Phobia: Thriller (German Edition)
hören. Der Anrufbeantworter wird tot bleiben, weil Stephen ebenfalls …
Das Schrillen ihres Handys bewahrte sie davor, den Gedanken zu Ende zu denken. Sie schreckte auf wie aus einem Albtraum.
Stephen!
Sie stieß den ledernen Bürostuhl zurück und lief auf den Flur, wobei sie fast auf den Kugelschreibern auf dem Boden ausgerutscht wäre. In fieberhafter Eile durchsuchte sie ihre Jackentaschen und fand schließlich das Handy.
Sie zögerte. Nein, Stephen konnte es nicht sein, sie machte sich da besser keine falschen Hoffnungen. Vielleicht war es nur Gwen, die wissen wollte, ob Sarah etwas gefunden hatte, oder wann sie wieder zurückkam. Oder es war die Polizei, die ihr mit routiniertem Bedauern mitteilen würde, dass man eine schlechte Nachricht für sie habe …
Doch es waren weder Gwen noch die Polizei. Stattdessen las sie auf dem Display einen Namen, der ihr vor Freude den Atem stocken ließ.
Stephen.
»Stephen! Endlich! Wo steckst du, um Himmels willen? Ich habe mir solche Sorgen gemacht!«
»Das tut mir leid, mein Schatz«, kam die ruhige Antwort, und ihr Herz schien für einen Schlag auszusetzen.
»Wirklich«, hörte sie den Unbekannten mit dem Narbengesicht sagen, »ich wollte dir gestern keine Angst machen, und Harvey erst recht nicht. Ich liebe euch doch!«
Für einen Moment schnürte es Sarah die Kehle zu. Sie schnappte nach Luft.
»Was … was wollen Sie?« Sie konnte kaum sprechen. »Wo ist mein Mann?«
Für einige Sekunden herrschte Stille am anderen Ende der Leitung, und Sarah befürchtete schon, der Unbekannte habe aufgelegt. Dann meldete er sich wieder.
»Ich verstehe dich nicht.« Er sprach leise, und seine Stimme klang seltsam traurig. »Ich bin dein Mann, Sarah.«
»Nein, verdammt, Sie sind nicht Stephen! Ich will endlich wissen, wo er ist!«
»Im Moment bin ich gar nicht weit von dir entfernt.«
Ihr wurde schwindelig.
Ob er das Haus beobachtete?
Gut möglich .
Sie schlich zur Haustür und stellte erleichtert fest, dass ihr Schlüssel nach wie vor von innen steckte. Wenn dieser Kerl hereinwollte, würde er eine Fensterscheibe einschlagen müssen, und das würde selbst ein Verrückter wie er nicht am helllichten Tag wagen.
»Ich habe meine Reise abgesagt«, fuhr der Unbekannte fort, während Sarah zum Festnetzapparat auf der Kommode sah und dann ihre Taschen nach der Visitenkarte des Polizisten durchsuchte. »Ich werde auch keine neuen Termine mehr annehmen, das verspreche ich euch. Wir sollten wieder mehr Zeit miteinander verbringen. So wie früher.«
Sie schnaubte verächtlich in das Telefon. »Denken Sie allen Ernstes, ich werde Ihnen glauben, dass Sie mein Mann sind? Wie verrückt sind Sie eigentlich?«
Er seufzte tief. »Sarah, mein Schatz, bitte hör mir doch zu …«
»Nein«, unterbrach sie ihn, »Sie werden jetzt mir zuhören. Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen und warum Sie das tun, aber ich schwöre Ihnen, ich lasse mich nicht von Ihnen einschüchtern. Und wenn Stephen irgendetwas zugestoßen sein sollte, dann gnade Ihnen Gott!«
»Sarah!« Nun wurde seine Stimme ebenfalls lauter. »Warum willst du mir denn nicht glauben? Sei doch vernünftig!«
»Vernünftig? Das sagen ausgerechnet Sie?«
»Ja, Sarah. Denk doch einmal nach. Warum machst du es dir unnötig schwer?«
»Zum letzten Mal«, fuhr sie ihn an. »Sagen Sie mir, wo mein Mann ist!«
»Sarah, Sarah, Sarah … « Wieder seufzte er tief. »So geht das nicht. Wir sollten uns unterhalten, aber nicht jetzt.«
»Doch, wir werden jetzt reden! Hören Sie? Jetzt!«
»Du solltest dich zuerst einmal beruhigen. Ich rufe dann wieder an.«
»Nein, bitte!« Nun bettelte sie. Die harte Tour hatte nicht geholfen, aber vielleicht gab ihm ihr flehender Tonfall das nötige Machtgefühl zurück. »Bitte legen Sie nicht auf!«
»Keine Sorge«, sagte er, und es kam ihr so vor, als ob er dabei lächelte. »Ich bin immer in deiner Nähe. Ach ja, noch etwas, du hattest übrigens recht, mein Liebling.«
»Recht? Womit?«
»Das Tiramisu war tatsächlich so gut wie das von Vittorio.«
Dann legte er auf.
»Nein! Nicht!«
Sarah wählte hektisch Stephens Nummer. Sie musste weiter mit diesem Verrückten reden, eine andere Chance sah sie nicht. Doch sie erreichte wieder nur Stephens Mailbox, und der Klang seiner Stimme trieb ihr die Tränen in Augen.
»Verdammter Scheißkerl!«
Sie hob ihr Handy, wie um es gegen die Wand zu schleudern, besann sich aber im allerletzten Moment.
Schluchzend ließ sie sich auf den Boden
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