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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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automatische Verdeck betätigt – und hatten dann jedes Mal den Ausstellungsraum wieder frustriert verlassen. Bis nach langem Hin und Her endlich der Beschluss gefasst wurde, einmal im Leben etwas völlig Verrücktes zu tun und sich bar jeder Vernunft dieses Traumauto zu kaufen, obwohl sie es sich eigentlich gar nicht leisten konnten.
    Und dann war der todschicke BMW endlich in ihrem Besitz. Die Jungfernfahrt führte über das Warmfreibad hier hoch am Stall vorbei, weiter nach Johanniskreuz und über das Elmsteinertal zurück in die Stadt.
    Um die hohen Behandlungskosten wenigstens annähernd decken zu können, hätte er eigentlich das Cabrio sofort nach der Diagnose von Leas Krankheit verkaufen müssen, aber er hatte es trotz der enormen finanziellen Belastung, die aus den teuren alternativmedizinischen Therapien resultierte, einfach nicht übers Herz gebracht.
    Dieses Auto war zu einem Teil von ihnen geworden. Und diese enge Bande zu Lea konnte er auch nach ihrem Tod nicht abtrennen, er hätte es als Verrat empfunden – egal wie verrückt das alles einem Außenstehenden erscheinen mochte.
    »Wolf, da kommt jetzt gleich die Hochspeyerer Jugendherberge. Weißt du, wie’s dann weitergeht?«, sprengte Schauß unbeabsichtigt Tannenbergs Zeitreise.
    »Was? Nein! Aber fahr mal zur Jugendherberge rein!«
    »Warum denn das? Willst du einen Kurzurlaub einlegen?«
    »Wart’s ab!«
    Kommissar Schauß tat, was er geheißen wurde, und fuhr auf den direkt vor dem Haupteingang der Jugendherberge gelegenen, asphaltierten Parkplatz. Gespannt wartete er, bis sein Chef nach etwa zehn Minuten aus dem Gebäude zurückkehrte.
    »Und, was hast du jetzt da drin gemacht?«
    »Zeig ich dir gleich«, antwortete Tannenberg und zauberte aus seiner Hosentasche ein Päckchen mit Pferdebildern hervor, die er seinem Mitarbeiter demonstrativ unter die Nase hielt. »Ich wollte nur abklären, wie die aktuellen Jugendherbergskarten aussehen. Wie du selbst feststellen kannst, sind es keine Pilze, sondern Pferde.«
    »Also, Wolf, wirklich!«, beschwerte sich Tannenbergs junger Mitarbeiter. »Auch wenn ich kein Naturexperte bin, seh sogar ich den Unterschied zwischen Pferden und Pilzen. Und was machst du jetzt mit den vielen Postkarten?«
    »Ich schenke sie Marieke, die ist doch so’n Pferdefan. Ich hab übrigens den Herbergsvater gefragt, ob er sich daran erinnern kann, wann ungefähr die Pilzserie aufgelegt wurde …«
    »Und?«
    »Gib mal ’nen Tipp ab!«
    »Keine Ahnung!«
    »Also der Herbergsvater wusste es auch nicht. Der kommt aus den neuen Bundesländern und ist erst seit etwa drei Jahren hier beschäftigt. Und in der Zeit ist ihm solch eine Serie nicht untergekommen. Klär das später mal ab. Bei diesem Jugendherbergsverein wird es bestimmt ein Archiv oder so was geben.«
    »Das lassen wir die Flocke machen, die kann das übers Internet rauskriegen«, sagte Michael Schauß und legte den Rückwärtsgang ein.
     
    Auf Tannenberg wartete nun die mit Abstand unangenehmste und belastendste Tätigkeit seines Jobs. Früher hatte die Aufgabe des Todesboten meist der alte Weilacher übernommen, der mit seiner ruhigen, pastoralen Art und der leidvollen Erfahrung vieler Berufsjahre für diese Sache wie geschaffen war. Weilacher hatte während gemeinsamer Observationen und Dienstfahrten des öfteren davon berichtet, dass er eigentlich ganz gerne Gemeindepfarrer geworden wäre. Diesen Berufswunsch hätten seine Eltern aber nicht akzeptiert. Und so sei er eben bei der Kripo gelandet, wo ihm das soziale Element allerdings etwas zu kurz komme.
    Auf irgendeinem dunklen Wege schien Kommissar Schauß über die Probleme seines Vorgesetzten hinsichtlich der Übermittlung der Todesnachricht informiert worden zu sein, denn plötzlich bot er Tannenberg freiwillig an, diese Aufgabe für ihn zu übernehmen. »Erinnere ich mich richtig, dass du dich früher nicht gerade vorgedrängt hast, wenn es darum ging, die Leute vom Tod ihrer Angehörigen zu unterrichten?«
    »Den Eindruck hast du gehabt?«, fragte Tannenberg scheinheilig.
    »Ein wenig schon, Wolf. Ich wollte es dir nur anbieten, schließlich hab ich vor Ostern eine Fortbildung zu diesem Thema besucht.«
    »Dann bist du ja genau der richtige Mann für solche Sachen. Außerdem bin ich ja dabei und steh dir zur Seite, falls es nötig sein sollte.«
    Ohne sich die Erleichterung über Schauß Vorschlag anmerken zu lassen, forderte Tannenberg seinen Mitarbeiter auf, beim nächsten Passanten anzuhalten, damit sie

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