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Pizza House Crash

Pizza House Crash

Titel: Pizza House Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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nicht genau Bescheid. Computer mit einem Anschein von Datensicherheit führen meistens eine Art Logbuch, ein Unterprogramm, das kontrolliert, was abläuft, solange der Computer eingeschaltet ist. Das kann ein Journal sein, das einfach aufzeichnet, wann sich jemand ein- oder ausloggt, aber es kann auch registrieren, welche Programme und Dateien benutzt werden und wann das geschieht. Wahrhaft paranoide Systeme verzeichnen jeden Tastenanschlag. Paranoia hat jedoch ihren Preis. Je mehr der elektronische Wachhund des Computers zu bewachen hat, desto gieriger verschlingt er Rechnerzeit und Speicherplatz. Je größer der Polizeistaat, desto weniger Freiheit für seine Bürger oder, in diesem Fall, desto weniger Computerressourcen für den Benutzer, für den das System eigentlich gedacht war.
    Ich vermutete, daß die SEAQ-Computer ein Gefahren-Überwachungssystem hatten, das sämtliche ungewöhnlichen Computeraktivitäten registrierte. Die Tatsache, daß die Behörden noch nichts bemerkt hatten - und ich konnte nicht sicher sein, ob sie nicht doch schon etwas mitgekriegt hatten -, bedeutete, daß Julians Programm als normale Funktion des Systems akzeptiert wurde. Wenn er bei der Entwicklung und Installation bestimmter Teile der Börsenprogramme beteiligt gewesen war, mußte er bei dieser Gelegenheit dafür gesorgt haben, daß keine Alarmglocken ertönten, wenn sein Programm gestartet wurde. Trotzdem würde das Logbuchprogramm des Computers wissen, wenn Eddie oder sonst wer sich eingeloggt hatte, um die Message zu verändern. Vielleicht hatte es niemand bemerkt, vielleicht kümmerte sich nie jemand darum.
    Der gewaltige Maßstab und der Zweck das Börsensystems, eines riesigen Netzwerks von Computern, die eine ungeheure Masse von Informationen verarbeiteten und ausspuckten, machte alles noch schwieriger.
    SEAQ besteht aus drei Minicomputern, die Informationen von einhundertzwanzig Market Makern für britische Pfandbriefe, Staatsanleihen und Aktien erhalten. Noch einmal drei Minicomputer nehmen Informationen von fünfundvierzig internationalen Händlern auf. Die Computer werfen ihre Informationen zusammen und notieren die Firmenbekanntmachungen und Informationen über handelbare Optionen. Die EPIC-Datenbank, die eine Vielzahl von Aktienindizes kalkuliert, wird von drei weiteren Computern geführt.
    Die Geld- und Briefkurse, der Umfang und der Zeitpunkt der Gebote für über viertausend Papiere, werden gesammelt und an weitere zwölf Minicomputer geleitet, die zusammen TOPIC bilden, das SEAQ-Informationsverteilungssystem. Sie versorgen eine Reihe spezialisierter Börseninformationsdienste sowie einige Außenseiter wie die Nachrichtenagentur Reuters, die die City beliefern.
    Die gesammelten Informationen werden auf vorformatierten Seiten über das Telefonnetz an die Händlertische der City geschickt. Ein TOPIC-Bildschirm zeigt beispielsweise die Kurse für die in London gehandelten britischen Pfandbriefe und Staatsanleihen oder internationalen Wertpapiere, die Kurse anderer internationaler Börsen, Firmenbekanntmachungen, die Kurse vom Londoner Optionsmarkt, private Informationen von Market Makern und Finanzexperten an ausgewählte Klienten und die Kurse der Finanzterminkontrakte der Terminbörse LIFFE - der London International Financial Futures Exchange - und der Devisenbörse - der Foreign Exchange oder kurz FOREX - live von den Großbanken. Es gibt sogar eine Verbindung von Computer zu Computer, die es ermöglicht, daß TOPIC mit den eigenen, internen Computerinformationen der Wertpapierfirmen verknüpft werden kann.
    Allein in London standen mindestens zweiunddreißig vernetzte Zentralcomputer in zwei separaten Gebäuden der Börse. Sie waren über geleaste Leitungen mit über zweihundert Computern in den Büros der Mitgliedsfirmen und Serviceunternehmen verbunden. Und was noch wichtiger war: Das TOPIC-Informationsverteilungssystem brachte die SEAQ-Daten zu speziell dafür entworfenen Terminals und PCs auf über zehntausend chaotischen Schreibtischen in der City. In jeder Sekunde eines jeden Tages saß irgendwo irgendjemand und starrte auf einen TOPIC-Monitor.
    Die Überwachungsteams hatten genug damit zu tun, sicherzustellen, daß die Market Maker, die Broker und Händler sich in diesem Trubel anständig benahmen. Als der große Crash kam und die Kurse rasant in den Keller sausten, mußten sie rund um die Uhr gearbeitet haben. Tatsächlich waren die TOPIC-Computer außerstande, die fallenden Kurse schnell genug zu

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