Phönix
praktiziert. Es schien ihre Hauptbeschäftigung zu sein.
Aber man erwischte sie nie - entweder, weil sie alle miteinander keine reine Weste hatten, oder weil sie sich so ausgezeichnet zu tarnen verstanden. Kein Wunder, daß mich Matt Brady gewarnt hatte. Wohl oder übel mußten diese Brüder nach außen hin einig sein. Sie setzten sich keiner Gefahr aus.
Mein Privatapparat summte. Ich nahm den Hörer ab. Es war Marge.
»Wie geht's denn, Liebling?« erkundigte sie sich.
»Besser«, sagte ich und lächelte Elaine über den Hörer zu. »Mrs. Schuyler besuchte mich heute morgen. Sie hat mir ihre Hilfe angeboten, und ich habe die Herausforderung angenommen.«
»Wird sie mit ihrem Onkel reden?« fragte Marge.
»Nein«, antwortete ich, »du weißt, darauf laß ich mich nicht ein. Aber wir setzen uns jetzt mit den anderen Mitgliedern des Verbands in Verbindung, und sie will mir helfen, daß ich auch ohne Matt Brady den Auftrag bekomme.«
»Oh«, bemerkte sie enttäuscht.
»Mir ist es so lieber«, sagte ich rasch.
In ihrer Stimme vollzog sich eine leichte Wandlung. »Was ist mit Chris?«
Ich erzählte ihr kurz, was sich heute morgen ereignet hatte. Als ich fertig war, herrschte Schweigen auf der anderen Seite der Leitung. »Bist du noch da?« fragte ich besorgt. Ihre Stimme klang niedergeschlagen. »Ja.«
»Du warst so still.«
»Ich weiß einfach nicht, was ich dazu sagen soll«, erwiderte sie. »Ich hätte nie gedacht, daß Chris ...«
»Denk nicht mehr dran«, sagte ich, »da kann man nichts machen. Er taugt nichts, das ist alles.«
»Brad«, sagte sie zögernd. - »Ja?«
»Vielleicht wäre es doch besser, sein Angebot anzunehmen. Wenn du den Auftrag nicht bekommst, bleibt uns nichts mehr.« »Sei nicht töricht, Marge«, sagte ich. »Wenn ich sein Angebot annehme, bin ich genauso erledigt. Das Geld reicht nicht bis in alle Ewigkeit, und hinterher finde ich keinen Job mehr. Kein Mensch nimmt einen Versager.«
»Ich habe heute morgen wieder Post von Brad bekommen«, wechselte sie das Thema.
»Fein«, sagte ich, »was schreibt er denn?«
»Er glaubt, die Erkältung sei ein bißchen besser. Er hofft, nächste Woche wieder zum Unterricht gehen zu können.«
»Großartig«, sagte ich, »ich hab' dir ja gesagt, er würde sich wieder aufrappeln.«
»Hoffentlich«, entgegnete sie. »Aber ich weiß nicht recht. Ich mache mir Sorgen. Alles geht schief.«
»Quäl dich nicht«, sagte ich, »das führt zu nichts.«
»Ich weiß.«
»Bevor es wieder besser wird, wird's immer erst schlimmer«, versuchte ich zu scherzen. Aber es nutzte nichts.
»Gerade davor habe ich Angst«, sagte sie ernst.
»Marge!« entgegnete ich scharf. Allmählich riß mir die Geduld. Was war denn nur in sie gefahren. »Jetzt hör aber auf!«
»Bist du allein?« fragte sie, und ihr Tonfall änderte sich wieder ein wenig.
»Nein.«
»Ist Mrs. Schuyler bei dir?«
»Ja«, antwortete ich kurz angebunden.
Einen Augenblick war es still, bevor sie weitersprach. »Vergiß nicht, ihr zu sagen, wie sehr wir ihr für ihre Hilfe danken, Liebling«, sagte sie sarkastisch.
Und damit legte sie auf. Ich schaute rasch zu Elaine hinüber. Sie beobachtete mich. Ich überlegte, ob sie gehört haben konnte, was Marge gesagt hatte. Ich spielte zu Ende.
»Wiedersehen, Liebes«, sprach ich in die tote Leitung und legte auch auf.
Ich wandte mich an Elaine. »Marge bat mich, dir für deine Unterstützung zu danken.«
»Deine Frau mag mich nicht.«
»Wieso denn?« lächelte ich unbeholfen. »Sie kennt dich ja gar nicht.«
Elaine blickte auf ihre Finger. »Ich kann's ihr nicht verdenken. Wenn ich an ihrer Stelle wäre, würde ich genauso empfinden.«
Endlich kam Martins Anruf durch. Ich war richtig erleichtert. Seine Stimme klang kühl. Er konnte sich noch genau an mich erinnern. Nein, er wäre an einer weiteren Diskussion über den Werbefeldzug nicht interessiert. Natürlich beträfe das nur ihn persönlich, nicht die anderen Mitglieder des Verbands. Aber nach dem, was vorgefallen wäre, zweifle er daran, daß die anderen noch Interesse hätten.
»Was ist denn passiert?« fragte ich.
Seine Stimme klang unpersönlich und ertränkte all meine Hoffnungen wie in einem Schwall kalten Wassers.
»Consolidated Steel ist heute aus dem Verband ausgetreten und verfolgt künftig seine eigenen Pläne.«
Ich legte auf und schaute zu Elaine hinüber. Ich versuchte zu lächeln.
»Dein Onkel hat's geschafft. Er hat Con Steel aus dem Verband zurückgezogen, wobei er
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