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Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyra Groh
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mich wundert, als nichts zerbricht.
    »Boah, Janosch, das ist so was von kindisch!«
    »Kindisch?«, brüllt er mir in einem Tonfall zu, der mir im ersten Moment Angst einjagt. Dann merke ich, dass es keine Angst ist: Er macht mich wütend. Stinksauer. Böse. »Weißt du, was kindisch ist? Immer wieder nachzufragen, obwohl man merkt, dass man keine Antwort kriegt.«
    »Immer wieder? Ich hab dich eben erst zum zweiten Mal gefragt!« Ich springe vom Sofa und reiße die Wohnungstür auf. Bevor ich gehe, knurre ich: »Mit Sex ablenken zu wollen, weil man unfähig ist, über etwas zu reden– das ist kindisch!«
    »Was soll das denn jetzt werden, Feli? Immer einmal mehr als du? «
    Ich knalle die Tür hinter mir zu und renne auf der Treppe Steffi über den Haufen, die mich blöd anguckt. Natürlich guckt sie blöd. Ich trage einen Pulli von Janosch mit viel zu langen Ärmeln und sonst nur eine Unterhose. Nicht mal Socken. Noch dazu heule ich.
    »Hey, Feli«, beginnt sie, »alles klar?«
    »Ich kann grad nicht«, brummele ich. Blöde Kuh! Was denkt sie sich denn? Dass ich Jaaaa brülle? Jaaaa, mir geht’s super! Und ich kann meiner guten Laune nur Ausdruck verleihen, indem ich in Unterhosen heule!
    WAS TUN? SIMON ANRUFEN!
    Bei Cem und mir hat heute Abend mal wieder der Chinese von um die Ecke gekocht. Ich gabele in der weißen Papierbox herum und fühle mich dabei einmal mehr wie im Film. Da gibt es nämlich auch immer diese weißen Chinamannboxen, aus denen die Filmstars in literweise Fett gebackene Nudeln essen, ohne auch nur ein Gramm anzusetzen. In Hollywood wird das China-Futter in Schachteln meist als Stilmittel eingesetzt, um den Frust und die schlechte Laune der Protagonisten zu verdeutlichen.
    Auch mir geht’s heute nicht besonders gut.
    »Manchmal finde ich Janosch einfach bescheuert. War doch klar, dass ich irgendwann merken musste, dass er irgendwie keinen Vater hat. Ist doch auch verständlich, dass ich da mal nachfrage, oder? Mann… dabei war es so schön.« Ich ramme meine Gabel in ein Stückchen Huhn. » NEIN ! Es war nur so schön, weil er nicht wollte, dass ich ihn noch mal nach seinem Vater frage!«, korrigiere ich.
    »Okay. Ihr habt euch gezofft und angebrüllt– passiert. Habt ihr seitdem noch mal miteinander gesprochen?«
    Ich schüttele den Kopf. Pfff! Janosch war heute irgendwie nicht nach sozialer Interaktion. Ich habe ihn kurz auf dem Weg zur Uni im Hausflur mit Simon getroffen, und was hab ich bekommen? Von Simon ein freudiges Hi! und von Janosch ein gerädertes, genervtes und lustlos genuscheltes Ichkannheutnich …
    In diesem Moment kam mir die Idee, dass es vielleicht klug wäre, mal mit Simon zu sprechen und ihn nach dem ominösen Vater Winter zu fragen. Ich erinnere mich, dass Simon einmal von schwierigen Familienverhältnissen gesprochen und erwähnt hat, dass Janoschs Mama in Therapie sei, weil in der Familie »so viel Mist« passiert sei. AAAAH , mich macht es wahnsinnig, etwas nicht zu wissen, wenn ich es doch so unbedingt wissen will ! Dabei möchte ich bloß meinen Freund, sein Leben, sein Handeln und seine Eigenarten verstehen. Warum hat Janosch dafür kein Verständnis?
    Ich habe Simon im Laufe des Tages mehrmals versucht anzurufen, aber er ist nie drangegangen. Jedes Mal bekam ich bloß seine charmante Mailbox-Ansage zu hören und habe schließlich etwas Unverfängliches draufgesprochen.
    Es ist fast elf. Cem und ich sind emotional total geschlaucht, weil wir uns The Green Mile reingezogen und einander heulend die Köpfe auf die Schultern gelegt haben. Mein Handy klingelt und sagt mir: Simon ruft an! Aufregung macht sich in meiner Kehle breit.
    Ich hebe ab und werde erst mal mit Entschuldigungen überhäuft. Es tut Simon leid, dass er nicht drangegangen ist, es tut ihm leid, dass er erst jetzt zurückruft, und es tut ihm leid, dass es so spät geworden ist. Ich wette, dass ich ihn sogar dazu bringen könnte, sich für seine Existenz zu entschuldigen, aber ich will den netten Kerl nicht hochnehmen.
    »Ist schon okay«, sage ich gefühlte hundert Mal und berichte auf Nachfrage über mein wertes Befinden.
    »Gab es was Bestimmtes?«, fragt Simon.
    Im Grunde muss ihm klar sein, dass ich nicht einfach nur so bei ihm angerufen habe, um ein Pläuschchen zu halten. Ich habe ihn noch nie angerufen, seine Nummer habe ich nur für den Notfall.
    »Och, na ja, eigentlich nicht. Wollte nur mal hören.« Ich beschließe, die eigentliche Frage so beiläufig wie möglich fallen zu lassen.
    »Du

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