Pink Christmas (German Edition)
ein hormonelles Feuerwerk in meinem Inneren. Eine Gänsehaut jagte über meinen Rücken. Ich legte meine freie Hand auf Julians Rücken und zog ihn näher an mich heran. Und zu meinem Erstaunen wehrte er sich nicht. Allerdings reagierte er auch nicht. Er stand einfach nur regungslos da und ließ die Situation geschehen. Seine Lippen waren weich und warm und schmeckten leicht süßlich. Zaghaft versuchte ich, Julian zu einer Reaktion zu bewegen, indem ich sanfte Küsse auf seinen Lippen verteilte. Als er daraufhin noch immer nicht reagierte, öffnete ich meine Augen, um seine Verfassung mit einem flüchtigen Blick zu überprüfen. Seine Augen waren geschlossen. Das interpretierte ich als gutes Zeichen. Doch gerade, als ich auch meine Augen wieder schließen wollte, entdeckte ich seine Freunde zwischen der Menschenmenge. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Immerhin wollte ich Julian in keine unangenehme Situation bringen. Deshalb löste ich mich von ihm, noch bevor seine beiden Kumpels etwas von unserer Intimität mitbekommen hatten, und nickte in deren Richtung. Julian wandte sich hektisch um, und als er seine beiden Freunde sah, geriet er in Panik. Ich wollte ihm sagen, dass die beiden nichts gesehen hatten, doch ließ er mir keine Gelegenheit dafür. Er packte mich an der Jacke und presste mich gegen die kalte Mauer. Zornig funkelte er auf mich herab. Seine Kumpels entdeckten uns, interpretierten die Situation falsch und stürmten auf uns zu.
„Ey! Was hat die Schwuchtel angestellt?“, rief einer von ihnen. Es war der dickere der beiden.
Doch Julian reagierte nicht auf die Frage. Noch immer starrte er mir in die Augen – hasserfüllt, wütend und vorwurfsvoll.
„Du beschissener Wichser …“, zischte er. „Du widerst mich sowas von an!“
Ich schluckte, war zu keiner Antwort fähig, war fassungslos.
„Deine Eltern können froh sein, dass sie nicht mehr leben und das alles nicht mitbekommen“, fauchte er.
Damit ging er zu weit. Ich riss mich los, packte ihn an den Oberarmen, drehte ihn herum und presste nun ihn gegen die Wand. Seine beiden Freunde stürmten sofort auf mich zu, doch ich ignorierte sie.
„Nimm das sofort zurück!“, befahl ich und klang dabei derart streng, dass mir selbst ein kalter Schauer über den Rücken kroch.
„Den Teufel werd‘ ich tun!“, entgegnete Julian.
Ich spürte, wie sich Unmengen an Adrenalin in mir zusammenstauten. Mit jeder Sekunde wurde ich wütender, steigerte mich stärker in die Situation und verachtete Julian für das, was er gesagt hatte.
„Du bist so ein gottverdammtes Arschloch!“, fluchte ich.
Ich ließ meine Hände an seinen Kragen wandern und drückte ihn noch fester gegen die Wand. Als Julian daraufhin ganz blass wurde, ließ ich abrupt von ihm ab und wandte mich um. Ich wollte einfach nur weg, allein sein und mit niemandem mehr reden. Doch mein geplantes Vorhaben scheiterte. Kaum dass ich einen Fuß vor den nächsten gesetzt hatte, packten mich Julians Komplizen von hinten, rissen mich herum und schubsten mich brutal zu Boden. Mein Kopf schlug auf den harten Asphalt. Sofort spürte ich warme Nässe, die sich in meine Haare sog.
„Fuck …“, nuschelte ich.
Ein kurzes Gefühl von Schwindel überkam mich. Ich tastete über meinen Hinterkopf und fühlte frisches Blut. Daraufhin wurde mir schlecht. In der Ferne hörte ich die kitschige Musik eines Kinderkarussells, darunter das monotone Gemurmel der vielen Besucher. Ich stützte mich im kalten Schnee ab und versuchte mich aufzurichten. Doch bevor ich überhaupt saß, trat schon der kräftige Kerl auf mich zu und verpasste mir einen Tritt in den Magen. Ich schrie auf vor Schmerz, krümmte mich und zog die Beine an.
„Du Scheißwichser!“, fluchte ich und war den Tränen nahe. „Du beschissener Scheißwichser!“
Im Augenwinkel sah ich, dass Julian sich näherte, wusste aber nicht, was er vorhatte. Und bevor ich seinen Gesichtsausdruck genauer erkennen konnte, eilten ein paar Passanten in unsere Richtung. Daraufhin richtete Julian sich auf und rannte samt seiner Kumpels davon. Ich blieb mit zusammengekniffenen Augen liegen und kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit. Die Stimme einer fremden Frau schallte wie ein fernes Echo durch meinen Kopf. Mühselig wagte ich einen weiteren Versuch, aufzustehen, scheiterte allerdings kläglich. Und dann wurde es plötzlich außergewöhnlich still um mich herum, und eine bedrohliche Schwärze engte mein Blickfeld ein. Kurz darauf spürte ich
Weitere Kostenlose Bücher