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Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Titel: Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric T. Hansen
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gleich beschaffen sind.«
    Lange bevor Franklin D. Roosevelt Präsident wurde, fesselte ihn eine Nierenkrankheit, die ihn von der Hüfte abwärts lähmte, an den Rollstuhl. In der Öffentlichkeit aber wurde er niemals im Rollstuhl gesehen. Woran wir uns bei ihm erinnern, ist der Mut, den er uns machte, als er sich während der »Großen Depression« mit den Worten »Das Einzige, was wir zu fürchten haben, ist die Furcht selbst« an uns wandte.
    John F. Kennedy jagte ein hübsches Ding nach dem anderen durch das Weiße Haus und zeigte ehetechnisch nicht viel Solidarität, aber er erinnerte uns auch daran, dass wir, nicht die da oben, das Rückgrat der Nation sind: »Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann – fragt, was ihr für euer Land tun könnt.« Gleichheit, Mut und Selbstlosigkeit: alles edle, selbstlose Ideen, und wir wollen allesamt, dass Amerika dafür steht. Es sind Ideale, die nur im Nordosten so formuliert werden konnten.
    Der Nordosten ist indes nicht nur im Nordosten zu finden: Wir treffen ironischerweise auch in Los Angeles, San Francisco oder Chicago auf seinen Geist.
    San Francisco wurde von Europäern gegründet und war, bis wir Kalifornien den Spaniern abgerungen haben, eine Anlaufstelle für Spanier, Russen, Portugiesen, Chinesen und Japaner, die alle den Pazifik als Absatzmarkt nutzten; noch heute ist es eine weltoffene Stadt mit europäischem Herzen. Los Angeles hingegen ist beim besten Willen nicht europäisch angelegt, aber es verkörpert trotzdem die intellektuellen, bürgerlich-linksliberalen Werte des Ostens. Trotz all der Dinge, die man mit der kalifornischen Oberflächlichkeit verbindet – Sonne, Strand und Schönheitswahn –, ist L. A. modern, weltgewandt, tolerant, und es leben dort einige der intelligentesten, fähigsten und reichsten Menschen der Welt. Und der hübschesten.
    Und wenn wir mal Geld haben sollten, wollen wir natürlich auch dazugehören und in einem Penthouse in New York oder einer Villa in den Hamptons residieren. Das ist das Zeichen, dass man es in Amerika geschafft hat. Auch Mark Twain, der im Süden geboren wurde und sich zuerst im Westen einen Namen machte, zog, kaum dass er Geld hatte, schnurstracks in den Nordosten und baute sich eine schicke Villa in Connecticut.
    Twain war es auch, der am besten wusste, wie stark man an der Oberfläche kratzen musste, bevor der Glanz abging. Nicht sehr! Der Titel eines seiner zynischsten Bücher gab der Zeit, in der er lebte, seinen Namen: The Gilded Age (Das vergoldete Zeitalter) . Heute meint der Begriff in etwa die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, beginnend mit dem Ende des Bürgerkrieges. Diese Zeit war die große Ära des Nordostens.
    Das »Gilded Age« hat die Vereinigten Staaten reich gemacht. In dieser Epoche entstand das moderne Amerika, und es nahm im Nordosten seinen Ausgang. Die allerersten, für heutige Verhältnisse niedlichen Hochhäuser wuchsen in Chicago und Manhattan in die Höhe. Die Städte wurden erstmals mit Strom versorgt. Es war die Zeit verstärkter Einwanderung, und mit den Immigranten kamen die Großstadt-Ghettos. Der Siegeszug der Eisenbahn, die sich über Tausende von Kilometern erstreckte, Tausende von Angestellten benötigte und nur mit modernen, schnellen Kommunikationsmitteln zu bewerkstelligen war, führte zur Entstehung ganz neuer Berufe. Universitäten wurden für Ingenieure geöffnet, moderne Managementmethoden mit klaren Hierarchien und genauer Aufteilung der Verantwortlichkeiten wurden entwickelt, und ganz nebenbei erfand man den Telegraphen, der die neuesten Nachrichten rasch überallhin verbreitete. Die Erfindung des mittleren Managements bedeutete Aufstiegschancen für jedermann: Man begann, das Wort »Karriere« in den Mund zu nehmen.
    Die Wirtschaft wuchs rasant, kein Vergleich zu Europa. Endlich war Amerika nicht mehr nur territorial größer als die Alte Welt, zum ersten Mal lösten wir England als wirtschaftliche Lokomotive der westlichen Welt ab – und wir genossen es.
    Dies alles hatte nicht unerheblich mit den ersten Superreichen zu tun, den so genannten »Captains of Industry«.
    Diese neue Art von amerikanischen Helden trug Namen, die eine fast göttliche Aura umgab: Carnegie, Buchanan, Fisk, Hopkins, Morgan, Schwab und Vanderbilt. Familien wie die Astors sorgen heute noch für Schlagzeilen in der New York Times . Nie zuvor oder danach waren Unternehmer so reich und so mächtig wie damals. Obwohl die Bill Gates und Warren Buffetts von heute mehr Geld haben,

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