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Piratenbraut

Piratenbraut

Titel: Piratenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Geisler
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seine Knie sinken, offenbar habe ich gerade die Meldung über den Tod der berühmtesten Elefantenschildkröte der Welt getoppt. Angeekelt schaut er zu mir herüber. »Sag mal: Du hast doch heute nicht etwa schon Klos geputzt?« Gleich wird er aufspringen, zu dem kleinen Ladenlokal fahren, das sich Bundesgeschäftsstelle nennt, und dort meinen neuen Piratenfreunden einen langen Vortrag halten – oder sie wenigstens übel beschimpfen. So jedenfalls hört sich das für mich am Küchentisch gerade an.
    »Nein, hab ich nicht«, sage ich. »Putzen soll man nur, wenn das Klo schlimm aussieht.« Ein super Argument, jetzt wird er sicher gleich einlenken. »Das ist doch absurd!«, empört sich mein Freund. »Sag diesen Typen, du putzt keine Parteiklos. Die sollen sich einen Reinigungsdienst holen.«
    Es gebe ja eine Putzkraft, erwidere ich kleinlaut, aber die komme eben nicht jeden Tag. »Dann soll die halt öfter kommen!«, ruft er jetzt. »Wo ist das Problem? Glauben die etwa, Kloputzen hätte was mit Basisdemokratie zu tun?« Die Partei habe doch so wenig Geld, entgegne ich halblaut. Und das stimmt ja auch. »Was?« Mein Freund hat die Zeitung zusammengeklappt und auf dem Playmobil-Polizeiauto abgelegt, das während des Abendessens auf dem Tisch einen Einsatz absolviert hatte. »Hast du mir nicht am Wochenende erzählt: Deine Partei hat schon mehr als 30.000 Mitglieder? Von den Beiträgen kann man doch wohl jemanden fürs Putzen bezahlen! Außer …«, mein Freund macht eine kurze Pause, »außer, die können mit dem Geld nicht umgehen.«
    Ich habe keine Ahnung, was die Piraten mit ihrem Parteivermögen anstellen. Laut der FAZ verfügt die Partei im Monat über etwa 100.000 Euro aus der Parteienfinanzierung und eigenen Einnahmen. Das ist ein Witz, verglichen mit den Millionenbudgets anderer Parteien. Allerdings steht im Partei-»Wiki« auch: Zuletzt hatten 42 Prozent der Mitglieder ihren Beitrag nicht gezahlt. Die eigene Partei zur Gratisveranstaltung erklären, sie wie eine File-Sharing-Plattform ausnutzen – natürlich geht das nicht. Ich frage mich, warum der Parteivorstand so etwas hinnimmt. Hat irgendjemand etwas davon, wenn die Partei größer wirkt, als sie eigentlich ist? Ist das womöglich ein PR -Trick?
    Eigentlich seltsam: Wer keinen Beitrag zahlt, verliert in der Piratenpartei nur das Stimmrecht, wird aber nicht rausgeworfen. Ich verstehe das nicht. Für Härtefälle gibt es doch einen ermäßigten Jahresbeitrag von 12 Euro. Wem die Piratenpartei nicht einmal einen Euro im Monat wert ist – der sollte eigentlich gleich gehen. Oder rausfliegen. Aber was kann ich dafür, wenn das nicht passiert? Und überhaupt: Muss ich mich als Piratin jetzt etwa auch noch darum kümmern?
    Im Kühlschrank steht Sekt. Eigentlich wollte ich heute mit meinem Freund anstoßen. Stattdessen bin ich wütend auf mich selbst. Wie konnte ich nur so blöd sein und mich freiwillig für diesen Parteizentralen-Job melden? In den Augen meines Freundes habe ich in sieben Wochen eine bemerkenswerte Karriere hingelegt: vom politischen Nobody zur Putzfrau der Partei. Das schafft nicht jede.
    Kaum zu glauben, dass dieser Montag mit einer wirklich guten Nachricht begonnen hatte: »Herzlich Willkommen, wir freuen uns, dich an Bord begrüßen zu dürfen!« Die lang ersehnte Mail der Parteiverwaltung war nach sieben Wochen endlich eingetroffen. »Deine zukünftige Mitgliedsnummer wird die 39.120 sein«, stand da. Ich beschloss spontan, mich einfach zu freuen und die Details zu ignorieren. Zum Beispiel, dass ich der Partei am 2. Juni 2012 beigetreten sein soll – obwohl ich den ersten Mitgliedsantrag am 7. Mai in der Parteizentrale hinterlassen hatte. In einer Schreibtischablage, auf Papier, von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter per Hand gestempelt. Einmal falsch herum, einmal richtig herum.
    Einen Monat später, am 2. Juni, hatte der Landesschatzmeister am Rande der Gebietsversammlung in Kreuzberg bereits den zweiten Mitgliedsantrag für mich übers Internet abgeschickt. Aber wen würde das von heute an noch interessieren? Ich werde für den handschriftlich ausgefüllten Papierbogen keine Vermisstenanzeige aufgeben. Die Hauptsache ist: Ich bin offiziell drin!
    »Wann du deinen Mitgliedsausweis erhältst, kann ich im Moment noch nicht sagen«, schrieb mir die Mitgliederverwaltung weiter unten in der E-Mail. »Aber keine Sorge: Du brauchst keinen Mitgliedsausweis, um deine Rechte als Mitglied wahrnehmen zu können.« Und der Zugangscode für Liquid

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