Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding

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auf und warf ihm einen unmissverständlichen Blick zu. »Niemals.«
    Crake nickte.
    »Also dann«, sagte sie, nachdem sie sich so gut wie möglich hergerichtet hatte. »Verschwinden wir von hier.«
    Sie ging den Pfad entlang, zum Landeplatz. Crake warf einen letzten Blick unter die Bäume, wo Cordwains Leichnam lag, dann folgte er ihr.

EINUNDZWANZIG
Frey beruft eine Versammlung ein – Hoffnung – Erinnerungen eines Kapitäns an Samarla – Das Bajonett
    »Sie wollen sich mit der Delirium Trigger anlegen?«, schrie Harkins auf.
    Pinn blieb das Essen im Halse stecken, und er verspritzte Eintopf über den Tisch und in Crakes Gesicht. Malvery klopfte Pinn schadenfroh und viel härter als nötig auf den Rücken, bis der Hustenanfall vorbei war.
    »Danke«, knurrte er den grinsenden Doktor an.
    »Und auch heute wieder ein Leben gerettet«, erwiderte Malvery und kehrte an den Herd zurück, wo er an einem größtenteils aus Zucker bestehenden, Arterien verstopfenden Dessert arbeitete. Crake tupfte sich den Bart mit einem Taschentuch ab.
    »Und?«, hakte Jez nach. »Wie wollen Sie das anstellen?«
    Frey musterte seine Crew, die sich um den Tisch in der Messe der Ketty Jay versammelt hatte, und fragte sich erneut, ob er das Richtige tat. Als er sich den Plan vor ein paar Stunden ausgedacht hatte, war er ihm hervorragend erschienen, doch nun, wo er sich mit der Realität seiner Lage konfrontiert sah, war er weitaus weniger sicher. Die Vorstellung, dass eine fähige Truppe von Experten die ihnen übertragenen
Aufgaben mit klinischer Präzision ausführte, war schön, aber er hatte es hier wohl kaum mit einer gut geölten Maschinerie zu tun.
    Da war Harkins, den schon die bloße Erwähnung der Delirium Trigger in ein schnatterndes Wrack verwandelte. Malvery, der einen Schuss Rum in den Nachtisch gab und dabei selbst gleich ein paar kräftige Schlucke nahm. Und Pinn, der sogar zu blöd war, sein Essen ordentlich runterzuschlucken.
    Jez und Crake waren vertrauenswürdig, soweit er es sagen konnte, aber sie hatten einander während des ganzen Essens kaum in die Augen schauen können. Beim Winterball war irgendetwas zwischen ihnen vorgefallen – vielleicht hatte Crake einen unerwünschten Annäherungsversuch unternommen? – , und nun war Jez’ Abscheu vor ihm ebenso unübersehbar wie seine Scham.
    Blieb noch Silo, der schweigend Eintopf löffelte, verschlossen wie immer. Silo, seit sieben Jahren Freys ständiger Gefährte, über den er nichts wusste. Frey hatte ihn nie nach seiner Vergangenheit gefragt, weil sie ihn nicht interessierte. Silo fragte nie nach irgendetwas. Er war einfach da. Hatte er überhaupt Gedanken, wie normale Menschen?
    Frey versuchte, ein paar warme kameradschaftliche Gefühle heraufzubeschwören, aber es gelang ihm nicht.
    Ach, was soll’s, versuchen wir’s trotzdem.
    »Wir wissen alle, dass wir uns auf keinen Luftkampf mit der Delirium Trigger einlassen können«, sagte er und erntete einen hörbaren Seufzer der Erleichterung von Harkins. »Also greifen wir sie am Boden an. Wir locken Dracken in den Hafen, und wenn sie gelandet ist …« Er hieb auf den Tisch. »Dann schlagen wir zu.«
    Pinn hob eine Hand. Wenn Pinn die Hand hob, dann immer
nur um des Effekts willen. Falls er etwas zu sagen hatte, platzte er für gewöhnlich einfach damit heraus.
    »Frage«, sagte er. »Warum?«
    »Weil sie nicht damit rechnen wird.«
    Pinn ließ die Hand ein Stück weit sinken und hob sie dann erneut, als wäre ihm ein weiterer Gedanke gekommen.
    »Ja?«, sagte Frey müde.
    »Warum machen wir nicht was anderes, womit sie nicht rechnet?«
    »Mir hat das mit dem Abhauen gefallen«, sagte Harkins. »Ich meine, das haben wir bisher ziemlich gut hingekriegt. Vielleicht sollten wir … na ja, ihr wisst schon, damit weitermachen. Ist aber bloß so eine Idee, ich meine, Sie sind der Käpt’n. Mir scheint nur … was funktioniert, braucht nicht repariert zu werden. Bloß meine Meinung. Sie sind der Käpt’n. Sir.«
    Die Crew verstummte. Die einzigen Geräusche waren Malverys leises Rühren im Topf und ein feuchtes Schmatzen in der Ecke der Messe, wo Schlacke sich eine frische Ratte schmecken ließ. Er hatte sie aus dem Laderaum hierher geschleift, um am Abendessen der Crew teilzunehmen.
    Frey blickte in die ihm zugewandten Gesichter und verspürte etwas Ungewohntes. Der Moment hatte ein seltsames Gewicht bekommen. Erschrocken stellte er fest, dass sie darauf warteten, von ihm überredet zu werden. Sie wollten überredet