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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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wandte rasch den Blick ab, aber Crake entbot ihnen ein freundliches »Guten Tag«, als sie vorbeigingen.
    »Guten Tag«, erwiderte das Paar, dann flöteten auch die Mädchen höflich: »Guten Tag!« Frey musste schnell weitergehen. Der Anblick ihres Glücks, der Klang dieser kleinen Stimmen war wie ein Tritt vor die Brust.
    »Was ist?«, fragte Crake, der die plötzliche Änderung in Freys Benehmen bemerkte.
    »Nichts«, brummte Frey. »Nichts, ich dachte nur auf einmal … ich hatte Angst, sie könnten mich erkennen. Ich hätte keinen Blickkontakt aufnehmen sollen.«
    »Ach, da würde ich mir keine Sorgen machen. Wie gesagt, ich habe gestern in Marklin’s Reach in eine Zeitung geschaut. Kein Wort über Sie. Und Aulenfay gehört nicht zu den Orten, in denen man überall Fahndungsplakate aushängt. Ich glaube, die Öffentlichkeit hat Sie schon wieder vergessen.« Er klopfte Frey auf die Schulter. »Außerdem … da das Foto schon so alt ist und Sie neuerdings ziemlich abgelebt und ungenießbar aussehen, glaube ich nicht, dass jemand Sie erkennen würde, sofern er nicht ein besonderes Interesse daran hat.«
    »Abgelebt und ungenießbar?«, wiederholte Frey. Er begann zu argwöhnen, dass Crake sich aufspielte, um ihn herabzusetzen.
    »Soll heißen: respekteinflößend und markant«, versicherte ihm Crake. »Der Bart, verstehen Sie.«
    »Oh.«
    Sie kamen zu einer Kreuzung, und Crake blieb an der Ecke stehen. »So, ich lasse Sie jetzt allein. Ich muss mir meine
Ausrüstung besorgen, und die Leute, die dämonistische Utensilien verkaufen, legen keinen Wert darauf, dass Nicht-Dämonisten wissen, wer sie sind.«
    »In Ordnung«, sagte Frey. »Lassen Sie das Zeug zum Lagerhaus im Hafen bringen. Wir holen es dort ab. Aber keine Namen.«
    »Natürlich nicht.« Der Dämonist wandte sich zum Gehen.
    »Crake.«
    »Ja?«
    Frey schaute einigermaßen verlegen die Straße entlang. »Diese Geschichte mit Macarde … dass er Ihnen eine Waffe an den Kopf gehalten hat und so weiter …«
    Crake wartete.
    »Tut mir leid, wie das gelaufen ist«, sagte Frey schließlich.
    Crake musterte ihn einen Moment lang mit unergründlicher Miene. Dann nickte er leicht und ging ohne ein weiteres Wort davon.
     
    Frey begab sich ins South Quarter, einen weniger wohlhabenden Teil der Stadt, wo er einen Schneider und einen auf Theaterschminke spezialisierten Laden aufsuchte. Danach machte er sich auf die Suche nach einer Partie Rake.
    Das South Quarter war so ziemlich das schäbigste Viertel in Aulenfay, was bedeutete, dass es auf charmant-verkommene Weise immer noch recht pittoresk war. Die gewundenen Wege und Kopfsteinpflastergassen waren weitgehend frei von Schmutz und Abfall. Besucher stießen zu ihrer Überraschung hinter jeder Ecke auf Statuen und kleine, gepflegte Brunnen. Es gab weder zerlumpte Kinder noch brummige Bettler. In Aulenfay ging man rigoros gegen solche Dinge vor.
    Die Herzogliche Miliz war stark vertreten; sie patrouillierte
in ihren steifen braunen Uniformen. Frey ging ihr aus dem Weg.
    Trotz der mit dem Besuch einer Großstadt verbundenen Risiken hatte Frey sich von Crake überreden lassen. Er musste einige Vorbereitungen treffen, bevor er sich auf die Suche nach Amalicia Thade in ihrer abgeschiedenen Einsiedelei machte, aber das war nicht der einzige Grund. Die Crew brauchte eine Pause. Der katastrophale Angriff auf den Frachter, die Flucht vor den Zenturienrittern, die frustrierende Zeit, die sie gelangweilt und frierend in Yortland verbracht hatten – all dies hatte sie zermürbt, und sie hatten einander gründlich satt. Ein kleiner Urlaub würde ihnen allen guttun, und Aulenfay war ein geeigneter Ort dafür.
    Ob sie alle zurückkommen würden oder nicht, war eine andere Frage, aber Frey machte sich darüber keine Gedanken. Wenn sie gingen, gingen sie eben. Er würde es verstehen.
    Er musste ein bisschen suchen, bis er die Rake-Höhle fand. Er war ein paar Jahre nicht mehr hier gewesen. Aber sie war noch da, in der Kellerbar einer alten Schenke: ein kleiner Raum mit drei runden Tischen und einer Gewölbedecke aus altem grauem Ziegelstein. Rauch hing in der Luft, und Öllampen warfen dichte Schatten. Rake-Spieler mochten es nicht, wenn ihre Spiele in allzu große Helligkeit getaucht wurden. Die meisten von ihnen kannten das Tageslicht nur flüchtig.
    Als Frey hineingeführt wurde, war nur einer der Tische besetzt. Drei Männer saßen dort und betrachteten ihre Karten, Stapel stumpfer Münzen vor sich. Ein dünner Mann mit

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