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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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neuen Licht. Sie waren so alte Weggefährten, dass sie sich kaum mehr zur Kenntnis nahmen. Sie trugen einander wie alte Kleider.
    »Setzt euch.« Frey deutete auf den Tisch in der Mitte der Messe. Jez und Crake nahmen gegenüber voneinander Platz. Der Kapitän zog eine Flasche Rum aus seinem Mantel und stellte sie zwischen ihnen auf den Tisch.
    »Sie trinkt nicht«, sagte Crake. Ihn beschlich eine schreckliche Ahnung, worum es hier ging.
    »Dann trinken Sie ihn eben«, erwiderte Frey. Er richtete sich auf und blieb über ihnen stehen. »Irgendwas läuft da zwischen euch beiden. Seit ihr in Scorchwood Heights wart.
Ich weiß nicht, was es ist, und ich will’s auch nicht wissen, weil es mich nichts angeht. Aber meine Crew muss wie eine Crew handeln, und ich kann dieses verdammte ständige Gezänk nicht dulden. Wir werden nur überleben, wenn wir zusammenarbeiten. Wenn ihr das nicht könnt, steigt einer von euch im nächsten Hafen, den wir anlaufen, aus.«
    Zu seiner Überraschung erkannte Crake, dass Frey es ernst meinte. Der Kapitän sah sie beide an, um sich zu vergewissern, dass sie verstanden hatten.
    »Ihr kommt nicht aus diesem Raum, bevor ihr die Sache nicht geregelt habt«, sagte er, dann kletterte er durch die Luke und war fort.
    Ein langes, widerwilliges Schweigen trat ein. Crakes Wangen brannten vor Zorn. Er kam sich unbeholfen und töricht vor, wie ein Kind, das von seinem Lehrer ausgeschimpft worden war. Jez sah ihn kalt an.
    Zur Hölle mit ihr. Ich schulde ihr keine Erklärung. Sie würde es nie verstehen.
    Er hasste Frey dafür, dass er sich in etwas einmischte, was ihn nichts anging. Der Kapitän hatte keine Ahnung, was er da aufrührte. Konnten sie die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen? Sollte Jez doch glauben, was sie wollte. Besser, als noch einmal daran denken zu müssen. Besser, als sich den Erinnerungen an jene Nacht stellen zu müssen.
    »Es stimmt, oder?«, sagte Jez.
    Er sah sie grollend an.
    »Was der Shacklemore gesagt hat«, half sie nach. »Du hast auf deine Nichte eingestochen. Siebzehn Mal. Mit einem Brieföffner.«
    Er schluckte, obwohl er einen Kloß im Hals hatte. »Ja, es stimmt«, sagte er.
    » Warum?«, flüsterte sie. Es lag etwas Verzweifeltes in der
Art, wie sie das Wort aussprach. Ein blauäugiges Bedürfnis zu verstehen, wie er etwas so ganz und gar Abscheuliches hatte tun können.
    Crake starrte auf den Tisch und kämpfte die schmachvolle Hitze aufsteigender Tränen nieder.
    Jez lehnte sich in ihren Stuhl zurück. »Ich kann die Schwachköpfe und die Unfähigen ertragen, die Alkoholiker und die Feiglinge«, sagte sie. »Ich kann es verkraften, dass wir einen Frachter abgeschossen und Dutzende von Menschen an Bord getötet haben. Aber ich kann nicht mit einem Mann auf diesem Schiff bleiben, der seine achtjährige Nichte abgeschlachtet hat, Crake. Ich kann es einfach nicht.« Sie verschränkte die Arme und wandte den Blick ab, kämpfte selbst mit den Tränen. »Wie kannst du so sein, wie du bist, und dabei ein Kindermörder sein? Wie soll ich jetzt noch irgendwem vertrauen?«
    »Ich bin kein Mörder«, sagte Crake.
    »Du hast dieses Mädchen umgebracht!«
    Er konnte die Anschuldigungen nicht mehr ertragen. Verdammt noch mal, er würde ihr die ganze schreckliche Geschichte erzählen, dann sollte sie ihr Urteil über ihn fällen. Es war sieben Monate lang in ihm aufgestaut gewesen, und er hatte in all dieser Zeit nie darüber gesprochen. Nun öffnete die Ungerechtigkeit, die rechtschaffene Entrüstung des fälschlich Beschuldigten, schließlich die Tore.
    Er holte zittrig Luft und sprach sehr ruhig. »Ich habe auf sie eingestochen«, sagte er. »Siebzehn Mal, mit einem Brieföffner. Aber ich habe sie nicht ermordet.« Er spürte, wie sich seine Gesichtsmuskeln zu einem Schluchzen verzerrten, und es dauerte einen Moment, bis er die Selbstbeherrschung wiedergewann.
    »Ich habe sie nicht ermordet, weil sie noch lebt.«
Die Echokammer stand in der Mitte von Crakes Sanktum, still und bedrohlich. Sie war wie eine Bathysphäre konstruiert, aus vernietetem Metall gefertigt und mit Bullaugen versehen. In eine Seite war eine kleine, runde Tür eingelassen. Dicke Kabel führten von ihr fort, schlängelten sich über den Boden zu Stromquellen und anderen Anschlüssen. Ihre Wände waren fünfzehn Zentimeter dick, und sie war von einem sekundären Netz von Sicherheitsvorkehrungen umgeben.
    Crake fühlte sich trotzdem nicht mal annähernd sicher.
    Er marschierte unter den Steinbogen

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