da war sie auf einmal wieder die Achtjährige, und diese kalten grünen Augen verurteilten sie dafür, dass sie einen teuren Bulldoggenwelpen während eines Werbefilms für Hundefutter hatte entwischen lassen, oder vor einem Vorsprechen Saft über ihr Kleid verschüttet hatte. Wäre er doch nur einer dieser zerknitterten, übergewichtigen Väter mit kratzenden Bartstoppeln, die keine
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