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Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyra Groh
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wolltest mal hören? Warum hast du mich dann tausendmal angerufen?« Simons Stimme klingt nicht böse, sondern belustigt. Er weiß mit Sicherheit gar nicht, wie böse sein funktioniert. »Jetzt sag schon. Brauchst du Hilfe bei irgendwas?«
    Vor ein paar Wochen habe ich Simon fasziniert dabei zugesehen, wie er Janoschs Kaffeemaschine repariert hat. Ich machte ihm ein Kompliment für sein handwerkliches Geschick und erzählte, dass Cem und ich in einem solchen Fall erst einen Tobsuchtsanfall bekommen und dann kurzen Prozess machen würden. Wir würden das defekte Gerät wegwerfen und ein neues kaufen. Da sagte Simon, beim nächsten Mal solle ich ihm einfach Bescheid geben, er sei nämlich ganz geschickt. Mit den Händen. Genau so hat er es gesagt: »Ich bin ganz geschickt«, Kunstpause, »mit den Händen.«
    Ich habe seine Worte analysiert und bin zu folgendem Ergebnis gekommen: klare Sache, sie sind sexuell auslegbar. Gott sei Dank war Janosch zu dem Zeitpunkt unter der Dusche. Wenn er mitbekommen hätte, dass Simon mir gegenüber derartige Andeutungen macht, dann hätte Janosch ihm sicher den Kopf abgerissen.
    »Also mit unserer Kaffeemaschine ist alles in Ordnung.«
    »Mit der Waschmaschine?«
    »Auch.«
    »Geschirrspüler?«
    »Wenn der kaputt wäre, würde ich jetzt wahrscheinlich heulen. Dann müsste ich ja mit der Hand spülen.«
    »Schlecht für die Nägel?«
    »Nee, schlecht für die Zeit, die ich sonst mit Nichtstun verbringen könnte.«
    Simon lacht herzlich und sagt: »Oh Feli.«
    Nach zwei Sekunden Stille entscheide ich mich, ihm die Frage über Janoschs Papa zu stellen. Es wirkt sonst einfach lächerlich, dass ich Simon den ganzen Tag lang mit Anrufen terrorisiert habe. Am Ende zieht er noch irgendwelche falschen Schlüsse und spricht wieder über die Geschicklichkeit seiner Hände.
    »Okay, es gab einen Grund, warum ich dich angerufen habe.«
    »Janosch«, kombiniert Simon.
    »Ähem… ja.«
    »Feli, das war mir doch sofort klar. Ich hab schließlich heute Mittag mitbekommen, wie bescheuert er im Treppenhaus mit dir umgesprungen ist. Mal wieder.«
    Mal wieder. Das stimmt doch gar nicht! Janosch ist immer superlieb zu mir. Wenn keiner dabei ist…
    »Ja, er ist irgendwie… reserviert, seit ich ihn gestern auf seinen Vater angesprochen habe.« Reserviert? Ein förmlicheres Wort ist mir wohl nicht eingefallen.
    Simon stößt einen langen Seufzer aus.
    »Kannst du mir etwas darüber… nun ja, weißt du was über ihn? Ist er gestorben?«
    »Nein, also ich… Nein, er ist nicht tot, sie haben bloß kaum Kontakt. Feli, ich möchte wirklich, dass Janosch mir vertrauen kann, deshalb…«
    »Okay, ich ähm, ich verstehe schon. Ist in Ordnung, ihr seid Kumpels, wenn er mit dir im Vertrauen…«
    Simon seufzt wieder, und ich sehe ihn förmlich vor mir, wie er die Hände durch die Haare zieht und nach einer Antwort sucht.
    »Wollen wir nicht lieber persönlich drüber reden? Ich muss morgen sowieso kurz bei Janosch vorbei, da könnten wir einen Kaffee trinken.«
    »Keine Chance! Janosch wird nicht darüber reden. Er will nicht, dass ich es weiß!«
    »Ich meinte auch nicht, dass wir zu dritt einen Kaffee trinken. Ich komme einfach zu dir hoch, okay?«
    Janosch wird Simon töten, weil er sich alleine mit mir treffen will. Dann wird er ihn nochmals töten, weil er mit mir über seine Familie redet, und zu guter Letzt wird er mich töten, weil ich es nicht habe ruhen lassen und Simon in die Sache reingezogen habe. Aber ich bin nun mal gespannt darauf, was so grandios schiefgelaufen sein kann, dass ein lebendiger Papa nicht auf der Hochzeit seiner Tochter erscheint. Das passt nämlich in einen Sat.1-Film, aber nicht in mein Leben. Ich habe keine andere Chance, als Simon zu fragen. Natürlich könnte ich dieses Thema auch für immer totschweigen, aber das entspräche nicht meiner Natur. Ich will nicht, dass etwas Unausgesprochenes zwischen uns steht.
    »Gut«, antworte ich deshalb, »alles klar. Dann sehen wir uns morgen. Ich bin den ganzen Tag da.«
    SOGAR MIT PLÄTZCHEN
    Als es am nächsten Nachmittag an der Wohnungstür klingelt, öffne ich mit ungekämmtem Strubbelkopf, den ich in einen Pferdeschwanz zu zwingen versuche, in Jeans und einem grauen Sweatshirt, das ich Janosch geklaut habe. Simon steht mit einem Berg von Weihnachtsplätzchen im Türrahmen.
    »Hallo!«, strahlt er mich an und wedelt mit dem Plätzchenteller vor meinem Gesicht herum. »Wir haben heute im Pflegeheim gebacken, und da dachte ich, ich bringe

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