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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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sehr bald alles vorbei sein wird.«
    »Komm schon, Trinica. Hengars Tod ist nur der Anfang. Du musst doch wissen, ob Herzog Grephen irgendwas plant.«
    Trinica lächelte. »Muss ich?«
    Frey verfluchte sie stumm. Sie verriet nichts. Er wollte ihr mehr Informationen entlocken, aber sie spielte nicht mit. Er hatte ihr erzählt, dass er über Grephen im Bilde war, um sie irrezuführen, aber er konnte ihr nicht sagen, dass er über den Staatsstreich oder ihr Geheimversteck Bescheid wusste. Damit würde er sein Blatt aufdecken.
    »Eine Frage«, sagte er. »Die Ferrotypie. Die auf den Fahndungsplakaten. Wie sind sie an die gekommen, wenn du sie ihnen nicht gegeben hast?«
    »Ja, das hat mich auch überrascht. Wir haben sie machen lassen, als wir im Gebirge waren. Weißt du noch?«
    Frey wusste es noch. Er erinnerte sich an eine Zeit romantischer Abenteuer, an ein frisch verliebtes Paar. Er war ein kleiner Transporterpilot gewesen, sie die Tochter seines Chefs, eine der Erbinnen von Dracken Industries. Er war arm, sie reich, aber sie liebte ihn trotzdem. Es war atemberaubend und gefährlich, und sie wurden beide in schwindelerregendem
Tempo mitgerissen, ohne sich um die Folgen zu scheren, gepanzert von ihrem Glück.
    »Ich schätze, mein Vater hat sie ihnen gegeben«, sagte sie. »Die Marine hatte vermutlich keine Bilder von dir, und sie wussten, dass du zuvor bei Dracken Industries gearbeitet hattest. Wahrscheinlich hatten sie sich ein Personalfoto erhofft.«
    »Ausgerechnet dieses hat er behalten?«
    »Ja, weil ich drauf war. Ich denke, so möchte er mich in Erinnerung behalten.«
    Die Fahndungsplakate hatten nur Freys Gesicht gezeigt, aber auf dem vollständigen Bild hing Trinica lachend an seinem Arm. Eigentlich hatte sie über nichts gelacht. Hatte gelacht, nur um zu lachen. Er erinnerte sich sehr gut an die Ferrotypie. Ihr im Wind wehendes Haar, ihr offener Mund, die weißen Zähne. Eine seltene, perfekte Momentaufnahme; ein eingefrorener Augenblick natürlicher, ungezwungener Freude. Niemand würde das junge Mädchen von damals mit der Frau in Verbindung bringen, die jetzt vor ihm saß.
    In diesem Augenblick spürte Frey die Tragödie dieses Verlusts. Wie grausam es war, dass die Dinge sich so entwickelt hatten.
    Aber Trinica sah seinen Gesichtsausdruck und erriet dessen Ursache. Sie hatte schon immer in seinen Gedanken lesen können, besser als jeder andere.
    »Schau dich selbst an, Darian. Du verfluchst das Schicksal, das dich hierher gebracht hat. Eines Tages wirst du erkennen, dass du an allem, was dir zugestoßen ist, selbst schuld warst.«
    »Blödsinn«, fauchte er. Seine Traurigkeit verwandelte sich im Handumdrehen in Gift. »Ich habe mir alle Mühe gegeben. Habe versucht, mich zu bessern.«

    »Und trotzdem schaffst du es jetzt, zehn Jahre später, immer noch kaum, dir deinen Lebensunterhalt zu verdienen. Und ich bin Kapitänin einer Crew von fünfzig Mann, berüchtigt und reich.«
    »Ich bin nicht wie du, Trinica. Ich bin nicht mit einem Silberlöffel im Arsch geboren. Ich hatte keine gute Erziehung. Manche von uns haben nicht so viel Glück.«
    Sie sah ihn lange an. Dann senkte sie den Blick ihrer schwarzen Augen auf die verdeckt daliegenden Karten, die auf dem Tisch verstreut lagen.
    »Ich weiß noch, wie du über Rake gesprochen hast«, sagte sie, nahm müßig eine Karte auf und drehte sie um. Es war die Kreuze-Dame. »Du hast immer gesagt, die Leute dächten, Glück spiele eine große Rolle. Angeblich komme es nur auf die Karten an, die man bekäme. Größtenteils Glück und ein bisschen Können.« Sie drehte eine weitere Karte um: die Fänge-Zehn. »Für dich waren das Idioten. Du wusstest, es war größtenteils Können und nur ein Quentchen Glück.«
    Als Nächstes kam das Schädel-Ass. Frey hasste diese Karte. Sie ruinierte jede Rake-Hand, sofern sie nicht in eine Kombination eingebaut werden konnte, was nur selten der Fall war.
    »Ein guter Spieler könne hin und wieder gegen einen mittelmäßigen verlieren, aber auf lange Sicht machten die guten Spieler Geld, während die schlechten pleitegingen«, fuhr Trinica fort.
    Die nächste Karte wurde aufgedeckt: der Schädel-Herzog. Mit jedem Priester hätte sie nun einen Fünf-Karten-Run bis zum Schädel-Ass, eine unschlagbare Kombination.
    Sie drehte die letzte Karte um: die Flügel-Sieben. Das Blatt war ruiniert. Ihr Blick kam vom Tisch hoch und begegnete seinem.

    »Auf Dauer spiele Glück so gut wie gar keine Rolle«, sagte sie.
     
    Unter Deck

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