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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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den Bankern als Sicherheitsmaßnahme zu verkaufen. Wie bezeichnete Rodriguez so etwas? Als eine Redundanz, genau. Eine Sicherheits-Redundanz.
    »Okay«, sagte er und nahm die peinlich genaue Erklärung jeder einzelnen Komponente und jedes Systems des Schiffs wieder auf. Ich spürte, wie die Augen glasig wurden.
    Ich hatte mein Schiff auf den Namen Hesperos getauft, nach dem alten griechischen Namen für die Venus als dem wunderschönen Abendstern. Alex’ Schiff war fast baugleich gewesen; er hatte es Phosphoros genannt, nach dem alten griechischen Namen für die Venus als dem Morgenstern, dem Lichtbringer.
    »Und hier«, führte Rodriguez seinen Monolog fort, »ist das Landemodul.«
    Ein kleines sphärisches Metallobjekt erschien unter der Gondel des Schiffs. Es hatte die Form eines Tiefsee-Tauchboots. Die Verbindungsleine zur Gondel war so dünn, dass ich sie kaum erkannte.
    Rodriguez musste mein Stirnrunzeln gesehen haben. »Das ist eine Leine aus Buckminster-Fulleren. Sie hat eine Zugkraft von ein paar Kilotonnen. Eine solche Strippe hat mir auf der zweiten Expedition zum Mars das Leben gerettet.«
    Ich nickte, und er setzte den Fachvortrag mit einer unerschöpflichen Detailfülle fort.
    Rodriguez trug etwas, das er scherzhaft als ›Berateranzug‹ bezeichnete: Ein himmelblaues kragenloses Jackett mit einer farblich dazu passenden Hose und einem gestärkten safrangelben Hemd mit rundem Halsausschnitt. Die Farbe des Hemds erinnerte mich an die Wolken der Venus. Ich trug bequeme Kleidung: Ein lachsrosa Polohemd, Bluejeans und Tennisschuhe.
    Ich wusste, dass Rodriguez Bedenken hatte, weil wir im Grunde mit einem Nachbau
    von Alex’ Schiff flogen, das eine Panne gehabt und die gesamte Besatzung in den Tod gerissen hatte.
    Rodriguez neigte zur Vorsicht; er sagte, dass man die Pensionierung als Astronaut nicht erleben würde, wenn man keine Vorsicht walten ließ – andererseits würden wir durch die Übernahme von Alex’ Grundkonstruktion eine Menge Geld sparen. Die Konstruktion eines völlig neuen Schiffs hätte einen zu großen Teil des Preisgelds verschlungen.
    »Das wäre die grundlegende Konstruktion und Konzeption des Vogels«, sagte Rodriguez. »Nun möchte ich zu den Änderungen und Verbesserungen kommen, die wir einfließen lassen.«
    Ich schürzte die Lippen. »Wollen Sie etwa damit sagen, dass manche Änderungen keine Verbesserungen seien?«
    Rodriguez gestattete sich ein Grinsen. »Verzeihung. Ich verfalle manchmal in den Marketingjargon. Jede Änderung wird eine Verbesserung sein, das verspreche ich Ihnen.«
    Also lehnte ich mich im gepolsterten Drehstuhl zurück und versuchte, mich auf seine detaillierten und mit großem Ernst vorgetragenen Erläuterungen zu konzentrieren. Es war langweilig bis zum Grad der Ermüdung, zumal ich durch das einzige Fenster des Raums die Weiten des Pazifik in der Nachmittagssonne glitzern sah. Ich war versucht, diesen endlosen Vortrag abzubrechen und den Rest des Tages an der künstlichen Lagune hinter dem Deich zu verbringen.
    So hoch oben in den Hügeln vermochte man sich kaum vorzustellen, dass früher belebte Sandstrände und Häuser die Küste gesäumt hatten. Malibu, Santa Monica,
    Marina Del Rey – all diese Strände waren überflutet worden, als die antarktische Eiskappe abgeschmolzen war. Und selbst jetzt, an diesem milden sonnigen Nachmittag, brandeten die Wellen an
    den neuen Deich und sprühten die dahinter verlaufende Straße mit ihrer Gischt ein.
    Während Rodriguez sich in seinen Ausführungen erging, schweiften meine Gedanken zu diesem anonymen Telefonanruf ab, den ich in Selene City erhalten hatte. Vater hatte Alex ermordet? Das klang zu schrecklich um wahr zu sein – selbst für ihn. Und doch ...
    Falls mein Vater irgendetwas mit Alex’ Tod zu tun hatte, wieso leierte er dann diese Mission an, um den Leichnam seines Sohns zu bergen? Eine Art der Sühne?
    Schuldgefühl? Ein cleverer PR-Schachzug, um den Verdacht von sich abzulenken und die Gerüchte zum Verstummen zu bringen?
    Solche Gedanken machten mir Angst. Und deprimierten mich fürchterlich. Das verkraftete ich nicht. Ich verlangte doch nicht mehr vom Leben, als in Ruhe in meinem Heim auf Mallorca zu leben, von Zeit zu Zeit Besuch von ein paar Freunden zu empfangen und selbst Besuche abzustatten, wenn ich in der entsprechenden Stimmung war. Ein riskanter Flug zu einer fremden Welt stand eigentlich nicht auf dem Plan. Und ich hatte auch keine Lust, mir Rodriguez’ detaillierte technische

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