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Physiologie der Ehe (German Edition)

Physiologie der Ehe (German Edition)

Titel: Physiologie der Ehe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Ihren Tschako!«
    Dann schob sie schnell den gedeckten Tisch in das Ankleidekabinett, und das Zimmer war wieder in allerschönster Ordnung, als ihr Sohn eintrat.
    »Ist meine Frau krank?« fragte der Graf.
    »Nein, mein lieber Sohn,« antwortete die Mutter, »ihr Unwohlsein ist schnell wieder vergangen; wie ich glaube, ist sie auf der Jagd.«
    Hierauf macht sie ihm ein Zeichen mit dem Kopf, wie wenn sie ihm sagen wollte: »Da drinnen sind sie!«
    »Aber sind Sie toll?« antwortet der Graf leise; »wie können Sie sie zusammen einschließen?« .
    »Du hast nichts zu befürchten,« versetzt die Herzogin; »ich habe in seinen Wein ...«
    »Was?«
    »Das schnellstwirkende Abführmittel getan, das es gibt.«
    In diesem Augenblick tritt der König von Holland ein. Er wollte sich beim Grafen nach dem Erfolg der ihm übertragenen Mission erkundigen. Die Herzogin versuchte durch einige jener geheimnisvollen Redewendungen, die die Frauen so geschickt anzubringen wissen, Seine Majestät zu veranlassen, den Grafen mit in die königlichen Gemächer zu nehmen.
    Sobald die beiden Liebenden zusammen in dem Boudoir waren, sagte die Gräfin, die mit Entsetzen die Stimme ihres Gemahls erkannte, ganz leise zu dem verführerischen Offizier:
    »Ach, mein Herr! Sie sehen, welcher Gefahr ich mich um Ihretwillen ausgesetzt habe!«
    »Aber, meine teure Marie! Meine Liebe wird Sie für alle Ihre Opfer entschädigen – ich werde dir treu sein bis in den Tod.« (Beiseite: »Oh, oh! diese Schmerzen!«)
    »Ach!« sagte die junge Frau händeringend, als sie ihren Mann in die Nähe der Boudoirtür kommen hörte: »Es gibt keine Liebe, die solche Ängste bezahlen könnte! ... Mein Herr, kommen Sie mir nicht zu nahe!«
    »O meine Herzgeliebte, mein teuerster Schatz!« sagte er, ehrfurchtsvoll vor ihr niederkniend, »ich werde dir sein, was du nur verlangen kannst! Befiehl ... ich werde mich entfernen! Rufe mich zurück ... ich werde kommen! Ich werde der unterwürfigste Liebhaber sein, wie ich ... (Him ... Donn ........, ich habe die Kolik) ... der allerbeständigste sein will. O meine schöne Marie! ... (Ah! ich bin verloren! das ist zum Sterben!)«
    Mit diesen Worten eilte der junge Offizier ans Fenster, um es zu öffnen und sich köpflings in den Garten zu stürzen; aber er bemerkte unten die Königin Hortense mit ihren Damen. Da wandte er sich zur Gräfin um, indem er mit der Hand an den wichtigsten Teil seiner Uniform fuhr, und rief in seiner Verzweiflung mit erstickter Stimme:
    »Verzeihung, Madame! Aber es ist mir nicht möglich, es noch länger auszuhalten!«
    »Mein Herr, sind Sie wahnsinnig?« rief die junge Frau, als sie bemerkte, daß nicht die Liebe allein sein verstörtes Antlitz verzerrte.
    Der Offizier weinte vor Wut und krümmte sich eilends über den Tschako, den er in eine Ecke geworfen hatte ...
    »Nun, Gräfin?« sagte die Königin Hortense, das Schlafzimmer betretend, das der Graf und der König soeben verlassen hatten; »wie geht es Ihnen? (Aber wo ist sie denn?)«
    »Madame!« rief die junge Frau, aus der Tür des Boudoirs herausstürzend; »treten Sie nicht ein! Um Gottes willen, treten Sie nicht ein!«
    Die Gräfin schwieg, denn sie sah alle ihre Freundinnen im Zimmer. Sie sah die Königin an. Hortense war ebenso nachsichtig wie neugierig; auf einen Wink von ihr zog ihr ganzes Gefolge sich zurück. Am selben Tage geht der Offizier zur Armee ab, begibt sich zu den Vorposten, sucht den Tod und findet ihn. Er war ein Braver, aber kein Philosoph!
    Man behauptet, einer unserer berühmtesten Maler sei für die Frau eines Freundes in einer Liebe entbrannt, die erwidert worden sei, und habe die ganzen Greuel eines ähnlichen von dem Gatten aus Rache angestifteten Stelldicheins durchmachen müssen; aber wenn man der Chronik glauben darf, war in diesem Fall die häßliche Verlegenheit eine doppelte; verständiger als Herr von B., tötete sich niemand von den beiden Liebenden, die von dem gleichen Unwohlsein überrascht wurden.
    Die Art, wie man sich beim Nachhausekommen zu benehmen hat, hängt auch von vielen Umständen ab.
    Beispiel:
    Lord Catesby besaß eine ungeheure Körperkraft. Eines Tages kam er von einer Fuchsjagd zurück, zu der er sich ohne Zweifel nur zum Schein begeben hatte, und ritt auf eine Hecke seines Parkes los, hinter welcher er, wie er sagte, ein sehr schönes Pferd bemerkte. Da er ein leidenschaftlicher Pferdeliebhaber war, so ritt er ganz nahe heran, um es besser bewundern zu können. Hierbei bemerkte er Lady

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