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Pittys Blues

Pittys Blues

Titel: Pittys Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Gaebel
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schlug sie um Längen. Dick erstarrte in der Mitte des Raumes, den Blick fest auf den Kaminsims geheftet. Sein Blick wanderte in Richtung Badezimmer, dann wieder zu Jones.
    «Elliot. Du. Ach so. Ich Idiot.»
     
    Am Waldrand legte Mort Cassis fluchend sein Gewehr ab und entschied sich, den Fuchs nicht zu schießen, dessen Pfoten im Mondlicht auf einer silbernen Schicht schwebten. Später erzählte er, dass er nicht wusste, was für ein Teufel ihn geritten hätte, aber er hatte Mitleid, und er fand den Fuchs und das Licht und die Atmosphäre so schön und für seine Verhältnisse auch ein bisschen heilig.
    Gladie Lucas waren nur ihre Hühner heilig. Als sie von Morts Gnadenanwandlung erfuhr, zertrümmerte sie mit ihrer backsteinschweren Handtasche beinahe seinen Ellenbogen und giftete ihn an, dass es ihr niemand ersetzen würde, wenn dieser Fuchs ihre hinkende Hannah riss. Sie rupfte ihm die Knarre aus den Händen und verschwand keifend in Richtung Waldrand.
     
    Niemand wusste so genau, warum Dick nie aufgefallen war, was in seinem Leben so komplett an ihm vorbeigegangen war, warum er es erst durch Pitty verstand.
    Umso heftiger traf ihn die Erkenntnis. Es haute ihn
um. Er sackte zusammen, hockte vor dem Kamin und stierte blöd ins Feuer.
    Jones nahm die Pfanne vom Herd und setzte sich neben Dick.
    Hinter ihnen prasselte das Feuer und strahlte eine so große Hitze aus, dass alles orangerot glühte. Dick wurde es plötzlich zu heiß. Er rückte vom Kamin ab, starrte aber weiter vor sich hin.
    «Mh. Alles ein bisschen viel heute», sagte Jones.
    Dick rieb sich den Kopf.«Frag mich mal.»
    Und während Dick sich sammelte und in seinem Kopf die Bilder der Vergangenheit neu zusammensetzte, ging Jones an den Herd zurück und schob die Pfanne wieder aufs Feuer.
    Jones fühlte sich frischer und war trotzdem unsicher. Alles um ihn herum war lauter, als hätte er gerade die Hände von den Ohren genommen.
     
    Pitty setzte sich von einem tiefen Atemzug begleitet auf.
    Sie stieg aus der Wanne, trocknete sich hastig ab und beeilte sich, in ihre Kleidung zu kommen.
    Als sie wieder ins Wohnzimmer kam, duftete es nach Gebratenem. Sie schaute sich nach Dick und Jones um, die sich gegenüberhockten und anstarrten. Pitty hatte keinen Appetit, setzte sich aber, ohne ein Wort zu sagen, an den gedeckten Tisch.
    Als Dick kurz den Kopf hob und sein Blick Pitty traf, knisterte die Luft. Pitty sah kleine Funken.
    Jones wuchtete sich auf die Beine und ging zum Herd.
Pitty und Dick sahen ihm nach. Jones kam zurück und stellte eine Pfanne mit undefinierbarem Mischmasch vor ihre Nase. Es roch nach Speck, auch wenn Pitty keinen erkennen konnte, und nach Bohnen, die sah sie. Groß, dick und weiß lugten sie aus dem Matsch, bis die von Jones geführte Kelle sie wegschaufelte. Drei große Kellen füllte er ihr auf den Teller, Dick und sich selbst vier. Dann setzte er sich zwischen die beiden an den Kopf des Tisches.
     
    Pitty schaute auf ihren Teller.
    «Was ist das?»fragte sie.
    Ohne aufzusehen sagte Dick:«Weiß nicht, Jones hat es gemacht. Probier’s, er weiß, was er tut, auch wenn’s nicht so aussieht.»
    Jones sagte nichts. Er beobachtete Dick. Er wartete immer noch auf eine Reaktion, die seiner Vorstellung von einer Reaktion gleichkam.
    Sie aßen schweigend. Pitty erst zögernd, dann mit zunehmendem Appetit, Dick schien das Zeug auf seinem Teller einzuatmen. Jones saß über seinen Teller gebeugt und wandte den Blick nicht von dem Jüngeren ab.
    Pitty hatte den Eindruck, Dicks Gehirn bei der Arbeit zuzusehen. Man sah seine Augen dampfen, seine Stirn legte sich in Falten, die weiße Striemen hinterließen, als sie sich wieder glätteten.
    Pitty sah abwechselnd den einen und den anderen an und schob sich dabei langsam einen Löffel nach dem anderen in den Mund.
    Dicks Blick hob sich für einen Moment von seinem
Teller, und er sah Pitty an, sah ihren Blick, der nichts als Neugierde und Zuneigung zeigte und ab und zu eine Frage stellte. Ihre Augen schienen den seinen immer näher zu kommen, die Farbe zu wechseln. Sie ließen ihn nicht mehr los, saugten sich an ihm fest. Er rutschte auf seinem Sitz hin und her, man hörte die Stuhlbeine knarzen. Dann fasste er über den Tisch hinweg ihre Hand, und die Beklommenheit wich.
    «Wie war dein Bad?»Ohne ihre Antwort abzuwarten, richtete er seinen Blick auf Jones, und in seiner Stimme lag eine Sanftmut und ein Ton, den Jones nur von Lilly kannte und der ihn für den Moment überforderte:«So viele

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