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Pizza House Crash

Pizza House Crash

Titel: Pizza House Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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sinken ließ. Offensichtlich war er gekommen, weil er halb gehofft hatte, er werde hier eine Strickleiter finden, mit deren Hilfe er aus dieser Situation hinausklettern könnte. Statt dessen hatte er den Rat bekommen, er solle schon mal zu graben anfangen.
    »Laß uns zur Polizei gehen!« sagte er verzweifelt.
    Ich schüttelte den Kopf und schenkte uns heißen Reiswein aus einer Porzellankaraffe ein.
    »Keine Angst, Barnaby. Ich glaube, ich kann diesen zauberhaften Menschen so weit ablenken, daß er keine Zeit mehr hat, sich noch mit dir abzugeben, und wer soll ihm überhaupt erzählen, daß dieses kleine Zusammentreffen hier stattgefunden hat?«
    Barnaby nahm sein kleines Schälchen und stürzte den Inhalt hinunter. Er sah sich um. Außer uns waren nur zwei gutgekleidete Herren im Lokal, ein Europäer und ein Japaner, die drei Tische weiter am Fenster saßen. Barnaby zog die Brauen hoch und verdrehte die Augen in ihre Richtung. Seine modisch asymmetrische Stirntolle wippte verzweifelt auf und ab.
    Ich zuckte die Achseln und steckte den Rest eines in Salat gewickelten würzigen Stücks Rindfleisch in den Mund.
    Dessert und Kaffee konnte er nicht mehr abwarten; er zupfte drei Zehn-Pfund-Noten aus einem goldenen Clip und schob sie mir unter den Teller.
    »Cash läßt sich nicht zurückverfolgen und ist unter solchen Umständen sehr viel sicherer als Kreditkarten, meine Liebe. Behalte das Wechselgeld und ruf mich sehr, sehr lange nicht mehr an. Ich verreise. Mache Urlaub. Warte nicht auf eine Postkarte. Ciao.«
    Mit diesen Worten hastete Barnaby aus dem Restaurant in die hektische Nacht von Soho hinaus. Ich trank den Wein aus und bestellte einen Kaffee.
    Barnaby hatte ein paar wichtige Lücken ausgefüllt, und ich Wußte, ich hatte ein paar echte Probleme, aber das dringendste War die Frage, ob ich nach Bow zurückkehren oder Max mit seinem Unterbringungsangebot beim Wort nehmen sollte. Ich konnte es nicht ertragen, an diesem Abend allein zu sein; ich fühlte mich einfach nicht sicher genug. Max’ Wohnung war nah genug; aber wenn ich nach Hause führe, würde Warren dort vielleicht warten, und im Grunde meines Herzens wünschte ich mir das.
    Vielleicht hatte er ja recht gehabt; es konnte sein, daß ich ihn übersehen und als selbstverständlich hingenommen hatte; womöglich hatte ich nicht gemerkt, daß er mir mehr als nur Freundschaft angeboten hatte. Er hatte sich durch ein emotionales Minenfeld auf mich zu bewegt, qualvoll und Schritt für Schritt. Daß er versucht hatte, das letzte Stück im Sprung zu nehmen, hatte mich überrumpelt.
    Der Reiswein und die sanfte asiatische Musik reduzierten den erhebenden, selbstgerechten Zorn, der mich den Tag über getragen hatte, zu weinerlicher Reue. All die aufgestaute Leidenschaft würde heute abend auch zum Teufel gehen, dachte ich, und ich lachte über uns beide und entschied, daß ich ein kleines bißchen von meinem Stolz riskieren und nach Hause gehen könnte.
    Ich ging die Fifth Street hinunter, um in der Redaktion meine Sachen zu holen und Warren noch einmal anzurufen.
    Es war jetzt ungefähr neun Uhr, und auf der Straße waren nicht mehr so viele Leute unterwegs, obgleich der Verkehr immer noch stark war. Erst als mir einfiel, daß ich meine Jacke im Restaurant über dem Stuhl hatte hängen lassen, und ich stehenblieb und kehrtmachte, sah ich, daß die beiden Männer, die am Fenster gesessen hatten, eiligen Schritts aus dem Restaurant kamen. Der Europäer, größer als der andere und kahlköpfig, hielt meine Jacke in der Hand und streckte sie mir entgegen.
    Beide trugen teure Nadelstreifenanzüge, feingestreifte, handgenähte Hemden und schrille, postmoderne Seidenkrawatten. Das Haar trugen sie geschäftsmäßig kurzgeschnitten. Mit ihrem ermutigenden Lächeln sahen sie aus wie die liebenswürdigen, leblos blickenden Sumpfkrokodile in den Tierdokumentarfilmen, die immer so breit und hungrig grinsen. Der Europäer mit seinen harten blauen Augen sah mich direkt an, und dann kam er - allzu eilig - auf mich zu; sein japanischer Partner schaute sich unterdessen um und vergewisserte sich meiner möglichen Fluchtrouten. Starr vor Unsicherheit blieb ich stehen, und ich bekam Angst. Dies waren keine fürsorglichen Gentlemen, die mir meine Jacke nachtragen wollten.
    Rasch wandte ich mich ab und lief eilig in Richtung der Redaktion der Technology Week, und während ich mich durch den West-End-Verkehr schlängelte, begriff ich, daß ich mehr Zeit brauchte. Sie waren so dicht

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