Pitch Black
Schluss über die letzten Momente seines Lebens führte?
Sie wollte die Wahrheit, aber nur jene Teile, die Ethan von jedem Verdacht freisprachen.
Und im Moment entwickelten sich die Dinge nicht zu Ethans Gunsten.
Madison wollte sicher nicht hören, dass einige Kinder der Schulpsychologin berichtet hatten, Ethan habe auf dem Schulkorridor Colin Arbuckle am Tag vor seinem Tod bedroht–weil Colin sich brüstete, er wisse, was auf dem Berg passiert sei. Sie wollte sicher nicht hören, dass Ethan sich zu Jordan Grays persönlichem Beschützer ernannt hatte. Und Kates neue Beschuldigungen wollte sie bestimmt erst recht nicht hören.
Verdammt, er hatte das ja selbst alles nicht hören wollen. Aber es gab diese Aussagen nun mal.
Er wollte unbedingt herausfinden, dass alles nur Zufall war oder auf Gerüchten beruhte. Denn wenn ihm das nicht gelang, blieb ihm keine Wahl. Dann musste er alles dem Staatsanwalt mitteilen, der bereits jeden Tag anrief und Gabe nach seinen Fortschritten fragte. Bis jetzt hatte er seine Entdeckungen zurückgehalten und auf die noch fehlenden Laborergebnisse verwiesen, um ein bisschen Zeit zu schinden und einen wahrscheinlicheren Verdächtigen präsentieren zu können. Aber in Forrest County war man nicht an Morde und unerklärliche Todesfälle gewöhnt, und alle wurden langsam nervös.
Meine Güte, all das geschah einfach, ohne dass Gabe etwas dagegen tun konnte.
»Maddie, ich kann es nicht ändern, dass Ethan in diesem Fall noch immer zu den Personen gehört, auf die wir unser Augenmerk richten müssen. So gern ich das auch täte, es geht nicht.«
Maddie saß angespannt da und schwieg. Ihr Blick ruhte auf den Überresten des Rühreis, das auf ihrem Teller eintrocknete. Ihre Hände lagen ineinander verkrampft in ihrem Schoß,der Mund war vor Wut ganz verkniffen. Ihr Atem ging stoßweise.
»Nachdem ich es mir jetzt eh mit dir verdorben habe«, sagte er schließlich, »kann ich dir vielleicht auch noch ein paar Fragen stellen.«
Mit finsterer Miene sah sie ihn an. »Selbstverständlich werden mein Sohn und ich deine Untersuchung voll und ganz unterstützen.« Sie klang kalt und förmlich.
»Verdammt, Maddie! Du machst das Ganze nur noch komplizierter, als es ohnehin schon ist.« Er sehnte sich nach den Zeiten zurück, in denen ihr ganzes Problem darin bestanden hatte, dass sie glaubte, sich zwischen ihrer Rolle als Frau und Mutter entscheiden zu müssen.
Sie starrte ihn an. »Deine Fragen?«
»Du und Ethan, ihr habt doch gestern Jordan besucht?«
»Ja.«
»Warst du die ganze Zeit mit den beiden im Zimmer? Oder waren sie zwischendrin mal allein?«
Sie rieb sich den Nacken–ein sicheres Zeichen, dass sie nicht antworten wollte. Wenn sie das bei dem Staatsanwalt machte, war sie verloren. Der Mann konnte Gesten besser deuten als jeder Verhörspezialist, den Gabe je getroffen hatte.
»Warum?«, fragte sie. »Was macht das schon aus?«
Er nagelte sie mit seinem Blick fest.
Sie hob das Kinn. »Ich war dabei.«
Gabe wäre erleichtert gewesen, hätte er nicht das kurze Zögern gespürt oder die Unentschiedenheit gesehen, die kurz in ihren Augen aufblitzte.
Er stand auf und stellte die dreckigen Teller zusammen. »Na gut, Ma’am. Danke für Ihre Mithilfe. Ich erledige noch meine Pflicht, dann mache ich mich auf den Weg.« Er revanchierte sich, indem er nun genauso steif und reserviert klang wie sie.
Er setzte die Teller so heftig auf dem Küchentresen ab, dass das Besteck, das darauf lag, laut klapperte.
Grundgütiger, diese Frau brachte wirklich sein Blut in Wallung. Alles an ihr provozierte ihn bis zum Äußersten.
Er drehte das Wasser an und machte beim Abspülen mehr Krach als nötig.
Er war so aufgebracht, dass er sie am liebsten vom Stuhl hochgezogen und geschüttelt hätte. Kapierte sie denn nicht, dass er versuchte, ihr zu helfen? Ihm einfach etwas zu verschweigen–das ging ihm nicht aus dem Kopf.
Natürlich, zugegeben, wenn sie ihm etwas zum Schaden ihres Sohne verraten würde, dann könnte er das nicht ignorieren; das hatte er ihr bereits klargemacht. Er konnte also nicht erwarten, dass sie ihm als Freund und Partner vertraute, da er sich bei der Aufklärung dieses Verbrechens nun mal professionell verhalten musste. Er konnte genauso wenig zweigleisig fahren wie sie; man konnte genauso wenig den Mann vom Beruf trennen wie die Frau von der Mutter.
Nachdem er die Teller in die Spülmaschine gestellt hatte, drehte er sich um und sah, dass sie immer noch genau so dasaß wie
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