Pizza House Crash
quetschen. Sie hatte stark zugenommen.
Obwohl ich mich wieder und wieder auf dieses Zusammentreffen vorbereitet hatte, war an diesem Tag nichts von dem, was ich improvisiert hatte, auch nur annähernd relevant. Wir unterhielten uns locker wie alte Schulfreundinnen, die einander ein paar Jahre nicht gesehen hatten, die Fäden alter Erinnerungen aber immer noch mühelos wiederaufnehmen konnten. Sie bestellte ein Glas Wein und eine Lasagne, ich Perrier und einen Mozzarella-Salat.
»Guck mich nicht so an«, kicherte sie. »Ich weiß, daß ich zugenommen habe. Aber du, du bist so dünn, George. Modisch androgyn, muß ich sagen.«
»Ist das ein Kompliment?« fragte ich.
»Aber ja! Ich bin selbstverständlich ganz neidisch«, antwortete sie. Ich war nicht so sicher, und ich hoffte, sie würde nicht versuchen, diese kleine Szene zu dominieren, nachdem sie sich einmal entspannt hatte.
Zwischen zwei Bissen schien sie die zunehmende Spannung zu bemerken. Sie stockte und musterte mich. Mit ringlosen Pummelhänden hob sie eine rote Serviette an den mit Sauce gefüllten Mund und betupfte sich die Lippen. Dann schaute sie mir in die Augen.
»George, hör mal, kümmere dich nicht um mich. Ich möchte... dir helfen. Schau, laß uns das klarstellen. Eddie... es tut mir so - so leid. Ich war so dumm - ich kann dir nicht sagen, wie dumm ich war und wie ich mir gewünscht und gewünscht habe, es wäre alles nie passiert...«
»Es ist nicht mehr wichtig, Celia. Wenn du es nicht gewesen wärst, dann wäre es jemand anders gewesen. Vergiß das jetzt«, unterbrach ich sie, außerstande, den Schmerz zu ertragen, den es mir bereitete, daß sie die emotionale Titanic meines Lebens zu heben versuchte.
Sie seufzte und beugte sich - mit einiger Mühe - zur Seite, um ihren schmalen schwarzen Lederaktenkoffer aufzuheben. Sie legte ihn auf das freie Stückchen Bank neben ihr, ließ ihn aufschnappen und reichte mir einen glatten, schlichtblauen Ordner herüber.
Ich schob die Reste meines Salats zur Seite und klappte den Ordner auf. Ein einzelnes, säuberlich getipptes Blatt lag darin. Unter dem Briefkopf und der Verwaltungsadresse von Lifestyle Software, Inc. stand eine Liste von Gesellschaftern. Ich kannte nur zwei Namen, die der beiden Hauptaktionäre: Edward Charles Powers und Julian Kirren. Das Unternehmen war von Kirren Ventures mit drei Millionen Dollar ausgestattet. Ich klappte den Ordner rasch wieder zu.
»Soll das eine Art Witz sein?« fragte ich eisig.
»Hey, nicht den Boten erschießen«, antwortete Celia achselzuckend und hob die Hände. »Julian ist tot; Eddie lebt noch. Was ist aus dieser Kleinigkeit hier geworden? Aus dem Geld, dem Moos, der Kohle - und woher stammt es?« Sie tippte auf den Ordner. Es machte ihr offensichtlich Spaß. Es machte ihr Spaß, Eddie in Schwierigkeiten zu bringen; das sah ich. »Kannst du etwas damit anfangen?« fragte sie, nippte mit einiger Genugtuung an ihrem Wein und rümpfte das fette Näschen. Ich Wußte, was sie meinte.
»Sehr viel mehr, als du dir erhoffen könntest, meine liebe Celia«, antwortete ich und rief nach der Rechnung.
»Gut«, sagte sie und tätschelte meine Hand. »Nein, ich zahle... ich lade dich ein. Laß uns in Kontakt bleiben.«
Als sie gegangen war, bestellte ich einen Cappuccino mit Schokoladenstreuseln und dachte über die Fragen nach, die dieser blaue Ordner mit sich brachte. Mein Cousin war eines furchtbaren Todes gestorben, ermordet durch eine hypnotische Message, die jemand in einem Computer hinterlassen hatte, gerade als er im Begriff stand, in eine kalifornische Softwarefirma einzutreten, die ihn zu einem dicken Gehalt eingekauft hatte. Seitdem hatte diese Softwarefirma alle Spuren verwischt, die von Julian zu ihr führten. Eddie behauptete, nicht viel über den neuen Job zu wissen, aber hier stand er - und es stimmte vermutlich immer noch - in einer Liste als Direktor und Hauptaktionär. Und wenn Julian mit Eddie zusammen Aktionär und Direktor war, weshalb war er dann durch einen Headhunter angeworben worden - und, wie Celia angemerkt hatte, woher hatte er drei Millionen Dollar für »Kirren Ventures«? Als mein Kaffee kalt geworden war, war ich zu dem Schluß gekommen, daß mein - demnächst - Ex-Gatte den Höhepunkt seiner langen Karriere als Betrüger erreicht hatte - und möglicherweise einer kurzen Karriere als Mörder außerdem. Ich mußte ihn zur Strecke bringen.
Max war nicht gerade entzückt, aber ich nahm mir am Nachmittag zwei Stunden frei, um
Weitere Kostenlose Bücher