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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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das Angst hatte, sich zu bewegen, um die Spinne nicht aufzustören. So sollte sich ein Mann nicht verhalten. Also nahm er allen Mut zusammen und ging weiter. Jez folgte ihm.
    Ein Dutzend Schritte später beschrieb der Pfad eine Biegung und weitete sich zu einem kreisrunden Rastplatz, der von den Bäumen verborgen wurde. Aus einem dünnen Rohr in der Mitte eines dekorativen, mit Steinen eingefassten Wasserbeckens sprudelte ein schwacher Wasserstrahl. Auf einer Bank, den Blick auf das Becken gerichtet, saß Fredger Cordwain. Er blickte auf, als Crake und Jez auf ihn zukamen.
    »Gute Nacht«, sagte Crake, ohne langsamer zu werden.
    »Gute Nacht, Grayther Crake«, gab Cordwain zurück.
    Crake erstarrte, als er seinen Namen hörte. Er spannte die Muskeln an, um loszulaufen, aber Cordwain kam blitzschnell von der Bank hoch, und in seiner fleischigen Hand erschien ein Revolver. Offenbar war er davon ausgegangen, dass das Waffenverbot für ihn nicht galt.
    »Machen Sie keine Schwierigkeiten«, sagte Cordwain. »Für mich sind Sie tot oder lebendig dasselbe wert.«
    »Wer ist das?«, fragte Jez. Es dauerte einen Moment, bis ihm klar wurde, dass sie immer noch ihre Rolle spielte. »Was hat das zu bedeuten, Liebster?«
    Cordwain kam auf sie zu, die Waffe auf Crake gerichtet.
»Miss Bethinda Flay«, sagte er. »Falls das Ihr richtiger Name ist. Die Shacklemore-Agentur ist schon seit mehreren Monaten hinter Ihrem ›Liebsten‹ her. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass es ein bisschen gedauert hat, bis ich ihn von seiner Ferrotypie wiedererkannt habe. Ich glaube, es liegt am Bart. Mein Personengedächtnis ist nicht sehr gut.«
    »Aber er hat doch gar nichts getan!«, protestierte Jez. »Was hat er denn getan?«
    Cordwain sah sie ruhig an. »Wissen Sie das nicht? Er hat seine Nichte ermordet. Ein achtjähriges Mädchen.«
    Jez sah Crake sprachlos an. Er stand mit hängenden Schultern da und schaute zu Boden.
    Cordwain trat hinter Crake, packte ihn an den Handgelenken und zog ihm die Arme auf den Rücken. Dann schob er den Revolver in seinen Gürtel und holte Handschellen hervor.
    »Hat sie mit einem Brieföffner erstochen«, sagte er im Plauderton. »Und auf dem Boden seines Dämonisten-Sanktums verbluten lassen. Siebzehn Stiche. So ein Ungeheuer ist er.«
    Crake wehrte sich nicht. Er war bleich geworden, ihm war kalt, und er hätte sich liebend gern übergeben.
    »Sein eigener Bruder hat uns angeheuert, um ihn zu suchen«, fuhr Cordwain fort. »Ist das nicht traurig? Schrecklich, wenn Familienmitglieder sich in die Haare geraten. Man sollte seiner Familie immer vertrauen können.«
    Tränen sammelten sich in Crakes Augen, als die Handschellen zuschnappten. Er hob den Kopf und begegnete Jez’ Blick. Sie starrte ihn mit schockierter Miene an. Wollte beruhigt werden. Wollte hören, dass er es nicht getan hatte.
    Er hatte ihr nichts zu sagen. Ihr Urteil über ihn konnte niemals schlimmer ausfallen als sein eigenes.

    »Wenn Sie nichts dagegen haben, Miss, muss ich Sie bitten, ebenfalls mitzukommen.« Cordwain rückte die Handschellen zurecht. »Sie verstehen das sicher. Nur bis wir uns vergewissert haben, dass Sie nicht mit diesem …«
    Jez machte einen Satz nach vorn und griff nach der Pistole, die aus seinem Gürtel ragte, aber Cordwain war darauf vorbereitet. Er packte sie am Arm und brachte sie mit einem Ruck aus dem Gleichgewicht, während er Crake mit der anderen Hand zu Boden stieß. Mit seinen auf den Rücken gefesselten Händen konnte Crake den Sturz nicht abfangen, und er landete mit der Schulter schmerzhaft auf dem steinigen Boden.
    Jez schlug und stieß nach Cordwain, aber er war ein Koloss, viel stärker und schwerer als sie.
    »Hab ich’s mir doch gedacht«, sagte er, während er sie abwehrte. »Sie stecken auch mit drin, stimmt’s?«
    Jez traf ihn zu seiner Überraschung mit der Faust am Kinn. Aber die Überraschung währte nur kurz. Er schlug ihr mit dem Handrücken hart ins Gesicht: einmal, zweimal, dreimal hintereinander. Dann schleuderte er sie von sich. Sie stolperte, schlug mit den Armen wild um sich, während sie kopfüber hinfiel, und prallte mit der Stirn gegen die niedrige Steinmauer des Beckens.
    Das schreckliche Geräusch des Aufpralls ließ die ganze Erregung abrupt verfliegen. Cordwain und Crake starrten beide die kleine Frau in dem hübschen schwarzen Kleid an, die nun reglos am Boden lag.
    Sie stand nicht wieder auf.
    »Was haben Sie getan?«, schrie Crake, der ebenfalls am Boden lag. Er

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