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Pilger des Zorns

Pilger des Zorns

Titel: Pilger des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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nichts.«
    »Auch nicht, was es mit dem Hämatom an Eurem Hinterkopf auf sich hat?«
    Isaak erbleichte. »Ehrlich gesagt habe ich nicht die geringste Ahnung, wovon Ihr sprecht, Bruder.«
    »Und ob Ihr die habt.« Bruder Hilpert atmete tief durch und verschärfte seinen Ton: »Wäre es nicht an der Zeit, mein Sohn, mir die Wahrheit zu sagen? Wer hat Euch das angetan – und weshalb?«
    »Das habe ich Euch doch schon gesagt!«, fuhr ihn Isaak unwirsch an.
    »Habt Ihr, habt Ihr. Wenn auch das, was Ihr mir aufgetischt habt, mit der Wahrheit nicht das Geringste zu tun zu haben scheint.«
    »Denkt meinetwegen, was Ihr wollt!«, kanzelte der Jude Bruder Hilpert ab, woraufhin dieser zu einer Erwiderung ansetzte. Seine Absicht wurde jedoch durchkreuzt.
    »Aber, aber – wer wird denn gleich so undankbar sein!«, spottete der Kapitän, der urplötzlich hinter ihm stand. »Geht man so mit seinem Lebensretter um?«
    Bruder Hilpert drehte sich nicht einmal um. An unerwartete Auftritte hatte er sich mittlerweile gewöhnt. »Ich fürchte, Ihr versteht die Zusammenhänge nicht«, versetzte er. »Was ist denn so wichtig, dass Ihr mir ins Wort fallen müsst?«
    »Euer Wohlbefinden, Bruder.«
    »Darüber macht Euch bitte keine Gedanken.«
    »Ist das etwa der Dank, dass ich Euch aus dem Wasser gezogen habe?«
    Damit beschäftigt, die Schwellung an Isaaks Hinterkopf zu begutachten, ließ Bruder Hilpert den Kapitän einfach stehen. Von Diskussionen wollte er im Moment nichts wissen.
    »Warum so abweisend, Bruder?«, hakte der Kapitän jedoch postwendend nach. »Etwas nicht in Ordnung?«
    »Auf die Gefahr, Euren Unmut hervorzurufen –«, warf Bruder Hilpert, dem die Sache allmählich zu bunt wurde, ein, »für oberflächliche Plaudereien habe ich im Moment keine Zeit.« Sprach ’ s und öffnete seine Reisetasche, in der sich ein Beutel mit Salben, Tinkturen und diversen Phiolen befand. Nachdem er gefunden hatte, wonach er suchte, holte er das richtige Fläschchen heraus, warf einen Blick darauf und drückte es seinem Patienten in die Hand. »Hier – gegen die Schmerzen!«, fügte er erklärend hinzu. »Für den Fall, dass Ihr sie nicht mehr aushalten könnt.«
    Die Dankbarkeit seines Schützlings hielt sich jedoch in Grenzen. »Was ist das?«, fragte er ungeniert und begutachtete die Phiole von allen Seiten.
    »Ein Schlafmittel, mein Sohn.«
    »Wahrhaftig – ein Geschenk des Himmels«, murmelte der vermeintliche Pilger, jedoch keinesfalls so, wie man es von einem halb tot Geprügelten erwartet hätte. Da war etwas in seiner Stimme, das Bruder Hilpert aufhorchen ließ. Etwas, das ihm ganz und gar nicht gefiel. Gerade eben noch mehr tot als lebendig, sah es danach aus, als sei sein Patient plötzlich wieder zum Leben erwacht. Und das ohne Beistand oder Zuhilfenahme von Medizin.
    Das eigentlich Erstaunliche daran sollte jedoch noch kommen. »Habt Dank, Bruder!«, ließ sich der Viehhändler schließlich dazu herab, die Gebote der Höflichkeit zu beachten. »Ihr habt mir einen großen Dienst erwiesen. Größer, als man ihn sich überhaupt vorstellen kann.«
    »Wenn dem so wäre, würde ich mich freuen.«
    »Eure Medizin wird viel Gutes bewirken. Ach, was sage ich – wahre Wunder! Zu gegebener Zeit werde ich reichlich Gebrauch davon machen. Darauf gebe ich Euch mein Wort.«

     
    H

     
    Im Verlauf des Gesprächs mit Bernward war Bruder Hilpert immer einsilbiger geworden, und so kam ihm der Kapitän, der es mit Interesse verfolgt hatte, gerade recht. »Apropos Dank – findet Ihr nicht, dass auch mir ein bisschen davon gebührt?«
    »Selbstverständlich, Herr Kapitän!«, gab Bruder Hilpert wider besseres Wissen und mit einer gehörigen Portion Ironie zurück. »Euer beherztes Eingreifen hat unserem jungen Freund das Leben gerettet. Wo wären wir, wenn Ihr ihn nicht an Bord gehievt hättet! Ohne Eure Hilfe wären der Kesselflicker und ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aufgeschmissen gewesen. Stimmt ’ s, Meister Rigobert?«
    Zum Glück war Berengar, der das Gespräch vom Bug aus verfolgt hatte, mit Bruder Hilperts Winkelzügen mittlerweile vertraut. Und geistesgegenwärtig genug, die gewünschte Antwort zu geben: »Freilich, Bruder … wie war doch noch gleich Euer Name?«, trug er allerdings eine Spur zu dick auf.
    »Hilpert. Bruder Hilpert. Ich hoffe, Ihr könnt ihn Euch merken.«
    »Ich werde mir jedenfalls Mühe geben«, antwortete Berengar verschmitzt.
    »Wie schön.«
    »Stets zu Diensten.« Bemüht,

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