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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Einsiedelei stand am Ufer eines Flusses, ein weitläufiges quadratisches Gebäude, das einen großen Innenhof umfasste. Sie war von Rasenflächen umgeben, die sich zu Feldern mit Adlerfarn und anderen winterharten Hochlandpflanzen öffneten. Mit ihren dicken, von Weinranken überzogenen Mauern, den tief in den Leibungen liegenden Fenstern und düster herabblickenden steinernen Stürzen sah sie für Frey wie eine Universität oder Schule aus. Dem Bauwerk haftete etwas Stilles und Gravitätisches an, eine Gewichtigkeit, die Frey für gewöhnlich mit Bildungseinrichtungen verband.
Die akademische Welt hatte ihn immer beeindruckt, zumal er nur flüchtig Bekanntschaft mit ihr gemacht hatte. All das geheime Wissen, das darauf wartete, erlernt zu werden, falls er sich nur jemals dazu aufraffen konnte.
    Ein kleines Stück von der Einsiedelei entfernt, durch einen Kiesweg mit ihr verbunden, befand sich ein kleiner Landeplatz. Es gab keine Straßen, die ins Tal hinabführten. Wie so viele Orte in Vardia war die Einsiedelei nur aus der Luft zugänglich. In einem Land von so gewaltiger Größe und mit einer derart feindseligen Geografie ergaben Straßen und Schienen nach der Erfindung der Luftschiffe nicht mehr viel Sinn. Eine kleine Frachtmaschine nahm eine Ecke des Landeplatzes ein. Höchstwahrscheinlich war das die einzige Verbindung mit der Außenwelt, obwohl hin und wieder sicher auch andere Besucher kommen würden.
    Frey sah die winzigen Gestalten mit Gewehren bewaffneter Erwecker-Wächter, die auf dem Gelände patrouillierten. Sie kamen aus einem außerhalb der Einsiedelei errichteten Wachhaus. Er hatte eigentlich im Schutz der tiefsten Nacht ankommen wollen, aber da er sich in dem Unwetter verirrt hatte, lag er nun weit hinter dem Zeitplan zurück. Tagsüber konnte er sich der Einsiedelei unmöglich nähern, ohne entdeckt zu werden.
    Der Regen hörte gänzlich auf, und er sah Anzeichen dafür, dass die Wolken aufbrachen. Sonnenstrahlen fielen auf die Berge in der Ferne, warme Scheinwerferlichter, die langsam auf ihn zuwanderten. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich ein stilles Plätzchen zu suchen und sich bis zum Einbruch der Nacht auszuruhen. Nachdem der Sturm nun aufgegeben und er sein Ziel erreicht hatte, war er so müde, dass er an Ort und Stelle hätte tot umfallen können. Nach kurzer Suche fand er ein geschütztes kleines Tal, wo er trockenen
Adlerfarn um sich aufhäufte und in einer von den Wurzeln eines toten Baumes geformten Mulde einschlief.
     
    Das Geräusch von Schiffsmotoren weckte ihn.
    Es war Nacht, klar und kalt. Er löste sich aus dem Adlerfarn-Gewirr und stand auf. Seine Haut stank nach altem Schweiß, seine Kleidung war steif, und er musste dringend pissen. Sein Körper schmerzte, als wäre er von einem Trupp bösartiger Liliputaner fachmännisch vermöbelt worden. Er stöhnte und streckte sich, dann spuckte er aus, um den widerlichen Geschmack im Mund loszuwerden. Anschließend machte er sich daran zu erforschen, was es mit diesem Geräusch auf sich hatte.
    Während er sich an einem Baum erleichterte, schaute er ins Tal hinunter. Der Mond hatte die Welt in Schattierungen von Blau und Grau gefärbt. Die Fenster der Einsiedelei verströmten ein einladendes Licht, das Wärme, Behaglichkeit und Schutz versprach. Frey freute sich schon darauf, dort einzubrechen, wenn auch nur, um für eine Weile ein Dach über dem Kopf zu haben.
    Das Schiff, das er gehört hatte, war eine kleine, schwarze, waffenstarrende Bark. Ein gedrungenes, bösartig aussehendes Ding, möglicherweise eine Tabington Wolverine oder etwas Derartiges. Sie ließ sich auf den Landeplatz herab, die Lampen auf volle Leistung geschaltet, ein greller Lichtfleck in der Dunkelheit.
    Ein Besucher, dachte Frey, während er sich die Hose zuknöpfte. Am besten, du schleichst dich hinunter, solange sie beschäftigt sind.
    Er stieg ins Tal hinab, wobei er sich in den Adlerfarn duckte, wo es ging, und über offenes Gelände hastete, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Er gelangte zum Fluss, wo ihm die
am Ufer wachsenden Büsche bessere Deckung boten, und folgte ihm in Richtung der Einsiedelei. Dort herrschte geschäftige Aktivität um das neu eingetroffene Schiff herum. Die Wächter hatten ihre Patrouillen fast vollständig eingestellt, um es zu bewachen. Sie postierten sich entlang des Weges zwischen dem Haus und dem Landeplatz.
    Halte dich von dem Schiff fern, befahl er sich. Nutze die Ablenkung. Schleich dich ins Gebäude. Tu, wozu du

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