Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
Vom Netzwerk:
wechselten Martley und Rabby einen besorgten Blick.
    »Na los«, sagte er und unterdrückte ein Zusammenzucken,
als er sich aus dem Sitz erhob. »Je schneller wir ausladen, desto schneller können wir heimfliegen.«
    Kenham und Jodd waren bereits unten im Laderaum, als sie dorthin kamen, und befreiten Kisten aus den Vertäuungen. Sie waren zwei hässliche Schläger, ehemalige Hafenarbeiter, die von der Marine zur Arbeit eingezogen worden waren. Die einzigen Mitglieder der Crew, die sie respektierten, waren sie selber; alle anderen hatten ein wenig Angst vor ihnen.
    Jodd rauchte eine Selbstgedrehte. Frey konnte sich nicht erinnern, ihn jemals ohne glimmende Zigarette im Mund gesehen zu haben, selbst wenn er mit Kisten voller scharfer Munition hantierte, so wie jetzt. Als Kapitän traf er die Entscheidung, nichts zu sagen. Jodd hatte sie noch nie in Stücke gesprengt. Angesichts dieser Erfolgsbilanz schien es sinnvoll zu sein, es dabei zu belassen.
    Frey ließ die Laderampe hinunter, und sie begannen, die Kisten hinauszuschleppen. Die Sonne hämmerte auf sie ein, als sie aus dem kühlen Schatten der Ketty Jay traten. Die Luft war feucht, und es roch nach nassem Lehm und Schießpulver.
    »Wohin damit?«, wollte Kenham von Frey wissen. Frey machte eine vage Handbewegung zu einer freien Stelle ein Stück hangabwärts, in der Nähe der Gräben. Er wollte nicht, dass diese Munitionskisten zu nah bei der Ketty Jay standen, wenn er startete. Kenham verdrehte die Augen – ganz da rüber? – , protestierte aber nicht.
    Frey lehnte sich mit der Rumflasche in der Hand an ein Landebein der Ketty Jay und sah zu, wie der Rest seiner Crew die Arbeit erledigte. Da man pro Kiste zwei Mann brauchte, wäre ein fünfter nur im Weg, schloss er messerscharf. Außerdem war es das Privileg des Kapitäns, faul zu sein. Er nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche und ließ den Blick über das leere Gelände schweifen. Zum ersten Mal fiel ihm
auf, dass es Spuren eines Konflikts gab: Brandflecken an den Mauern der roten Steinhäuser; Abschnitte, wo die Schanzwerke gesprengt und das Erdreich verstreut worden waren.
    Alte Wunden? Hier hatte es wahrscheinlich eine Menge Kämpfe gegeben. Andererseits war da dieser Schießpulvergeruch. Waffen waren abgefeuert worden, und zwar erst vor kurzem.
    Er schaute aus trüben Augen zu seinen Leuten hinüber, um sich zu vergewissern, dass sie mit ihrer Arbeit vorankamen, dann stieß er sich von dem Landebein ab und entfernte sich von der Ketty Jay. Er lenkte seine Schritte zum Dorf.
    Die Häuser waren armselige samarlanische Bauernhütten, leer und verlassen. Die Holzzäune von Hühnergehegen und Schweinepferchen lagen zerstört am Boden. Die Fenster waren nicht mehr als quadratische Löcher in den Mauern; bei einigen hingen die Fensterläden schief und schlugen in der schwachen Brise hin und her. Als Frey näher kam, sah er deutlichere Anzeichen für nicht lange zurückliegende Angriffe. Einige Mauern waren von Kugeln durchlöchert.
    Seine Haut begann vom Schweiß zu kribbeln. Er trank den letzten Schluck Rum und warf die Flasche weg.
    Die Hütten standen um eine zentrale, früher einmal mit Gras bewachsene Lichtung; jetzt war der Boden aufgewühlt, und der Schlamm trocknete rasch. Frey lugte um die Ecke des nächsten Hauses. Trotz des Geschreis der Waldvögel war es beunruhigend still.
    Er schaute durch das Fenster ins Haus. Die Möbel waren längst verschwunden; zurückgeblieben war nur eine schäbige, nackte Ruine voller heißer Schatten. Die Sonne draußen war so hell, dass er kaum etwas erkennen konnte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er den Mann in der Ecke sah.
    Er lag zusammengesunken und reglos unter einem Fenster
auf der anderen Seite des Hauses. Frey hörte Fliegen und roch Blut.
    Mittlerweile hatten sich seine Augen einigermaßen an das Halbdunkel gewöhnt. Er konnte erkennen, dass der Mann tot war. Man hatte ihm durch die Wange geschossen; sein Unterkiefer hing schief und war vom getrockneten Blut ans Gesicht geklebt. Er trug eine vardische Uniform.
    Einer ihrer Leute.
    Er hörte ein Geräusch: scharf und hart, als wäre jemand auf einen Zweig getreten. Die Stimmen seiner Crew, plötzlich zu lautem Geschrei erhoben.
    Mit einer kalten Aufwallung von Übelkeit wurde ihm klar, was hier vorging. Panik erfasste ihn, und er rannte los, jagte zu dem einzigen sicheren Ort, den er kannte. Zur Ketty Jay.
    Als er um die Hausecke bog, sah er Kenham mit dem Gesicht nach unten neben einer zerbrochenen

Weitere Kostenlose Bücher