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Philosophenportal

Titel: Philosophenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Zimmer
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die Methode zu lehren, die jeder befolgen muss, um seinen Verstand richtig zu leiten, sondern nur aufzuzeigen, wie
     ich versucht habe, den meinen zu leiten.« Genau dies tut er auch: Er erzählt dem Leser, welches seine Methode ist und wie
     er zu ihr gelangt ist. Eine solches »erzählendes« philosophisches Werk entsprach seinem Selbstverständnis als philosophischer
     Autor. In der Tradition Montaignes war es sein Ziel, philosophische Werke zu schreiben, die genauso lesbar sein sollten wie
     Romane. Die
Abhandlung über die Methode
ist deshalb auch kein paragrafengeschwängertes Lehrwerk, sondern eine Mischung aus Essay und philosophischer Autobiografie.
    Die Schrift besteht aus sechs locker zusammengefügten Teilen, die keineswegs einer systematischen Anordnung folgen. Im ersten
     berichtet Descartes von seinem geistigen Werdegang und seiner Suche nach Gewissheit. Im zweiten stellt er die vier Grundregeln
     seiner Methode auf. Im dritten rechtfertigt er die »provisorische« Moral, die Lebensregeln, nach denen er sich in der Zeit
     gerichtet hat, in der er noch keine Erkenntnisgewissheit hatte. Zu dieser Gewissheit führt erst der vierte Teil, der die eigentlich
     metaphysischen Fragen erörtert. |71| In Abschnitt fünf geht Descartes auf den Plan seiner unveröffentlichten Schrift
Die Welt
ein und erörtert mögliche Anwendungen seiner Methode, um sich im sechsten und letzten Teil zu der Frage zu äußern, warum er
     mit seinen Thesen an die Öffentlichkeit gegangen ist.
    Zunächst rechtfertigt Descartes seine Abkehr von der unbefriedigenden Art, wie in den Schulen und Universitäten seiner Zeit
     Wissenschaft betrieben wird. Das erste Wort des Buchs ist »bon sens«, der allen Menschen gemeinsame Verstand. Wie für Montaigne
     liegt für ihn hier der Ausgangspunkt jeder Untersuchung. Statt sich auf Autoritäten zu berufen, soll man sich an die eigene
     Urteilsfähigkeit wenden, wenn man wahre Erkenntnis sucht. Dies ist ein deutlicher Seitenhieb auf die scholastische Schulphilosophie,
     die Descartes schlicht »L’École«, die »Schule«, nennt. Für sie war »das Buch«, nämlich die Bibel und deren theologische Ausdeutungen,
     die entscheidende Autorität.
    Descartes zeigt sich sowohl von der Schriftgläubigkeit als auch von der Tatsache enttäuscht, dass keines der einzelnen Lehrfächer
     und keine der Wissenschaften auf einem sicheren Fundament ruht. Auch diejenige Disziplin, die eigentlich die Grundsätze für
     alle anderen Wissenschaften bereitstellen müsste, die Philosophie nämlich, hat seiner Meinung nach bei ihrer Aufgabe bisher
     völlig versagt. Als einzige Ausnahme gilt ihm lediglich die Mathematik. In ihr allein, so Descartes’ Schulerfahrung, finden
     sich sichere und evidente Beweisgründe.
    Aus der Mangelhaftigkeit des akademischen Wissens erklärt Descartes seinen eigenen unsteten und unakademischen Lebensweg.
     Wie andere große Wissenschaftler und Philosophen der frühen Neuzeit wandte er sich dem »Buch der Natur« zu, zunächst in der
     Form, dass er möglichst viele Erfahrungen in der Welt sammeln wollte. Anders als viele seiner Zeitgenossen blieb er dabei
     jedoch nicht bei dem »großen Buch der Welt«, wie er es hier nennt, stehen. Auch aus der Vielfalt der Welterfahrung gewann
     er keine Erkenntnissicherheit. Weder aus bloßer Spekulation ohne Erfahrungshintergrund noch aus bloßer Empirie lassen sich
     für Descartes die gesuchten Grundsätze sicherer Erkenntnis gewinnen. Ausgehend von seinem einschneidenden |72| Traumerlebnis von 1619 beginnt daher seine eigene Suche, die ihn auf einen ganz neuen Weg führte.
    Diesen »Weg«, griechisch »methodos«, beschreibt Descartes im zweiten Teil des Buches, in seinen vier »Hauptregeln der Methode«.
     Dem Vorbild der Mathematik folgend, muss Erkenntnis den Kriterien der »Klarheit« und »Deutlichkeit« genügen. Plausibles, wahrscheinliches
     oder ungefähres Wissen ist noch keine Erkenntnis. In diesem Sinn fordert der erste methodische Grundsatz, nichts zu akzeptieren,
     was man nicht evidentermaßen als wahr erkennt. Diese Erkenntnis kommt nur der Vernunft, dem Denken, zu. Sinnliche Wahrnehmungen
     alleine sind immer Täuschungen unterworfen und können niemals zu sicheren, zweifelsfreien Aussagen führen. Aus dieser ersten
     Hauptregel ergibt sich auch der Zweifel als Erkenntnismotor: Zu der geforderten »klaren« und »deutlichen« und damit sicheren
     Erkenntnis gelange ich erst, wenn ich jedes Urteil zunächst als »Vorurteil«

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