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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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Gewitterwolken rasten auf sie zu, ein tintenschwarzes Gebrodel, in dem zornige Blitze aufleuchteten. Wind und
Druckgefälle begannen sie hierhin und dorthin zu stoßen. Als sie auf den äußeren Rand der Wolken trafen, wurde die Welt draußen rasch dunkler. Dann eine Explosion von blendendem Licht, furchteinflößend nahe; Crake duckte sich unwillkürlich. Jez schaute flüchtig zu ihm herüber und schenkte ihm ein mitfühlendes Lächeln. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und richtete sich gerader auf.
    »Doc! Sind sie noch an uns dran?«, brüllte Frey über das ansteigende Heulen des Windes hinweg. Keine Antwort. »Doc!«
    »Was?«, rief Malvery gereizt zurück.
    »Sind sie noch an uns dran?«
    Eine lange Pause.
    » Doc!«, schrie Frey.
    » Ich halte ja Ausschau nach ihnen, verdammt noch mal!«, brüllte Malvery. »Es ist dunkel da draußen!« Einen Moment später ließ er ein dröhnendes, triumphierendes Lachen ertönen. »Sie geben Fersengeld, Käpt’n! Hauen ab, zurück zu Mama!«
    Jez strahlte vor Erleichterung.
    Eine Druckwelle versetzte der Ketty Jay einen Stoß von unten, und sie drehte steil ab. Crake, der sich nicht mehr am Türpfosten festhalten konnte, krachte gegen eine Wand. Draußen war es stockfinster. Frey schaltete die Scheinwerfer ein, aber ihr Licht erhellte nichts als die undurchdringliche Suppe, die sie umschloss.
    »Ich komme nicht umhin zu bemerken, dass wir noch immer in dem Unwetter stecken«, sagte Crake.
    Jez antwortete ihm, da Frey sich aufs Fliegen konzentrierte. »Wir müssen den Abstand zu ihnen vergrößern. Sonst könnten sie die Verfolgung einfach wieder aufnehmen, wenn wir herauskommen.«

    »Und was passiert, wenn uns einer dieser Blitze trifft?«, fragte er, ohne die Antwort wirklich hören zu wollen.
    »Dann explodieren wir wahrscheinlich«, sagte Frey. Crake erbleichte. Jez öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber in diesem Moment wurde das Schiff erneut durchgeschüttelt. Frey hörte es in der Messe scheppern, und etwas zerbrach und flog geräuschvoll in den Gang hinaus. Überall begann Wasser zu spritzen.
    »Wird dieser Eimer überhaupt zusammenhalten?«, wollte Crake wissen.
    »Die Ketty Jay hält schon«, murmelte Frey. »Und wenn Sie mein Schiff nochmal als Eimer bezeichnen, dann befördere ich Sie mit einem Arschtritt von Bord, und Sie und Ihre metallene Freundin können nach Hause fliegen.«
    »Was, und meine Chance verpassen, an Gallian Thades Winterball teilzunehmen? Versuchen Sie’s nur, dann …«
    Es gab einen grellen Blitz, und alles wurde schwarz. Alle Lichter innen und außen waren mit einem Mal erloschen. Crake verspürte ein kurzes Gefühl der Unwirklichkeit, als wäre die Zeit selbst betäubt worden. Die Luft knisterte und brodelte von wilder Energie. Für lange Sekunden sagte niemand ein Wort. Ein unheimlicher Frieden deckte das Chaos zu. Die Schiffsmotoren brummten stetig und schoben sie durch das Unwetter. Es herrschte vollkommene Dunkelheit.
    Dann flackerten die Lichter wieder auf, und die Ketty Jay begann erneut zu klappern.
    »Was war das?«, flüsterte Crake.
    »Ein Blitz«, sagte Jez.
    »Sie haben gesagt, wir würden explodieren!«, warf Crake dem Kapitän vor.
    Frey grinste nur. »Wird Zeit, dass wir hier rauskommen.«
Er zog den Steuerknüppel zu sich heran, und die Ketty Jay begann zu steigen.
    Der Aufstieg durch die Wolken war rau, aber die Turbulenzen konnten der Ketty Jay nichts anhaben. Sie hatte schon Schlimmeres erlebt. Obwohl sie auf jedem Klom des Weges geschubst, geschlagen und schikaniert wurde, kämpfte Frey zusammen mit ihr gegen das Unwetter, und die beiden kannten sich gut. Frey merkte es nicht, aber ein wildes Lächeln lag auf seinem Gesicht, während er flog. Das war es, worum es beim Freibeuterdasein ging. So fühlte es sich an, ein Herr der Lüfte zu sein. Seine Feinde zu überlisten, Niederlagen in Siege zu verwandeln. Dem Sturm zu trotzen.
    Dann endete die Wolkenwand, und die Ketty Jay stieg ins Freie empor. Der dunkle Teppich der Gewitterwolken breitete sich unter ihnen aus, so weit das Auge reichte, und verbarg alles, was darunter lag. Über ihnen waren nur ein endloses, kristallines Blau und der blendende Lichtschein der Sonne.
    »Malvery?«, rief Frey.
    »Alles klar, Käpt’n!«, kam die Antwort.
    Frey schaute sich nach Jez und Crake um, die vor Aufregung und Erleichterung glühten.
    »Gute Arbeit, Leute«, sagte er. Dann sank er mit einem Seufzen in seinen Sitz zurück. »Gute Arbeit.«

ACHTZEHN
Zivilisation –

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