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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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Großes Digger-Ehrenwort. Einverstanden?«
    Der Blinde schwieg eine Weile. Die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Iwan bedauerte selbst, dass für eine solche Expedition im Moment nicht der richtige Zeitpunkt war.
    Der Alte nickte. Er hatte Iwans Standpunkt akzeptiert.
    »Wirst du zur Allianz zurückkehren?«, fragte er schließlich.
    »Der direkte Weg ist mir versperrt«, erwiderte Iwan. Er war froh, dass sein Gastgeber nicht schmollte. »An der Wosstanija komme ich nicht durch.«
    Der Alte seufzte. »Wenn ich dich schon nicht davon abbringen kann, dann helfe ich dir eben. Geh bis zur Wyborgskaja hinauf. Dort gibt es einen Übergang zu den Tunneln der Ringlinie. Mit ihrem Bau wurde erst kurz vor der Katastrophe begonnen und sie sind nicht mehr fertig …«
    »Ich weiß, ich weiß.«
    »Hättest du die Güte, mich ausreden zu lassen?«, ereiferte sich der Alte. »Du musst dir einen Führer suchen. Der bringt dich … wo willst du eigentlich hin?«
    Iwan überlegte. Von seinen Freunden waren ihm nur Pascha und Schakilow geblieben. Pascha war sicher längst zur Wassileostrowskaja zurückgekehrt und daher außer Reichweite. Aber Schakilow, der konnte ihm helfen. Auf Sascha konnte man sich verlassen – sofern er noch am Leben war.
    »Erst mal zum Newski prospekt .«
    »Also die Linie 2. Dann gehst du bis zur Station Tschornaja retschka und dann über die Petrogradskaja und die Gorkowskaja runter zum Newski .«
    Das war natürlich eine Möglichkeit. Doch die Sache hatte einen Haken.
    »Der Tunnel ist doch überflutet, oder?«
    »Man kommt aber trotzdem durch. Das kannst du mir glauben. Schon mal was von Neu-Venedig gehört?«
    Im hinteren Raum fand Iwan eine ganze Kiste mit alten sowjetischen Gasmasken, daruntermehrere GP-4 und eine isolierende IP-2M. Ein uraltes Ding, aber warum nicht? Außerdem lagen jede Menge Regenerierpatronen dabei. Iwan nahm eine davon und inspizierte den Boden des Behälters: »Verwendbar bis 2008«. Tja.
    Könnte ich trotzdem gut brauchen, dachte Iwan. Was wohl der Alte dazu sagt?
    Schritte. Das Pochen der Krücke. Wenn man vom Teufel spricht.
    Der Alte blieb neben ihm stehen.
    »Kann ich mir eine davon nehmen?«, fragte Iwan.
    »So viele du willst. Ich brauche sie nicht mehr.« Die Augen des Alten schauten an Iwan vorbei. »Du willst wirklich schon aufbrechen?«
    »Ja. Ich muss nach Hause.«
    Der Alte nickte und verließ den Raum. Allmählich entfernte sich das Pochen der Krücke. Iwan schüttelte den Kopf und schmunzelte. Dieses Geräusch würde er vermissen.
    Iwan suchte sich eine unbeschädigte Maske in seiner Größe heraus und probierte sie an. Sie funktionierte. Der Gummi lag dicht am Gesicht an und die Bänder passten.
    So ein Ding müsste man aufsetzen, wenn man verkatert ist, dachte Iwan. Damit einem der Kopf nicht auseinanderfliegt.
    Er nahm die Maske wieder ab, atmete durch und warf einen bedauernden Blick auf die GP-4. Es war schade, sie zurückzulassen, doch wollte er den Alten nicht zu sehr schädigen. Er legte noch zwei Filter mit dem jüngsten Haltbarkeitsdatum beiseite. Sie waren zwar auch schon abgelaufen, aber immer noch besser als nichts. Außerdem – was sollte mit der Kohle schon passieren? Er schloss die Kiste, dachte kurz nach, machte sie wieder auf und nahm doch noch eine zweite Maske heraus. Ohne Ersatzmaske ging es nicht.
    Als er die Ausrüstung in seiner Tasche verstaut hatte, spürte er plötzlich, dass jemand in unmittelbarer Nähe war. Verdammt, wieso hatte er das nicht schon früher bemerkt?
    Iwan fuhr herum und duckte sich – falls jemand auf ihn schießen wollte. Dann seufzte er erleichtert und richtete sich wieder auf. Der Alte stand in der Tür und schaute über Iwans Kopf hinweg. Einen schönen Schrecken hatte er ihm da eingejagt.
    »Da, nimm«, sagte er lapidar und streckte ihm die Hand entgegen.
    Iwan traute seinen Augen nicht: In der Pranke des Alten lagen zusammengefaltete und mit einem Gummi fixierte Tablettenstreifen. Für solche Kostbarkeiten hatte man in der Metro schon Leute umgebracht.
    »Worauf wartest du, nimm schon. Der Arzt wollte sie dir sowieso verschreiben.«
    »Vielen Dank«, sagte Iwan und nahm die Tabletten.
    »Nimm gleich welche ein. Dort ist Wasser.«
    Gegen Abend war Iwan bereit zum Aufbruch. Aus seinen Vorräten gab ihm der Alte noch eine Tasche, zwei Lampen, Batterien, eineinhalb Magazine Patronen und ein Messer mit. Das Messer war nicht schlecht, aber früher hatte Iwan ein besseres gehabt. Früher waren ja auch die

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