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Phönix

Titel: Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Höhepunkte mehr, keine Ekstasen.
    Die Rufanlage summte. Ohne die Flasche aus der Hand zu stellen, kippte ich den Schalter um. »Mr. Brady ist da und möchte Sie sprechen«, sagte Mickey.
    »Ich kann ihn nicht empfangen«, antwortete ich. »Schicken Sie ihn zu Chris.«
    »Aber Mr. Rowan ...«, rief sie verwundert.
    »Schicken Sie ihn zu Chris!« schrie ich sie an. »Ich sage Ihnen doch, ich bin nicht zu sprechen!«
    Ich unterbrach einfach die Verbindung. Eine Weile starrte ich auf den Apparat, während der Schmerz in meinem Innern aufstieg und mir die Kehle zuschnürte. Auf Schmerz folgt Gewalttat. Mein Fuß brannte, als ich den Stuhl quer durch das Zimmer stieß.
    In meinen Ohren dröhnte es, während ich von meinem Schreibtisch alles auf den Boden fegte. Die Tür wurde geöffnet. Rasch sprang ich quer durch den Raum und hielt sie zu. Mickeys Stimme klang angsterfüllt. »Brad, was ist los? Ist Ihnen nicht gut?«
    Ich lehnte mich schweratmend gegen die Tür. »Mir geht's gut«, japste ich. »Gehen Sie weg.«
    »Aber .«
    »Mir geht's gut«, beharrte ich, »verschwinden Sie, und zwar sofort!«
    Ich hörte, wie sich ihre Schritte von der Tür entfernten, dann das Quietschen ihres Stuhles, als sie sich wieder an ihren Schreibtisch setzte. Leise schloß ich die Tür ab und blickte in mein Büro zurück. Es glich einem Schlachtfeld. Ich versuchte, wieder Ordnung zu machen, aber ich konnte es nicht. Es war auch ganz egal. Ich zog mein Taschentuch aus der Brusttasche und wischte mir über die Stirn. Schweiß stand mir auf dem Gesicht. Mir war übel. Ich durchquerte den Raum und öffnete das Fenster.
    Kalte Luft strömte ins Zimmer, die Übelkeit verschwand. Lange Zeit blieb ich dort stehen.
    Du bist ein Esel, sagte ich zu mir selbst. Du benimmst dich wie ein Teenager. Alles, was du auf dieser Welt wolltest, hast du bekommen: Geld, eine einflußreiche Stellung, Achtung. Was willst du noch mehr? So wichtig kann eine Frau gar nicht sein. Das war's. Keine Frau war so wichtig. Das wußte ich schon die ganze Zeit. Das war's doch, was ich immer gesagt hatte. Ich schloß das Fenster und trat in mein Zimmer zurück. Ich setzte mich auf die Couch und lehnte mich in die Kissen zurück. Ich war müde und erledigt. Ich schloß die Augen - und da stand sie wieder im Raum. Ich spürte ihr weiches Haar, sah ihr sanftes Lächeln, hörte ihre Stimme. Ich wälzte mich auf die Seite und vergrub mein Gesicht in den Kissen, bis ich kaum mehr atmen konnte. Aber es half nichts.
    Ich stieß den Kopf in die Kissen, um ihr Gesicht zu verscheuchen. Ich riß die Augen auf, aber sie befand sich immer noch im Zimmer, nur außerhalb meines Blickfeldes. Wütend stand ich auf und schrie: »Geh weg! Quäl mich nicht!« Schuldbewußt hielt ich mir den Mund zu, als meine Worte durch den leeren Raum hallten.

16
    Als ich mich in meinem Klub beim Empfang eintrug, erkundigte ich mich beim Portier, ob Telefonanrufe für mich eingegangen wären. Er kontrollierte die Liste. »Nein, Mr. Rowan.«
    Ich ging in mein Zimmer hinauf. Ich hatte Marge gestern abend gesagt, daß ich noch spät in der Stadt zu tun hätte und im Klub übernachten würde. Ich war hundemüde und zerschlagen. Ich beschloß, in die Sauna zu gehen, mich massieren zu lassen und zu duschen.
    Ich lag flach auf dem Massagetisch, während Sam mir die verkrampften Muskeln auseinanderknetete. Sam verstand sein Geschäft. Er hatte kräftige, aber geschmeidige Hände. Schon bald spürte ich, wie sich die Spannungen in mir lockerten.
    Ein jäher, kräftiger Klaps auf mein Hinterteil riß mich aus meinen Träumen. »Sie können jetzt duschen gehen, Mr. Rowan«, sagte Sam.
    Träge ließ ich mich von dem Tisch rollen und ging in die Duschkabine. Das kalte Wasser schoß auf mich nieder, und ich wurde vollends munter.
    Mickey hatte einen eigenartigen Ausdruck im Gesicht, als ich ins Büro kam.
    »Sie möchten Pete Gordy anrufen«, sagte sie.
    »Verbinden Sie mich«, ordnete ich an und betrat mein Büro. Ich schaute mich um. Das Durcheinander von gestern war aufgeräumt worden.
    Mickey folgte mir und legte mir einige Papiere auf den Schreibtisch. Sie drehte sich um und wollte stillschweigend hinausgehen.
    Ich hielt sie zurück. »Vielen Dank fürs Aufräumen, Mickey.«
    Sie starrte mich an, als würde sie nicht mehr schlau aus mir. »Was ist bloß in Sie gefahren, Brad?« fragte sie. »So habe ich Sie noch nie erlebt.«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Vermutlich zuviel gearbeitet«, antwortete ich. »Und jetzt

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