Pink Christmas (German Edition)
geht?“, wiederholte ich. „Was glaubst du denn, wie’s mir geht?“
Julian zuckte mit den Schultern. Zum zweiten Mal in diesem kurzen Zeitraum. Er wirkte derart unbeholfen, dass ich ihn kaum wiedererkannte.
„Ich wollte mich entschuldigen“, sagte er dann.
„Wofür genau?“, fragte ich. „Für das, was du über meine Eltern gesagt hast, oder dafür, dass du dabei zugesehen hast, wie deine Möchtegernfreunde mich verprügeln?“
„Beides“, schoss es aus Julian. „Es tut mir beides leid. Und …“
„Und?“, hakte ich nach.
Julian kaute auf seiner Unterlippe. Er schien innerlich mit sich zu ringen. Doch wider allen Erwartungen ging er nicht weiter auf seinen angefangenen Satz ein, sondern machte sich stattdessen an den Taschen auf der Couch zu schaffen.
„Ich hab‘ dir was mitgebracht“, lenkte er ab.
„Danke, ich verzichte.“ Genervt verdrehte ich die Augen. „Du weißt, was ich von Weihnachten halte.“
„Ja, schon …“, murmelte Julian.
„Wieso bist du eigentlich nicht bei deiner Familie?“, fragte ich. „Ich dachte, ihr wolltet dieses Jahr groß feiern … mit deinem kleinen Neffen und so.“
„Ich hab‘ abgesagt“, antwortete Julian.
„Wegen mir?“ Meine Stimme überschlug sich fast. In der Zwischenzeit breitete Julian den Inhalt der mitgebrachten Taschen in einer derartigen Selbstverständlichkeit auf dem Couchtisch aus, dass ich diese Geste widerstandslos hinnahm.
„Das ist doch das Mindeste, oder?“, fragte Julian.
Ich wusste keine Antwort. Gedankenverloren beobachtete ich den Dunkelhaarigen, musterte ihn von oben bis unten. Er trug ein elegantes, schwarzes Hemd und eine enganliegende Jeans. Sein Anblick machte mich wahnsinnig und ließ mich binnen Sekunden vergessen, was er mir angetan hatte, während sich in meinem Verstand eine alles entscheidende Frage formte. Ich wollte sie stellen, wagte es aber nicht, die Worte über die Lippen zu bringen.
„Ich will, dass das aufhört“, murmelte Julian.
Das war mein Startschuss. Seine Aussage genügte, um den Stein ins Rollen zu bringen.
„Bist du schwul?“, fragte ich.
Julian ließ einen Stapel Servietten fallen. Sie öffneten sich und landeten aufgefaltet am Boden. Julian war wie erstarrt.
„Also, ja?“, hakte ich nach.
Daraufhin regte Julian sich wieder, zuckte aber als Antwort nur ein weiteres Mal mit den Schultern.
„Ich weiß nicht“, sagte er. „Bist du es denn?“
Ich atmete tief ein und nahm schließlich all meinen Mut zusammen - in der Hoffnung, dass dieser Versuch nicht wieder in einer handgreiflichen Auseinandersetzung enden würde. Ich trat um die Couch, legte eine Hand auf Julians Schulter und deutete ihm an, sich zu mir umzudrehen. Ich war erleichtert, als ich die braunen Augen, die mir vor zwei Tagen derart fremd geworden waren, wiedererkannte. Da war er wieder, der Julian, in den ich mich von Beginn an verliebt hatte.
„Ich weiß nicht“, antwortete ich. „Aber weißt du, was mich interessiert?“
Julian schüttelte den Kopf. Er war nervös. „Nein. Was denn?“
Ich grinste verschmitzt, so wie es eigentlich immer Julian tat, wenn er mich bewusst in Verlegenheit brachte.
„Na, ob du im Bett genau so abgehst wie vorgestern auf dem Weihnachtsmarkt.“
„Was … was …“ Julian schluckte kräftig. Ein roter Schimmer bildete sich auf seinen Wangen. „Was meinst du?“
Ich trat näher, beugte mich vor. „Du weißt genau, was ich meine“, flüsterte ich.
Ich griff nach seinen Händen, verschränkte meine Finger zwischen seinen und drückte meinen Körper gegen ihn. Dann schloss ich die letzte Lücke und verteilte feuchte Küsse in seiner Halsbeuge. Julian neigte seinen Kopf zur Seite, gewährte mir mehr Spielraum. Zwischen seiner Atmung entglitt ihm ein Keuchen.
„Macht dich das an?“, flüsterte ich.
Julian befreite seine Hände aus meinem Griff, führte sie an meinen Hintern und presste mein Becken an sich heran.
„Spürst du das?“, nuschelte er.
Ich verkniff mir ein Grinsen. In seinem Schritt hatte sich eine Beule gebildet, die mit jeder Sekunde härter wurde. Ich drückte mich immer fester gegen ihn, in einem rhythmischen Takt, der ihn stöhnen ließ. Gierig ließ ich meine Küsse zu seinen Lippen wandern, umschloss sie, leckte sie.
Julian taumelte ein Stück nach hinten. Er stand völlig neben sich.
„Willst du, dass ich dich ficke?“, keuchte ich.
Julian gab unartikulierte Laute von sich, stöhnte kräftiger. Das genügte mir als Antwort. Ich drückte ihn
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