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Pinguin Mord

Pinguin Mord

Titel: Pinguin Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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tun?«
    Heinrichs
räusperte sich. »Es geht um Ihre Tochter
Thea.«
    »Ist was mit
ihr?« Helga Meves schlug erschrocken die Hände vor den
Mund. Sie sank auf den noch freien Stuhl und musterte die Besucher mit
angsterfülltem Blick. »Ist ihr etwas
passiert?«
    »Nichts, sie ist
in Ordnung«, beeilte sich Heinrichs zu sagen. Helga Meves
tupfte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn.
Ulbricht fiel auf, dass ihre Hände zitterten. »Ziemlich
warm, hm.«
    »Diese verdammte
Hitze macht uns allen zu schaffen. Erst letzte Woche hat es den
alten Zenker, meinen Nachbarn, erwischt. Hitzschlag. Er wurde
achtundsechzig Jahre.« Ihr Kopf ruckte hoch. »Also, was
ist mit Thea? Hat sie etwas verbrochen?«
    »Aus unserer
Sicht nicht - Sie mögen das anders sehen.«
    »Wovon reden
Sie?« Ihre Hand fuhr über das Wachstischtuch, sie zupfte
eine Falte glatt.
    »Sie hat
… nun, sie hat ein wenig Ahnenforschung betrieben, wenn Sie
verstehen, worauf ich hinauswill?« Heinrichs grinste.
»Was reden Sie da für einen
Blödsinn?«
    »Sie hat ihren
Vater gesucht. Ein Mädchen, das ohne Vater aufwächst, hat
das Bedürfnis, ihren Vater einmal zu
treffen.«
    »Sie
hat…« Helga Meves wurde leichenblass. »Sie hat
sich mit Karlheinz getroffen?« Ihre Stimme klang
heiser.
    »Richtig«,
nickte Ulbricht. »Allerdings hat das Vergnügen, dem
leiblichen Vater nach fünfunddreißig Jahren
gegenüberzustehen, nicht sehr lange
gedauert.«
    »Er wollte
nichts von ihr wissen.« Es war keine Frage, es war eine
Feststellung. Die alte Dame starrte auf einen imaginären Punkt
auf der Tischdecke. »Er hat sich nie zu seiner Tochter
bekannt. Niemals wollte er sie kennenlernen.« Jetzt blickte
sie auf. »Aber woher wissen Sie … ich meine, woher
weiß Thea, dass …«
    »Sie hat sich
verdammt viel Mühe gegeben«, erwiderte Ulbricht.
»Und sie hat gefunden, wonach sie gesucht hat.« Jetzt
kehrte er die Handflächen nach oben. »Allerdings hat die
Wiedersehensfreude nicht lange gehalten. Wie Sie vielleicht
gehört oder gelesen haben, wurde Karlheinz Kötter das
Opfer eines schrecklichen Verbrechens.«
    »Sie haben ihn
umgebracht.« Jetzt schimmerten ihre stahlgrauen Augen feucht.
Sie nickte. »Eiskalt ermordet.«
    »Wer sind denn
,sie‘?« Heinrichs beugte sich über den Tisch.
»Was weiß denn ich? Feinde hatte er genug, der gute
Karlheinz Kötter. Und offen gestanden: Verdient hat
er’s.« Ihre Stimme vibrierte.
    »Was war er
für ein Mensch?«
    »Arrogant. Er
meinte, ihm würde die Welt gehören. Mit seinem Geld
konnte er jeden Fehler, den er sich leistete, wiedergutmachen. Aber
wie heißt es so schön?« Sie lächelte.
»Hochmut kommt vor dem Fall.« Dann stand sie auf.
»Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen? Ich erwarte
gleich Besuch von einer Freundin.« Ulbricht und Heinrichs
erhoben sich. »Natürlich, wir sind schon so gut wie
weg.« Helga Meves brachte sie zum Gartentor. Ulbricht blieb
vor dem Eingang des Hauses stehen und blickte an der
Schieferfassade mit den leuchtend weißen Fensterrahmen
hinauf. »Ein schönes Haus. Hat er Ihnen
…«
    »Nein, hat er
nicht«, unterbrach sie ihn unwirsch. »Ich habe es vom
Geld meiner Familie gekauft. Warum fragen
Sie?« 
    »Nun, ich
weiß, dass Kötter ein Erzfeind der Familie Grotejohann
war. Und soviel ich weiß, haben Sie Verbindungen zu der
Familie.«
    »Das eine hat
nichts mit dem anderen zu tun.«
    »Natürlich.«
Heinrichs legte sein schleimigstes Lächeln auf. Dann standen
sie jenseits des Zaunes. »Haben Sie eine Idee, wer Karlheinz
Kötter umgebracht haben könnte?«
    »Nein«,
erwiderte sie schnell. »Es geht mich nichts mehr an, und ich
will mit der alten Sache auch nichts mehr zu tun haben. Und jetzt
verschwinden Sie!«
    »Natürlich«,
äffte Ulbricht seinen Assistenten nach. »Sagen Sie, Sie
sind doch eine geborere Grotejohann?«
    »Fragen Sie doch
meine Tochter - sie ist ja anscheinend ganz gut darin, in der
Vergangenheit ihrer Mitmenschen
herumzuschnüffeln.«
    »Das werden wir
tun.« Ulbricht wünschte einen schönen Tag, tippte
sich an die nicht vorhandende Hutkrempe und zog Heinrichs mit sich
zum Wagen. Er hatte genug gehört.

50
    Montag, 11:10 Uhr,
Elberfeld, auf Höhe Schwebebahnstütze 284
    Von Minute zu Minute
fanden sich mehr Schaulustige zwischen Kluse und Gerichtsinsel ein
und schauten der Feuerwehr beim Löschen des Jaguars zu.
Uniformierte Polizisten hatten alle Hände voll zu tun, die
Gaffer aus dem Gefahrenbereich fernzuhalten. Wie durch ein

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