Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

er es ihr sagen. Nicht den Zenturienrittern. Sie bietet eine noch höhere Belohnung. Aber nur für Informationen … sie möchte Sie selbst fangen.«
    »Ja, natürlich …«
    »Nein, Sie verstehen nicht. So viel Geld hat Dracken nun auch wieder nicht. Jemand finanziert sie. Ich weiß nicht, wer. Aber wer immer es ist, er will, dass Dracken Sie vor den Zenturienrittern erwischt. Hier geht es nicht nur um eine Belohnung, Frey. Hier geht es um mehr. Jemand möchte nicht, dass die Ritter Sie finden.«
    Freys Kiefermuskeln verkrampften sich. Immer tiefer. Immer schlimmer.
    »Wir sollten lieber verschwinden, Käpt’n«, sagte Malvery hustend. »Der Rauch wird allmählich unangenehm.«
    »In Ordnung«, brummte Frey. »Komm.«
    »Was ist mit mir?«, fragte Quail, als sie aufstanden. »Sie können mich doch nicht …«
    »O doch, ich kann«, sagte Frey. »Sie haben ja noch ein gesundes Bein.« Damit gingen sie. Der Flüstermittler schleuderte ihnen Flüche hinterher.
    »Sollen wir seine restlichen Männer fesseln?«, fragte Malvery, als sie die Treppe am Ende der Eingangshalle hinuntereilten. Pinn, Jez und Silo hielten die überlebenden Wachen immer noch mit vorgehaltener Waffe in Schach.
    »Keine Zeit. Außerdem werden sie wohl alle Hände voll zu tun haben, um das Haus zu retten.« Frey hob die Stimme
und wandte sich an alle Anwesenden. »Ladys und Gentlemen, wir verschwinden! Euer Boss ist oben, und nur leicht verletzt. Helft ihm, wenn euch danach ist. Außerdem wird euch nicht entgangen sein, dass das Haus brennt. Was ihr daraus macht, ist eure Sache.«
    Die Pfeifen der Miliz ertönten in der Ferne, als die Crew der Ketty Jay durch das Haupttor schlüpfte. Ihr Atem dampfte in der Luft. Leuchtend gelbe Flammen schlugen aus dem Dachvorsprung des Hauses hinter ihnen.
    »Jetzt kommen wir wirklich nicht mehr zurück«, sagte Frey, als sie sich auf den Weg zum Hafen machten.
    »Eine Frage.« Malvery trabte schnaufend neben ihm her. »Gallian Thade, dieser Edelheini, kennen Sie den?«
    »Nein«, sagte Frey. »Aber ich kannte seine Tochter gut. Mehr als gut, könnte man sagen.«
    Malvery verdrehte die Augen.

ZWÖLF
Die Erwecker – Frey entschuldigt sich – Eine Partie Rake
    Der Olden Square lag im Herzen von Aulenfays Handelsviertel, ein großer, gepflasterter Platz, umgeben von hohen Wohngebäuden mit rosa Steinfaszien. An einem klaren Wintertag wie diesem war der Platz voller Stände und Menschen; alle wollten etwas kaufen oder verkaufen. Straßenhändler boten Köstlichkeiten aller Art, Theaterkarten oder mechanische Gerätschaften feil, Straßenkünstler imitierten Statuen und jonglierten mit Messern. Besucher und Einheimische wanderten zwischen den Attraktionen umher, die Frauen mit Pelzen und Hüten, die Männer mit Lederhandschuhen und Mänteln. Kinder zupften ihre Eltern am Arm und bettelten, sich dies und jenes genauer ansehen zu dürfen, angezogen vom Geruch von kandierten Äpfeln oder Zimtschnecken.
    Den Mittelpunkt bildete ein großer Brunnen. Das Wasser stürzte über mehrere Ebenen von einer hohen Säule herab, auf der ein grimmiger Krieger stand. Er schwang ein zerbrochenes Schwert und wehrte drei Messingbären ab, die mit ihren Krallen von unten nach ihm schlugen. Auf den Dächern flatterten und tanzten braungrüne Wimpel mit dem Wappen des Herzogs in der Brise.

    Frey und Crake saßen auf der Stufe eines kleinen Podiums. Hinter ihnen bewachten vier steinerne Wölfe einen der reich verzierten Laternenpfähle aus schwarzem Eisen, die auf dem Platz verstreut waren, um ihn bei Nacht zu beleuchten. Frey hatte eine weiße Papiertüte in der Hand und kaute auf einem Bonbon herum. Er hielt Crake die Tüte hin, der sich geistesabwesend ebenfalls eines nahm. Sie beobachteten beide einen Stand an der Ecke des Platzes, bei dem drei Erwecker ihrem Gewerbe nachgingen.
    Der Stand war mit Bannern behängt, auf denen ein Symbol prangte, das aus sechs unregelmäßig angeordneten, durch ein kompliziertes Muster gerader Linien verbundenen Kugeln bestand. Die drei Erwecker waren identisch gekleidet; sie trugen einreihige weiße Soutanen mit hohem Kragen und roten Paspeln. Letztere zeigten ihren Status an: Sie waren Sprecher, einfache Mitglieder der Organisation.
    Einer von ihnen kniete vor einer runden Karte, die auf dem Boden lag. Ein erwartungsvoll dreinschauender Mann kniete ihm gegenüber und beobachtete alles genau. Der Sprecher stellte eine Handvoll langer Stäbchen aufrecht in die Mitte der Karte, ließ sie los, und sie