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Pitch Black

Pitch Black

Titel: Pitch Black Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Crandall
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zu dem Zeitpunkt, als er vom Tisch aufgestanden war. Sie wandte ihm den Rücken zu, aber ihre Schultern waren nicht mehr so steif. An ihrer Haltung war deutlich zu erkennen, wie erschöpft sie war.
    Was für ein mieser Kerl er doch war. Da war der Frau ein Stein durch die Windschutzscheibe geflogen, sie war von der Straße abgekommen und hatte stundenlang in ihrem Auto in der Falle gesessen. Und das alles noch zusätzlich zu dem kürzlich erlittenen Trauma und den öffentlichen Spekulationen.
    Er trat hinter sie und legte ihr sanft die Hände auf die Schultern. »Ich rufe dich an, sobald ich morgen die Eisenbahnüberführung untersucht habe, und lasse dich wissen, ob ich was gefunden habe.«
    Sie sagte nichts, nickte nur.
    »Kann ich noch etwas für dich tun, bevor ich gehe?« Auch wenn es kein Zurück gab zu jenem Moment, als er sie aus der Schlucht befreit hatte, versuchte er doch wenigstens, sie seine Trauer über diesen Verlust mit seinen Worten und der platonischen Berührung spüren zu lassen.
    Ohne sich umzusehen, hob sie die linke Hand und berührte sanft seine rechte, die noch immer auf ihrer Schulter ruhte. »Danke, dass du mich gerettet hast.«
    Sie waren beide verletzt und verwundet. Am besten war es wohl, es dabei zu belassen.
    Er gab ihr die gleiche Antwort, die er ihr schon mehrfach zuvor gegeben hatte. »Gern geschehen.«
    Dann ging er. Als er in den Jeep stieg, blickte er zum Haus zurück. Ethan stand oben am Fenster seines Schlafzimmers und beobachtete, wie Gabe davonfuhr.

 
    21
    Gabes Handy klingelte früh am nächsten Morgen, als er gerade auf dem Weg zur Bahnüberführung war. Er war immer noch deprimiert nach einer schlaflosen Nacht, in der er mehr Einzelheiten ausgegraben hatte, als ihm lieb war. Einzelheiten, die ein völlig neues Licht auf Ethan Wade warfen. Übermüdet wie er war, nahm er das Gespräch an, ohne erst nachzusehen, wer der Anrufer war.
    »Hallo, kleiner Bruder.«
    »Hallo, Grant«, antwortete Gabe. Warum hatte er bloß nicht besser aufgepasst, wer ihn da anrief? »Bevor du mir gleich an die Gurgel springst–die Sache mit der Handelskammer habe ich bereits erledigt.« Grant war der Wahlkampfmanager ihres Vaters, und diese Aufgabe nahm er äußerst ernst, anders als sein trägerer kleiner Bruder.
    »Gut. Aber deshalb rufe ich nicht an.«
    »So?« Grant rief nie an, um einfach nur ein bisschen zu plaudern.
    »Ich wollte hören, was zum Teufel bei euch los ist. Schafft ihr es nicht, mal eine Woche lang nicht Thema in den Nachrichten zu sein? Verdammt, du machst Dads ›Programm für die Sicherheit in unseren Städten‹ zunichte.«
    Gabes Kiefermuskulatur verspannte sich. Einmal hatte ihn der örtliche Fernsehsender interviewt, aber er war viel zu beschäftigt mit der Morduntersuchung gewesen, um die Ausstrahlung anzusehen. Wer weiß, was für einen Eindruck sie vermittelt hatten. »Buckeye ist keine Stadt.«
    »Genau. Wenn du nicht mal deinen verschlafenen kleinen Ort sauber halten kannst, was sagt das dann über Städte mit großen Problemen aus?«
    »Glaubst du etwa, ich lasse in meinem County Leute umbringen, um dem Wahlkampf zu schaden?«
    Grant entgegnete in dem typischen Ton eines großen Bruders, der keinen weiteren Unsinn duldet: »Ich will von dir doch nur hören, dass du kurz vor einer Verhaftung stehst.«
    »Ich kann dir natürlich alles erzählen, was du hören willst. Aber das würde nichts daran ändern, dass wir noch am Anfang der Ermittlungen stehen.«
    »Verdammt, ich will nicht die offiziellen Verlautbarungen hören. Wie viele Verdächtige kann es in diesem Hinterwäldler-County denn schon geben?«
    »Nur weil mein Heuhaufen kleiner ist als andere, ist meine Nadel trotzdem nicht leichter zu finden. Hat Dad gesagt, du sollst mich anrufen?« Es war eigentlich nicht die Art seines Vaters, Druck auszuüben, aber nachdem er laut Umfragen Wählerstimmen verloren hatte, war er vielleicht verzweifelt.
    »Soll ich dem Labor Druck machen, damit du die Ergebnisse schneller bekommst? Ich habe dort ein paar Freunde.« Die Tatsache, dass Grant Gabes letzte Frage überging, war auch eine Antwort: Sein Vater hatte keine Ahnung.
    »Danke, ich habe das im Griff. Sogar wir Hinterwäldler wissen, wie man ein Telefon benutzt, und ein paar Tricks kennen wir auch.«
    Grant beachtete seinen Kommentar nicht. »Ich habe gehört, es wäre ein verrückter Junge aus dem Norden gewesen.«
    Meine Güte! Gabe schloss einen Moment die Augen und presste die Lippen aufeinander, um die Flüche

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