Planet im Aufbruch
Sternenschiff zu hoffen, das Gerrith versprochen hatte.
Doch die ganze Fahrt nach Norden über das große Meer bis nach Skeg war in den Funkgeräten nicht das leiseste Flüstern menschlicher Stimmen zu hören. Sie hörten nur das ferne Zischen und Wispern der Sterngespräche, wenn Sonnen untereinander von Dingen sprachen, die dem Menschen unfaßbar waren.
Und dann geschah etwas, das Stark zu denken gab. Vielleicht hatte Gerrith in ihrem klaren Wasser der Visionen doch die Wahrheit gesehen.
Die Flotte wurde plötzlich von einem tropischen Sturm überfallen. Einige der kleineren Schiffe fielen ihm zum Opfer, darunter Starks Fahrzeug. Sein Mast ging über Bord, und das Schiff schlug so schnell voll Wasser, daß die Mannschaft nichts als ihr Leben retten konnte. Funkgeräte und automatische Waffen sanken auf den Meeresgrund, und wie Gerrith gesagt hatte, segelten sie stumm und ohne außerirdische Dinge in ihren Händen weiter.
Alle waren fieberhaft von dem Wunsch besessen, Ged Darod so rasch wie möglich zu erreichen, da jetzt Ferdias als einziger die Stimme hatte, mit der man die Menschen in den Himmeln erreichen konnte.
24.
Der höchste Aussichtspunkt der Oberstadt von Ged Darod war ein kleiner Marmorbau auf dem Dach des Palasts der Zwölf. Von dort aus konnten die Mitglieder des Rates weithin über ihr Land blicken.
Ferdias stand mit den fünf anderen Schutzherren dort. Gorrel war nicht bei ihnen, er lag im Sterben. Der Wind fuhr ihnen durchs Haar und zerrte an den weißen Gewändern. Sie starrten über die Unterstadt hinaus auf die graugrüne Ebene, die von den Pilgerstraßen durchzogen war. Von den Straßen, die aus dem Norden auf die Stadt zuführten, stiegen Staubwolken auf.
»Nimmt das denn nie ein Ende?« fragte Ferdias.
Es war zu weit, um Einzelheiten erkennen zu können, doch Ferdias wußte, daß die wenigsten von ihnen Pilger waren, Besucher, die in den Tempeln opferten und wieder abzogen. Zu viele von ihnen waren Flüchtlinge, die auf Karren ihren Besitz mitschleppten, darauf die Alten und die Kinder, Opfer der Göttin, die Hilfe von den Stabträgern erwarteten. Ferdias hatte nie geglaubt, daß die Berge und Täler der nördlichen gemäßigten Zone eine so große Bevölkerung ernährt hatten, daß die Mißernte eines einzigen Jahres eine derartige Katastrophe heraufbeschworen hatte.
Straßen und Unterkünfte der Unterstadt waren überfüllt. Vor den Mauern der Stadt waren Lager entstanden, die mit jedem Tag größer wurden.
»Wir brauchen noch mehr Vorräte«, sagte Ferdias.
»Der Norden hat nichts mehr zu geben«, sagte einer der rotgewandeten Stabträger, die im Hintergrund standen.
»Das weiß ich. Doch der Süden ist nicht von Frösten heimgesucht worden. Im Meer gibt es Fische …«
»Im Süden geht es drunter und drüber«, sagte ein anderer im roten Gewand. »Das ganze Verteilungssystem ist durcheinandergeraten. Es sind dort viele Flüchtlinge. Doppelt so viele Mäuler müssen gestopft werden. Unseren Bitten weicht man aus. Man schlägt uns Hilfe ab. Stabträger sind angegriffen worden. Die Fürsten des Südens teilen uns mit, daß erst die Bedürfnisse ihrer Völker befriedigt werden müssen.«
»Unsere Fischer«, sagte ein dritter Stabträger, »werden von den Kindern des mütterlichen Meeres gestört, die nordwärts ziehen und ihren Tribut fordern.«
»Und doch müssen die Menschen in Ged Darod ernährt werden«, sagte Ferdias mit kalter Stimme. »Ich habe jetzt ein Verzeichnis aller Vorräte in den Lagerhäusern der Ober- wie der Unterstadt vorliegen. Selbst bei strengster Rationierung, die sich kaum durchführen läßt, reichen sie nur noch einen Monat. Was, glaubt ihr, geschieht, wenn man an unseren Tisch kommt und ihn leer findet?«
Die roten Stabträger, stolze Mitglieder der Zwölf, wichen seinem Blick aus. Und Ferdias meinte, in ihren Augen Anzeichen von Angst zu entdecken.
»Man wird sich anderswohin wenden«, sagte einer.
»Das werden sie nicht tun«, antwortete Ferdias. »Zweitausend Jahre haben wir ihnen eingehämmert, sich nicht an andere zu wenden. Wir sind ihre Hoffnung. Wenn wir sie enttäuschen …«
»Wir haben die Söldner.«
»Sollen wir sie auf unsere Kinder hetzen? Und außerdem«, fügte Ferdias hinzu, »wer kann sagen, wie lange sie uns die Treue halten, wenn ihnen selbst die Mägen knurren? Begreift ihr denn nicht? Diese Menschen müssen ernährt werden!«
Kazimni aus Izvand hatte ähnliche Gedanken. Ein Teil des Lustgartens in der
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