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Pink Christmas (German Edition)

Pink Christmas (German Edition)

Titel: Pink Christmas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin C. Skylark
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mich schließlich auf. Auch ich hängte mir die Tasche über die Schulter und griff nach meiner Jacke. Ein letztes Mal ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen und spürte Wehmut in mir, als mein visueller Rundgang an der Tür endete.
    „Wollen wir noch was essen gehen?“, fragte Julian.
    Ich wusste, dass er sich nur höflichkeitshalber um mich bemühte. Ich wusste, dass er lieber längst zu Hause wäre, um die letzten Weihnachtsvorbereitungen mit seiner Familie zu besprechen.
    „Nein“, antwortete ich.
    „Was trinken … vielleicht?“, war Julians zweiter Versuch.
    Ich schüttelte den Kopf und machte mich auf den Weg zur Tür. Julian holte mich schnellen Schrittes ein.
    „Kann ich dir denn gar nichts Gutes tun?“, fragte er.
    Fast musste ich auflachen vor lauter Selbstironie. Doch ich verkniff mir jegliche Anzeichen und ignorierte die wirren Antwortmöglichkeiten, die sich in meinem Kopf zusammenspannen.
    „Mann, Flo!“, schimpfte Julian neben mir. „Sag doch einfach, was los ist!“
    Irritiert blieb ich stehen. Der dunkle Korridor des Unigebäudes war krampfhaft verziert worden. Eine Lichterkette schlängelte sich über eines der Fenster, und irgendjemand hatte Sterne aus Transparentpapier an die große Pinnwand geheftet.
    Julian blieb stehen. Ich wandte mich zu ihm und starrte ihn an. Für den Bruchteil einer Sekunde schoss ein Adrenalinblitz durch meine Glieder, ließ mich meine Hände zu Fäusten ballen und brachte mich beinahe dazu, Unausgesprochenes auszusprechen. Noch gerade rechtzeitig schaffte ich es, mich zu beherrschen, schloss meinen Mund und atmete tief durch.
    „Bist du irgendwie sauer, oder was?“, fragte Julian.
    Seine dunklen Augen fixierten mich. Ein heißer Schauer jagte über meinen Rücken und trieb mich, als lenkte mich eine fremde Macht, dazu an, den Abstand zwischen mir und Julian zu verringern. Ich sah, wie er schluckte. Sein Kehlkopf bewegte sich elegant auf und ab. Ich trat noch näher, ließ meinen Blick keine Sekunde von ihm weichen. Er schien wie paralysiert, bewegte sich nicht, sagte auch nichts.
    „Weißt du …“, flüsterte ich. Ich befeuchtete meine Lippen und blieb dicht vor ihm stehen. Seine Augen musterten mich – unsicher, fast ängstlich. Die Weihnachtsbeleuchtung tauchte sein Gesicht in goldene Farbe und ließ ihn noch attraktiver erscheinen.
    „Flo … Was …“, stammelte Julian, bevor seine Stimme versagte. Er machte keine Anstalten, sich zu wehren, starrte mich lediglich an und schien darauf zu warten, dass ich zu Ende brachte, was ich soeben begonnen hatte.
    Das dachte ich zumindest. Doch in Wahrheit war Julian in eine Art Schockstarre verfallen, die es ihm nicht mehr ermöglichte, zu reagieren. Das stellte sich heraus, als ich all meinen Mut zusammennahm, den noch übrigen Abstand zwischen uns verringerte und mich vorsichtig zu seinem Gesicht vorbeugte. Ich schloss meine Augen und bereitete mich auf den lang ersehnten Kuss vor. Doch so weit kam es nicht. Unsere Lippen streiften sich nur flüchtig, bevor Julian mich von sich wegschubste. Sofort riss ich die Augen auf. Julian stand nach vorn gebeugt neben der Pinnwand und starrte entsetzt in meine Richtung. In seinem Blick existierten Fragen, auf die ich keine Antworten wusste. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis ich wieder zur Besinnung kam. Julian starrte mich noch immer an. Fassungslosigkeit füllte seine Augen. Ich verfluchte mich selbst, durchforstete meinen Wortschatz und suchte mit allen Mitteln nach einer brauchbaren Ausrede, die ich ihm entgegenbringen könnte. Doch ich fand keine. Schweigend stand ich da und wünschte mir nichts sehnlicher, als dass sich der Boden unter meinen Füßen auftat, damit ich in ihm versinken konnte.
    Julian wischte sich mit der flachen Hand über die Lippen. Ekel stand ihm ins Gesicht geschrieben. Wieder und wieder fragte ich meinen Verstand, wie er nur die Kontrolle über meinen Körper hatte verlieren können. Doch er gab mir keine Antwort.
    „Was zum Teufel …“ Mehr brachte Julian nicht hervor. Seine Tasche war von seiner Schulter in seine Ellenbeuge gerutscht und hing nun mitten im getauten Schneematsch, den wir Studenten von der Straße mit hereingebracht hatten.
    Ich schluckte kräftig. Die Lichterkette flackerte hinter mir. Draußen wurde es dunkler. Die Zeit schien gerast und doch stehen geblieben zu sein. Ich fühlte mich unwohl und wusste, dass meine Reaktionszeit mittlerweile zu lang war, all dass ich Julian eine weitere Erklärung

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