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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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gewesen.
    Die Welt, die er gekannt hatte, war für ihn unwiederbringlich verloren. Es tat weh, daran erinnert zu werden.

    »Sehe ich gut aus?«, fragte Jez besorgt, strich ihr Kleid glatt und tätschelte ihr kunstvoll frisiertes Haar.
    »Finger weg! Du bist sehr hübsch.«
    Jez gab ein verächtliches Prusten von sich.
    »Das zerstört die Illusion einigermaßen«, sagte Crake stirnrunzelnd. »Jetzt hör zu, was ich dir sage, Miss Bethinda Flay. Bei Schönheit geht es in erster Linie um Selbstvertrauen. Tatsächlich machst du durchaus was her, wenn du deinen Overall ausziehst und ein bisschen Make-up auflegst. Du musst es nur noch glauben, dann stehst du den anderen hier in nichts nach.« Er strich sich nachdenklich über den Bart. »Außerdem wird die Konkurrenz schwach sein. Die meisten Frauen auf diesem Fest sind das Ergebnis einer Inzucht bis zum vollständigen genetischen Kollaps, und die anderen sind mehr als nur halbe Pferde.«
    Jez schnaubte überrascht und lachte dann schallend los. Gleich darauf fing sie sich wieder und dämpfte ihr Gelächter zu einem feminineren Glucksen.
    »Wie nett von Ihnen, das zu sagen, Sir«, brachte sie mit einem übertrieben vornehmen Akzent heraus. Sie war erneut drauf und dran, sich kaputtzulachen, dann schluckte sie und fuhr fort. »Darf ich Sie zur Schärfe Ihres Witzes heute Abend beglückwünschen.«
    »Und darf ich sagen, wie glanzvoll Sie im Lichtschein der Lampen aussehen«, entgegnete er und küsste ihr die Hand.
    »Dürfen Sie. O ja, Sie dürfen!«, schwärmte Jez, dann schmiegte sie sich an seinen Arm und folgte ihm unbeschwert den Pfad zum Herrenhaus entlang. Die Sache begann ihr Spaß zu machen.
    Scorchwood Heights stand inmitten eines Palmenhains. Seine ausladende, mit einem Säulenvorbau versehene Fassade blickte auf eine weite Rasenfläche und einen
ausgedehnten Garten. Es war ein Haus mit großen Räumen, weißen Mauern, glatten Säulen und Marmorböden. Die Fensterläden waren geöffnet, und der Klang klagender Saiteninstrumente und thacianischer Flöten wehte in die Nacht heraus.
    Die Rasenfläche war von Grüppchen aus den Reihen der feinsten Gesellschaft bevölkert. Die Männer trugen steife Kleidung, viele eine Marine-Uniform. Andere waren in eine Uniform anderer Art gekleidet: die einreihigen Jacken und geraden Hosen, die momentan der letzte Schrei waren. Sie lachten und diskutierten, unterhielten sich laut über Politik und geschäftliche Dinge. Manche von ihnen wussten sogar etwas über ihr jeweiliges Thema. Die Frauen stellten wagemutige Hüte und fließende Kleider zur Schau, fächelten sich Luft zu und steckten die Köpfe zusammen, um die Kleider der Vorbeikommenden zu kritisieren.
    Crake spürte, wie Jez’ gute Laune beim Anblick so vieler Menschen schwand, und schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln. »Na, na, Miss Flay. Lassen Sie sich bloß nicht von denen einschüchtern.«
    »Bist du sicher, dass du nicht auch alleine herkommen konntest?« Seit seiner Aufnahme in die Crew wurde Crake von allen anderen an Bord der Ketty Jay außer dem Kapitän ganz selbstverständlich geduzt.
    »So läuft das nun mal nicht«, sagte er. »Tief durchatmen. Auf geht’s.«
    Mit Steinplatten ausgelegte Wege mäanderten um Schwimmbecken und Brunnen zur Veranda. Crake führte Jez durch den Garten und blieb stehen, um sich von einem vorbeikommenden Kellner zwei Gläser Wein geben zu lassen. Eines davon hielt er ihr hin.
    »Ich trinke nicht«, sagte sie.

    »Spielt keine Rolle. Nimm es einfach. Dann hat deine rechte Hand was zu tun.«
    Im Innern des Herrenhauses war es ein wenig kühler. Die hohen Räume mit ihren weiß getünchten Wänden saugten einen Teil der Hitze aus der Nacht, und die offenen Fenster ließen die Brise herein. Diener fächelten den Leuten Luft zu. Die Aristokraten hatten sich auch hier drin versammelt; sie scharten sich in Ecken zusammen, lungerten in der Nähe der Kanapees herum oder strömten in Strudeln und Wirbeln von einer Gruppe zur anderen.
    »Vergiss nicht, wir suchen Gallian Thade«, sagte Crake mit leiser Stimme. »Ich zeige ihn dir, wenn ich ihn sehe.«
    »Und was dann?«
    »Dann schauen wir, was wir herausfinden können.«
    Ein gut aussehender junger Mann mit sorgfältig gescheiteltem blondem Haar kam freundlich lächelnd auf sie zu. »Hallo. Ich glaube, wir kennen uns noch nicht«, sagte er und streckte ihnen die Hand hin.
    Er stellte sich als Barger Uddle vor, von der angesehenen Familie der Kettenradhersteller. »Sie wissen schon!

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