Pinguin Mord
griff er erneut nach
dem Telefon und wählte eine andere Nummer.
»Ja?« Eine
Männerstimme meldete sich.
»Tag, Wagner.
Ich vermisse Peggy Bach.«
Der Mann am anderen
Ende der Leitung lachte verhalten. »Hören Sie keine
Nachrichten?«
»Was soll der
Unsinn?«, polterte Werner Grotejohann.
»Auf der
Wupperwelle haben sie es vor einer halben Stunde gemeldet. Der
Jaguar ist entsorgt.«
»Was soll der
Mist? Ich wollte keinen spektakulären Abgang.«
Grotejohanns Gesicht lief rot an.
»Das ist nicht
meine Schuld. Ihre… Ihre Freundin«, Ironie und Spott
lagen in Wagners Stimme, »hat getan, was sie für richtig
hielt.«
»Und was hat sie
für richtig gehalten?«
»Sie hat sich
zusammen mit dem Jaguar aus Ihrem Leben verabschiedet.«
Wieder dieses spöttische Lachen.
»Sie hat…
was? Reden Sie Klartext!«
»Selbstmord - so
haben sie’s im Radio gesagt. Die Gute hat den Innenraum der
Karre mit Benzin übergossen und angesteckt. Entweder wollte
sie sich umbringen, oder der Sicherheitsgurt hat geklemmt.
Jedenfalls ist sie in der Karre verbrannt.«
Grotejohann glaubte es
nicht. »Sie reden einen verdammten Blödsinn. Welchen
Grund sollte Peggy haben …« Er brach mit zitternder
Stimme ab. Sein Gesicht war kreideweiß geworden.
»Das müssen
Sie am besten wissen.« Ohne eine Antwort von Grotejohann
abzuwarten, hatte er aufgelegt.
Werner Grotejohann
hörte das Tuten im Telefon, nahm es vom Ohr und starrte
ungläubig auf das Gerät, bevor er die rote Taste
drückte. Tausend Gedanken jagten durch seinen Kopf. Peggy war
also wirklich tot, qualvoll in seinem Jaguar verbrannt. Er
spürte, wie ihm die Knie weich wurden. Tausend Gedanken rasten
durch seinen Kopf. Der Verlust der Freundin mischte sich unter die
Angst, aufzufliegen. War es ein Unfall gewesen, oder stimmte das,
was Wagner ihm gesagt hatte? Wie dem auch sei, es würde nicht
mehr lange dauern, bis die Kripo bei ihm auftauchte.
54
Montag, 14:10 Uhr,
Redaktion der Wupperwelle
»Normal ist das
doch nicht.« Heike schüttelte den Kopf und nahm einen
tiefen Schluck aus der Mineralwasserflasche. »Bist du dir da
ganz sicher?«
Stefan nickte.
»Der Pinguin des Brauhauses wurde jetzt auch geköpft, und
Hurtiger hatte einen Anruf des Erpressers. 500.000 Euro soll er
lockermachen, wenn das Bier weiterhin nach dem deutschen
Reinheitsgebot gebraut werden soll.«
»Aber zumindest
lebt er sicher.«
»Wieso?«
Stefan runzelte die Stirn und setzte sich an den
Computer.
»Na ja, solange
er die Lösegeldsumme nicht bezahlt hat, wird ihm niemand nach
dem Leben trachten.« Heike grinste triumphierend.
»Stimmt.
Zumindest, wenn man davon ausgeht, dass der Erpresser und der
Pinguin-Mörder ein und dieselbe Person sind.« Fast
zeitgleich waren sie zum Sender zurückgekehrt. Stefan hatte in
knapp zwei Stunden Sendung, und die Ereignisse in der Stadt
schienen sich zu überschlagen. »Und wie geht es jetzt
weiter?«
»Die im Jaguar
verbrannte Leiche ist noch nicht identifiziert«, erwiderte
Heike. »Ich werde mich dahinterhängen und den Leuten bei
der Kripo auf den Zeiger gehen.«
»Heike, eine
Obduktion kann ein, zwei Tage oder auch länger dauern«,
erinnerte Stefan sie. »Bevor die Rechtsmediziner nichts
Genaues wissen, rückt im Präsidium sowieso niemand mit
Informationen heraus.«
»Das
fürchte ich auch«, seufzte Heike. »Trotzdem. Ich
bleib am Ball, aber so was von.« Jetzt lachte sie. »Geh
du gleich ins Studio und mach deine Sendung. Ich kümmer mich
zusammen mit Kracht um die Neuigkeiten.«
»Zuerst muss ich
mit Eckhardt sprechen. Einige geplante Themen müssen aus der
Sendung fliegen, damit wir Platz für die aktuellen Ereignisse
der Stadt kriegen.«
Heike machte einen
säuerlichen Gesichtsausdruck. Sie wandte sich um und blickte
zu der gläsernen Wand, die das Büro des Chefredakteurs
vom Rest des Großraumbüros trennte. Eckhardt
telefonierte und gestikulierte wild. Er fuhr sich mit der freien
Hand durch die dichten Haare, die ihm anschließend in alle
Himmelsrichtungen abstanden. Sein Gesicht hatte eine tiefrote
Färbung angenommen. Anscheinend war er auf hundertachtzig.
Heike stöhnte. »Na dann viel
Spaß.«
55
Montag, 14:25 Uhr,
Mollenkotten
»Ich hatte
Besuch.« Helga Meves umklammerte den altmodischen
Telefonhörer fester. »Die Vergangenheit holt uns
ein.«
»Warum?«
Am anderen Ende der Leitung war ihr Halbbruder. Er war sehr
einsilbig, schien mit den Gedanken ganz woanders zu
sein.
»Die Kripo hat
mich zu Karlheinz Kötter befragt. Zwei
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