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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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hergekommen bist.
    Eine Minute später kroch er durch den Adlerfarn und schob sich langsam näher an den Landeplatz heran, um besser sehen zu können. Er wollte nur wissen, worum es bei dem ganzen Tamtam ging.
    Das Schiff stand auf dem Asphalt, in sein eigenes grelles Licht getaucht. Obwohl die Laderampe heruntergelassen war, liefen die Triebwerke noch, und die Aerium-Maschinen sprangen an. Offenbar würde es nicht lange bleiben.
    Als Frey sich so nah herangewagt hatte, wie es ihm möglich erschien, hockte er sich hin, um die Geschehnisse zu beobachten. Der Adlerfarn um ihn herum raschelte im Wind. Auf dem Bauch des Schiffes stand ein Name: Moment of Silence. Er hatte noch nie davon gehört.
    Die Wächter hatten Aufstellung genommen, als rechneten sie mit einem Angriff; sie bewachten den Weg zwischen dem Schiff und der offen stehenden Tür des Gebäudes. Ihre grauen Soutanen mit hohem Kragen hatten denselben Schnitt wie die Gewänder aller Erwecker. Neben den Gewehren trugen sie Zwillingsdolche an der Hüfte. Auf ihrer Brust prangte die Chiffre in Schwarz: ein komplexes Muster aus kleinen, miteinander verbundenen Kreisen.
    Wächter, hatte Crake ihm erklärt, waren keine richtigen Erwecker. Ihnen fehlten die Fähigkeiten oder die Intelligenz,
um in die Geheimnisse des Ordens eingeweiht zu werden. Deshalb trugen sie die Chiffre nur auf der Brust und bekamen sie nicht auf die Stirn tätowiert. Sie widmeten sich der Sache auf andere Weise, als Beschützer des Glaubens. Sie galten nicht als besonders gut ausgebildet oder gefährlich, aber sie waren diszipliniert. Frey beschloss, sie mit demselben Respekt zu behandeln, den er jedem Besitzer einer Waffe entgegenbrachte, die ein Loch in ihn machen konnte.
    Alle waren in Alarmbereitschaft. Dort ging etwas Wichtiges vor.
    Beim Haus gab es Bewegung, und mehrere Wächter kamen heraus. Sie ächzten unter dem Gewicht einer großen Truhe mit Eisenbeschlägen. Die Truhe war ein Kunstwerk, dunkelrot lackiert und mit einer in Form eines Wolfskopfs gearbeiteten Schließe verschlossen. Frey hätte auf einmal sehr gern gewusst, was sich darin befand.
    Die Wächter hatten sie den Weg entlanggeschleppt und beinahe das Schiff erreicht, als zwei Gestalten die Laderampe zu ihnen herunterkamen. Bei ihrem Anblick durchfuhr Frey ein eisiger Schreck. Jetzt fand er es keine so gute Idee mehr, derart nah bei dem Schiff zu sein.
    Sie waren von Kopf bis Fuß in eng anliegende Anzüge aus schwarzem Leder gekleidet. Kein Zentimeter ihrer Haut war zu sehen. Sie trugen Handschuhe, Stiefel, Umhänge und Kapuzen. Ihre Gesichter verbargen sich hinter glatten schwarzen Masken, durch die nur die Augen zu sehen waren.
    Imperatoren. Die gefürchtetsten Agenten der Erwecker. Männer, die einem die Gedanken geradewegs aus dem Kopf saugen konnten, wenn die Geschichten, die man sich über sie erzählte, glaubwürdig waren. Männer, deren Blick einen in den Wahnsinn zu treiben vermochte.
    Frey kauerte sich tiefer in den Adlerfarn.

    Die Wächter stellten die Truhe vor den Imperatoren ab, dann kniete sich einer von ihnen hin und öffnete sie. Frey war zu weit entfernt, um den Inhalt sehen zu können.
    Einer der Imperatoren nickte zufrieden, und die Truhe wurde geschlossen. Die Wächter hoben sie hoch und trugen sie die Laderampe der Moment of Silence hinauf. Sekunden später kamen sie ohne ihre Fracht wieder heraus. Ein kurzer Wortwechsel, dann verschwand einer der Imperatoren im Schiff. Der andere machte kehrt, um ihm zu folgen, zögerte jedoch plötzlich und stellte den Kopf schräg, als würde er horchen. Dann drehte er sich um und richtete den Blick auf die Stelle, wo Frey sich im Adlerfarn verbarg.
    Ein schreckliches Gefühl spülte über ihn hinweg: stinkend, brodelnd, verdorben. Freys Herz pochte heftig vor Angst. Er duckte sich außer Sicht, vergrub sich zwischen den Stängeln und Blättern. Der lehmige Geruch nassen Erdreichs und die leicht stechende Ausdünstung des Adlerfarns stiegen ihm in die Nase. Er redete sich ein, er sei ein Stein, ein Kaninchen, irgendein kleines, unwichtiges Ding, der Beachtung eines Imperators nicht würdig. In einem Winkel seines Bewusstseins war ihm klar, dass eine solch überwältigende Furcht nicht natürlich, dass hier irgendeine Macht am Werk war; aber Vernunft und Logik hatten die Flucht ergriffen.
    Dann, ganz plötzlich, war das Gefühl verschwunden. Die Furcht verflog. Er blieb zusammengekauert sitzen und wagte es nicht, sich zu bewegen, schwer atmend, von Erleichterung

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