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Pizza House Crash

Pizza House Crash

Titel: Pizza House Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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Tod meines Cousins zu tun.«
    »Freut mich, zu hören, daß Sie okay sind. Also schön, aber seien Sie vorsichtig.«
    Ich stellte das Champagnerglas hin und goß mir Wasser aus einer Karaffe ein. Max hatte gar nicht überrascht geklungen. Er hätte überrascht sein müssen, aber auf normale Reaktionen konnte man bei ihm eben nie zählen. Ich trank zwei volle Gläser Wasser aus und ging mit meinem Champagner zum Bett zurück. Ich ließ mich auf die pfirsichfarbenen Kissen sinken und lauschte dem Rauschen des Wassers, das schnell in die Wanne lief und durch den Abfluß vergluckerte. Stell dir bloß vor, wie es immer weiter abläuft, dachte ich. Stell dir vor, durch wieviele Löcher die Leute in dieser Stadt schmutziges Wasser ablaufen lassen. All die einzelnen Rohre, die irgendwo unter der Erde zusammenfließen. All das Wasser, das gesäubert, recycelt und zurückgepumpt wird, damit wir es wieder und wieder benutzen. Nichts war jemals wirklich rein und sauber, nicht am Anfang und auch nicht am Ende. Es war immer verunreinigt, immer verschlammt, und wir tranken alle aus derselben Tasse. Betrübt schaute ich den schmutzigen Verband an meiner Hand an. Es war stickig und heiß im Zimmer. Ich stand wieder auf - diesmal, um ein Fenster aufzuschieben. Die dicke, getönte Scheibe ließ sich nur einen Spaltbreit öffnen, nicht weit genug, daß ich die Nase hätte hindurchstecken können, von meinem schmerzenden Kopf ganz zu schweigen. Die Geschäftsführung wollte offensichtlich nicht, daß die Leute sich in selbstsüchtiger Weise hinausstürzten. Selbstmord ist schlecht für das Hotelgeschäft.
    London war getränkt in einen natriumgelben Nebel aus Nieselregen. Die hohen Türme der Tower Bridge ragten dunkel zu beiden Seiten des Flusses auf. Der feine Zugwind der kalten, feuchten Nachtluft strich erfrischend kühl über mein Gesicht. Wenn ich durch die Scheibe spähte, konnte ich mit Mühe das neubebaute Flußufer an der Südseite erkennen. Die frischen Steinfassaden edler Bürogebäude glitzerten wie guterhaltene Lagerhäuser, ungetrübt durch den Anblick von Winden, Tauen und schweren Säcken mit Zucker oder Jute, die auf abgenutzten Holzpaletten an ihnen entlang emporgewuchtet wurden. Ihre Ware hieß Geld. Sie glänzten sauber, neu und glatt im Licht ihrer Scheinwerfer, und der graubraune Fluß strömte schweigend an ihnen vorbei.
    Eine schwimmende Discobar mit einer Betriebsfeier an Bord glitt auf die weißen Kappen der Themse-Barriere zu. Die Leute lachten und tranken unter den bunten Lichtern. Ein Polizeiboot flitzte in Richtung Westminster, und unaufhörlich zischte der schmierige Dunst, der hochgepeitscht von den Rädern der schweren Wagen sprühte, die über die Brücke donnerten. Taxis spritzten durch die Pfützen, wenn sie auf der Jagd nach dem schnellen Geschäft vor dem Foyer um das Hotel herumfuhren.
    Die Geräusche eines Londoner Taxis sind sehr charakteristisch: das grummelnde Nageln des Dieselmotors, das gleichmäßige Schalten des Getriebes.
    Von meiner schmuddeligen Wohnung in Bow aus hätte ich zahllose Lichter gesehen, hell strahlend durch billige Gardinen, die sittsam keusch vor den immer gleichen viereckigen Fenstern der turmhohen Wohnblocks hingen, um für Privatsphäre zu sorgen. Hin und wieder würde der mattrosa Schein einer getönten Glühbirne diese digitale Lichterkette unterbrechen. Die nackten Betonwände hätten schon den Regen aufgesogen, und Tränen der Feuchtigkeit würden große, dunkle Flecken bilden. Auch die Geräusche wären anders. Keine leisen Stimmen in teppichgedämpften Korridoren, nicht der hallende Klang eines Glases in einem Nachbarzimmer. In meinem Block würde man das Klappern von Töpfen und Pfannen hören, etwas würde polternd auf einen kahlen Fußboden fallen, Musik würde man hören, Streit. Manchmal kreischte eine Frau vor Lachen. Meist hatte sie eine warme, schwarze Stimme, wie man sie vermutlich auf einer Holzveranda unter dem roten Himmel von Jamaika hören würde. Rhythmen würden stampfend durch die Wände dröhnen, über die dunklen Fußwege und das Chaos der parkenden Autos. Dum-diddy-dum, diddy-dum, diddy-diddy-dum. Reggae und der würzige Hennaduft von dunklem Curry würde durch die feuchten, schlecht schließenden Fenster hereinwehen.
    Parties, Wochenend-Parties. Leute in Schlafzimmern und Küchen, die aßen, tranken, rauchten und rumbumsten. So hatte ich Eddie kennengelernt, in einer Küche auf einer Party, allerdings nicht im East End. Irgendwo im Westen,

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