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Pink Christmas (German Edition)

Pink Christmas (German Edition)

Titel: Pink Christmas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin C. Skylark
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blieb mir nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass die Weihnachtszeit schnell vorübergehen und der anstehende Jahreswechsel einen Neuanfang für mich bringen würde.

    Zwei Tage später, am 22. Dezember, fiel mir die Decke auf den Kopf. Ich hüllte mich in winterfeste Kleidung, stopfte mein Portemonnaie in die Hosentasche und zog die Wohnungstür auf. Im Hausflur stank es nach Zigarettenqualm. Angewidert verzog ich mein Gesicht und beschleunigte meine Schritte, um schnellstmöglich an die frische Luft zu gelangen. Draußen blieb ich zunächst stehen, zurrte meinen Schal stramm und schob mir die Kapuze über den Kopf. Eisiger Wind streifte meine Wangen, mein Atem kondensierte vor mir in der Luft. Der einst weiß gewesene Schnee war grau vom Stadtdreck und zu schmalen Deichen am Straßenrand zusammengekehrt worden.
    Als kleiner Junge hatte ich den Winter geliebt. Ich hatte mich stundenlang draußen aufgehalten, Schneemänner und Schneehöhlen gebaut, war mit dem Schlitten losgezogen und hatte mit meinen Freunden eine Schneeballschlacht veranstaltet. Als Kind hatte ich mich auf Weihnachten gefreut, jeden Tag ein Türchen am Adventskalender geöffnet und meinen Wunschzettel für den Weihnachtsmann auf die Fensterbank gelegt, um ihn am nächsten Tag auf wundersame Weise von Wichteln abgeholt geglaubt zu wissen.
    Heute war das anders. Ich hasste den Winter, hasste Weihnachten und alles, was mit dieser aufgesetzten, konsumorientierten Zeit zu tun hatte, und hatte meinen Grund dafür: vor zwei Jahren war unser Haus niedergebrannt. Meine Eltern hatten die Kerzen am Adventskranz vergessen. Ich war zu diesem Zeitpunkt nicht zu Hause, übernachtete bei Julian. Für meine Eltern kam jede Hilfe zu spät. Und somit hatte ich sie in der Weihnachtszeit verloren, wegen einer unbedeutenden Kerze, die nur der sinnlichen Atmosphäre gedient hatte.
    Julian hatte mir in dieser schwierigen Zeit zur Seite gestanden, mich abgelenkt und mir Mut gemacht. Dafür war ich ihm bis heute dankbar. Dennoch hatten all seine Bemühungen dafür gesorgt, dass sich meine Gefühle für ihn vervielfachten und meine anfängliche Schwärmerei in wahre Liebe verwandelten. Umso depressiver fühlte ich mich nun, nach unserem Streit. Hatte ich wirklich den einzigen Menschen verloren, der mir noch etwas bedeutete? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Julian einen derartigen Charakter besaß. Im Gegenteil. Ich war mir sicher, dass er sich nur hinter einer Fassade versteckte, unter der jemand steckte, der für mich genauso viel empfand wie ich für ihn. Letztendlich blieb mir allerdings nichts anderes übrig, als abzuwarten. Deshalb wollte ich die nächsten Tage so schnell wie möglich hinter mich bringen. Ich wollte nicht zurück in Melancholie verfallen. Immerhin hatte ich schon weitaus Schlimmeres erlebt, als einen Freund zu verlieren. Deshalb musste ich stark bleiben. Das wäre es auch, was mir meine Eltern in einer derartigen Situation geraten hätten.
    Ich atmete tief ein und ging schließlich los. Die Autos fuhren im Schneckentempo über die Straßen. Offenbar war es sehr glatt. An den Hausfassaden der Innenstadt hingen leuchtende Sternschnuppen und Tannenbäume, und schon von weitem war das laute Gemurmel von Menschenmassen zu hören, die sich auf dem Weihnachtsmarkt einen Punsch nach dem nächsten gönnten. Genau das war es, was auch ich vorhatte. Ich wollte meine Gedanken mit etwas Alkohol auslöschen, einfach mal abschalten und den Tag dahin streichen lassen.
    Zielstrebig trat ich zu einem der Glühweinstände, bestellte mir einen Punsch mit Schuss und legte etwas Geld auf den Tresen. Meine Hände waren taub vor Kälte. Deshalb zog ich die Jackenärmel über meine roten Finger, während ich auf das warme Getränk wartete. Der Kerl vom Ausschank musterte mich kritisch. Zunächst ignorierte ich diese Auffälligkeit, räusperte mich dann aber doch, als sein Blick sich intensivierte.
    „Ist was?“, fragte ich und klang dabei unfreundlicher als gewollt.
    Der Kerl schüttelte den Kopf. Unter seiner Stoffmütze quollen halblange, schwarze Haare hervor und sein dunkler Teint ließ mutmaßen, dass er südländischer Herkunft war. Er zog die Nase hoch und reichte mir die dunkelblaue Keramiktasse, auf der ein weißes Weihnachtsmotiv aufgedruckt war.
    „Vorsicht … ist heiß“, sagte er dazu.
    Ich nickte flüchtig, führte die Tasse an meinen Mund und nahm ein paar Schlucke. Das heiße Getränk kroch wohltuend durch meine Kehle, und der Alkohol breitete sich

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