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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Duft einsog.
    »Das gibt’s doch gar nicht! Die Bullen!«, schrie plötzlich die Scooterfahrerin.
    »Was?«
    »Nein, die halten uns auch noch an! Oh, Mist!«
    Erst jetzt sah Tannenberg das Polizeiauto, das die beiden bereits überholt hatte und zum Anhalten aufforderte.
    »Wieso fahren Sie ohne Helm?«, fragte der Beifahrer, direkt nachdem er ausgestiegen war.
    An den Schulterklappen sah Tannenberg sofort, dass es sich bei dem jungen Mann um einen Bereitschaftspolizisten von der Enkenbacher Polizeischule, wahrscheinlich bei einer seiner ersten Streifenfahrten, handelte.
    »Kollege, ich hab’s eilig.«
    »Wieso Kollege? Sind wir mal zusammen die Treppe runtergefallen?«, fragte der junge Mann überheblich.
    »Machen Sie nicht so’n Aufstand, Mann! Ich hab’s wirklich eilig!«
    »Wenn Sie ein Kollege sind, wie Sie sagen, dann haben Sie doch bestimmt Ihren Dienstausweis bei sich.«
    »Mann, oh Mann. Sicher!«, rief Tannenberg sauer und suchte in seiner Jacke nach dem Ausweis, fand ihn aber nicht. »Oh Shit, den hab ich zu Hause in der anderen Jacke.«
    »Kann ja jeder sagen«, grinste der junge Beamte.
    »Onkel Wolfram, ich hab einen wichtigen Termin. Kann ich jetzt endlich weiterfahren?«, fragte Marieke ungeduldig.
    »Nein, du fährst jetzt nicht los, deinen Scooter schau ich mir erst noch genauer an«, stellte der strohblonde Polizeieleve klar.
    »So, jetzt reicht’s!«, sagte Tannenberg und bewegte sich zum Fahrer des Wagens. »Mensch, Krummenacker, was soll’n der Mist. Warum pfeifst du denn deinen jungen Kettenhund nicht zurück?«
    Der angesprochene Beamte ließ sich nicht beeindrucken und zündete sich gelassen eine Zigarette an. »Weißt du, Tannenberg, wenn man immer so arrogant ist, wie ihr von der Kripo, dann kann man sich von einem kleinen Streifenpolizisten ruhig mal über angemessenes Verhalten im Straßenverkehr belehren lassen. Die STVO gilt schließlich auch für einen Kriminalhauptkommissar!«
    »Weißt du was, Polizeioberwachtmeister Krummenacker«, schrie Tannenberg, während sich seine Gesichtsfarbe immer deutlicher veränderte. »Du fährst mich jetzt sofort zum Pfaffplatz, sonst rauscht’s hier gleich ganz gewaltig! Pass ja auf, dass du mir nicht mal zugeteilt wirst! – Los, Marieke, du kannst fahren!«
    Dieser deftige Anpfiff verfehlte seine Wirkung nicht. Sofort öffnete der eingeschüchterte Polizeischüler dem Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission die rechte hintere Wagentür, nahm seine Mütze demütig vom Kopf, presste die Lippen fest aufeinander und nickte mehrmals ehrerbietend mit dem Kopf, während Tannenberg sich eilig in den grasgrünen Streifenwagen setzte. Krummenacker hatte sein allzu keckes Verhalten inzwischen anscheinend ebenfalls bereut und saß während der Fahrt wie ein geprügelter Hund wortlos hinter seinem Lenkrad.
     
    Als Tannenberg im großen Besprechungszimmer neben seinem Büro eintraf, wurde er bereits von seinen engsten Mitarbeitern erwartet. »Was ist denn eigentlich los?«, fragte er in die Runde seiner versammelten Kollegen.
    »Keine Ahnung, Chef, der Herr Oberstaatsanwalt hat mir nicht gesagt, warum, sondern nur, dass ich alle Mitarbeiter des K 1 sofort hierher beordern soll«, erläuterte Petra Flockerzie. »Aber jetzt ist er nicht da – und wir stehen hier, wie bestellt und nicht abgeholt. Wissen Sie was, Chef, ich mach uns allen erstmal einen schönen starken Espresso.«
    »Tolle Idee, Flocke! Bin echt mal gespannt, was der will.«
    »Ich auch, Wolf! Vielleicht hat er ja eine neue heiße Spur ins Prostituiertenmilieu entdeckt«, meinte Schauß lachend.
    Wenige Zeit später erschien Dr. Hollerbach im Gefolge eines wahren Hofstaates von Kriminaltechnikern.
    »Meine Herren, unser Mordfall hat eine dramatische Wendung erfahren«, begann er theatralisch. »Der Täter hat sich gemeldet. Er hat diese Postkarte hier an mich geschickt«, rief der Oberstaatsanwalt mit herrischer Stimme, warf seinen rechten Arm nach oben und wedelte mit einer Ansichtskarte. Dann verteilte er die mitgebrachten Fotokopien unter den Anwesenden. »Schauen Sie sich die Vorder- und Rückseite der Karte genau an.«
    Tannenberg nahm zwar ein Blatt entgegen, gab sich aber mit der Kopie nicht zufrieden, sondern riss dem verdutzten Vertreter der Staatsanwaltschaft mit einer flinken Bewegung die Postkarte aus der Hand.
    Er blickte direkt auf ein Foto, auf dem nur Pfifferlinge zu sehen waren, nichts als dottergelbe Pfifferlinge. Schnell drehte er die Karte um, überflog kurz die Adresse

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