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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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und rang die Hände. Frey erwog, ihn in sein Quartier zurückzuschicken, hatte jedoch weder Lust noch Zeit für die Auseinandersetzung, die ein solcher Befehl vielleicht nach sich ziehen würde.
    »Hat Quail gesagt, sie würden hier vorbeikommen?«, fragte Crake leise.
    »Hat er«, antwortete Frey.
    »Wäre auch durchaus logisch«, sagte Jez zu Crake. »Wenn man unbemerkt durch die Hookhollows will, folgt man den Bergen, die sich am höchsten bis zur Wolkendecke erheben. So kann man von oben nicht gesehen werden und ist auch so gut wie möglich gegen eine Entdeckung von unten geschützt. Zwei der wahrscheinlichsten Routen treffen sich an diesem Punkt.«
    Frey drehte sich in seinem Sitz und sah sie an. »So langsam scheint es mir, als hätte ich nach vielen Monaten endlich eine Navigatorin gefunden, die wirklich weiß, was sie tut«, sagte er.
    »Tja, solche wie mich gibt’s nun mal nicht an jeder Ecke, Käpt’n.«
    »Wie geht’s der Schulter?«
    »Gut.«

    »Fein. Lass dich nicht nochmal anschießen. Du wirst gebraucht. «
    »Ich tue mein Bestes«, sagte sie mit einem sonderbaren kleinen Grinsen.
    Frey konzentrierte sich wieder darauf, Ausschau zu halten. Er war zu der Überzeugung gelangt, dass sie mit Jez einen Glücksgriff getan hatten. In den paar Tagen, die sie nun an Bord war, hatte sie sich als weitaus tüchtiger und zuverlässiger erwiesen, als er erwartet hatte. Kompetenz war keineswegs eine unabdingbare Voraussetzung, um in die Crew der Ketty Jay aufgenommen zu werden, aber Jez war den anderen Navigatoren, mit denen Frey zusammengearbeitet hatte, turmhoch überlegen. Vermutlich war sie bessere Crews als Freys Leute gewohnt, aber deren Schludrigkeit schien sie nicht zu stören. Und sie machte ihre Sache gut. Sie hatte sie mit absoluter Genauigkeit von Marklin’s Reach hierher gebracht, und dabei hatte sie ihre Position nur anhand eines konturlosen Wolkenmeeres und einiger Berggipfel bestimmen können. Frey war durch die Wolken nach unten gegangen und genau in der Mitte des Passes herausgekommen, den sie für ihren Hinterhalt ausgewählt hatten.
    Sie war clever. Er hoffte nur, dass sie nicht zu clever war.
    Vielleicht hatten die anderen es nicht bemerkt, aber Jez wusste, dass mit diesem Job etwas nicht stimmte. Er sah die Frage immer wieder in ihren Augen aufschimmern. Sie öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen, dann schloss sie ihn wieder und wandte den Blick ab.
    Sie spürt es auch, dachte Frey. Instinkt.
    Instinkt. Vielleicht. Vielleicht spürte sie aber auch, dass ihr Kapitän vorhatte, sie alle nach Strich und Faden zu bescheißen.
    Er versuchte, sich mies zu fühlen, aber es wollte ihm nicht
recht gelingen. Schließlich konnte man niemandem etwas wegnehmen, was er nicht besaß. Quail hatte ihm fünfzigtausend Dukaten versprochen, nicht ihnen. Zugegeben, er hatte den Mitgliedern seiner Crew immer einen fairen Anteil gegeben, hatte die Beute nach vorher festgelegten Prozentsätzen aufgeteilt, aber dies waren außergewöhnliche Umstände. Womit er eine außergewöhnliche Menge Geld meinte. Zu viel, um zu teilen.
    Es war nur dieses eine Mal, schwor er sich. Danach würde er nämlich nie wieder arbeiten müssen.
    Er hatte der Crew erklärt, Quail habe ihnen den Tipp im Austausch gegen etwas ganz Bestimmtes gegeben. An Bord des Schiffes befinde sich eine Truhe, die er haben wolle. Die sollten sie ihm bringen. Alles andere könnten sie behalten.
    Frey hatte eine ausführliche Beschreibung der Truhe erhalten, und er wusste, sie würde fest verschlossen sein. Quail hatte ihm auch versichert, dass es daneben noch jede Menge weiterer Beute gab. Die Crew konnte nach Herzenslust plündern, und alle würden zufrieden sein. Was in der Truhe war, brauchten sie nicht zu wissen. Und von der Vereinbarung zwischen Frey und Quail brauchten sie auch nichts zu erfahren.
    Aber Jez sah ihn immer wieder so eigentümlich an.
    »Ich höre was«, sagte Crake plötzlich.
    Frey horchte. Er hatte Recht: ein leises Dröhnen, begleitet von dem höheren Heulen kleinerer Motoren. Schwer zu sagen, wie viele.
    »Jez«, sagte Frey leise. »Elektroheliografen bereitmachen.«
    »Käpt’n.« Sie streckte die Hand zum Schalter aus.
    »Das ist sie, oder?« Crake spähte mit zusammengekniffenen Augen durch das Windglas und versuchte, einen Blick von dem Schiff zu erhaschen.

    »Das ist sie«, bestätigte Frey.
    Die Ace of Skulls glitt in den Pass, segelte majestätisch zwischen zwei zerklüfteten Gipfeln hindurch. Sie war lang, mit

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