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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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kleine Brötchen zu backen. Ehrgeiz konnte tödlich sein. Man streckte die Hände zu weit aus, und schon wurden sie einem abgebissen. Er hatte es immer wieder erlebt: Aufgeweckte junge Kapitäne, erpicht darauf, sich einen Namen zu machen, gerieten in den Komplotten von Geschäftsleuten und Piraten unter die Räder. Wenn es ums große Geld ging, hatten die wirklich Bösen die Finger im Spiel. Wer in dieser Liga mitmischen wollte, musste sich auf eine ganz neue Ebene der Bösartigkeit gefasst machen.
    Und dann war da die Marine. Sie kümmerte sich nicht um die Schmalspurgauner, aber sobald man sich einen Namen machte, erwachte ihr Interesse. Und wenn es etwas noch Schlimmeres gab als die hinterhältigen Schleimbeutel, von denen es unter den oberen Zehntausend der Kriminellen nur so wimmelte, dann die Marine.
    Frey war nicht reich. Das Geld, das er verdiente, ging für gewöhnlich beim Spielen oder für Schnaps und Frauen drauf. Manchmal kostete es ihn große Mühe, das Schiff und die Crew zusammenzuhalten. Aber er war niemandem verpflichtet, und so gefiel es ihm. Er tanzte nach niemandes Pfeife. Damit tröstete er sich jedenfalls, wenn das Geld knapp wurde und die Perspektiven trübe waren.
    Zumindest bin ich frei, dachte er. Wenigstens das.
    In der schmuddeligen Welt der Kanalratten konnte Frey sich einfach dank seiner Cleverness zu den größeren Exemplaren zählen. Die Welt war voller Schwachköpfe und Opfer. Frey stand eine Stufe über ihnen und fühlte sich dort wohl. Er kannte seine Ebene, und er wusste, was passierte, wenn Menschen sich überschätzten.
    Aber es war nur ein einziger Job. Fünfzigtausend Dukaten.
Ein Leben voller schrecklichem, widerwärtigem Luxus starrte ihm ins Gesicht.
    »Warum gerade ich?«, fragte er, als Quail ihm nachschenkte. »Wie oft haben wir miteinander Geschäfte gemacht? Dreimal?«
    »Ja.« Quail setzte sich wieder. »Sie haben mir ein paar Leckerbissen verkauft. Aber nie etwas gekauft.«
    »Das konnte ich mir nicht leisten.«
    »Ein Punkt, der für Sie spricht«, sagte er. »Wir kennen uns kaum. Es gibt nur sehr spärliche Verbindungen zwischen uns. Den meisten meiner Klienten könnte ich dieses gute Angebot nicht unterbreiten; das Risiko wäre zu groß. Meine Beziehung zu ihnen ist allzu bekannt.« Er beugte sich über den Schreibtisch vor, verschränkte die Hände, verzahnte Metallfinger und Fleisch. »Verstehen Sie mich nicht falsch – wenn diese Operation schiefgeht, kenne ich Sie nicht, und Sie haben von mir nie etwas über diese Edelsteine erfahren. Ich werde nicht zulassen, dass die Sache bis zu mir zurückverfolgt werden kann. Ich muss mich schützen.«
    »Keine Sorge. Ich bin es gewohnt, dass Leute vorgeben, mich nicht zu kennen. Warum noch?«
    »Weil fünfzigtausend Dukaten irrsinnig viel Geld für Sie sind – eine Summe, glaube ich, die dafür sorgen wird, dass Sie loyal bleiben. Weil Sie ein zu kleiner Fisch sind, um diese Edelsteine selbst an Hehler zu verhökern, und weil weder die Marine noch andere Freibeuter Ihnen Beachtung schenken. Zudem würde Ihnen niemand glauben, falls Sie behaupten sollten, ich sei in die Sache verwickelt. Offengestanden, sind Sie kein sehr vertrauenswürdiger Zeuge.«
    Frey forschte in seinem Gesicht, als könnte er die Gedanken dahinter erraten. Quail erwiderte seinen Blick geduldig.
    »Es ist leicht verdientes Geld, Frey. Ich kenne die Route der
Ace of Skulls. Sie wird dem Gebirgsverlauf folgen, immer in der Nähe der Wolkendecke, und außer Sicht bleiben. Außer Ihnen wird niemand wissen, dass sie da ist. Sie können sie über den Hookhollows herunterholen. Dann schnappen Sie sich die Edelsteine und bringen sie zu mir.«
    Frey wagte nicht zu hoffen, dass das stimmte. War es möglich, dass er einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort war? Dass jemand wie er die Chance bekam, auf einen Schlag das Vermögen seines Lebens zu machen? Er zermarterte sich das Gedächtnis, ob er Quail irgendwie verärgert haben konnte, ob es einen Grund gab, weshalb der Flüstermittler ihn in eine Falle laufen lassen sollte.
    Konnte es sein, dass Quail für jemand anderen arbeitete? Vielleicht. Frey hatte sich zweifellos Feinde gemacht.
    Aber wenn er dir nun keine Falle stellt? Kannst du diese Chance wirklich ergreifen?
    Das schweißfeuchte Gefühl aufsteigender Übelkeit, das ihn in diesem Augenblick befiel, war ihm nicht unbekannt. Er hatte es schon oft verspürt, beim Kartenspielen. Wenn er seinen Gegner über eine Rake-Hand hinweg ansah, einen Haufen

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