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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Vermächtnis«, sagte ich mehr zu mir selbst. »Sein Geschenk für uns alle.«
    Marguerite ging nach einer Weile, und ich driftete in den Schlaf ab. Ich weiß, dass ich träumte, von Alex und meinem Va... von Martin Humphries; doch als ich aufwachte, verblasste die Erinnerung im Gedächtnis. Je intensiver ich mich an den Traum zu erinnern versuchte, desto schemenhafter wurden die Bilder, bis das ganze Gespinst verschwand wie Nebel, der sich in der Morgensonne auflöst.
    Ich sah, dass die Infusionsschläuche abgezogen waren und fragte mich, wie lang ich geschlafen hatte. Ich erwartete, dass Marguerite in den Raum stürzte; sie hätte einen Piepser bei sich haben müssen, der ihr mein Aufwachen meldete. Aber ich lag für eine gute Viertelstunde da, ohne dass sie erschienen wäre. Wahrscheinlich arbeitete sie an diesem Wurzelfragment, das die Hecate von der Oberfläche mitgebracht hatte.
    Ich fühlte mich von ihr vernachlässigt. Es gelang mir, mich aufzusetzen. Der Kopf schmerzte leicht, aber das kam wahrscheinlich von den Schlägen, die ich abbekommen hatte, als die Hecate ins Trudeln geraten war. Ich war nackt unter der dünnen Decke und ließ auf der Suche nach meinen Kleidern den Blick durch den Raum schweifen.
    Dann begriff ich, weshalb sie nicht mehr da waren. Der Overall, den ich in der Hecate getragen hatte, musste wie ein Schwamm mit Schweiß vollgesogen gewesen sein.
    Ich schwang die Beine vom Tisch und stand unsicher auf. Mit einer Hand hielt ich mich an der Tischkante fest. Nicht schlecht. Etwas wacklig, aber sonst war alles in Ordnung.
    Ich wickelte mir die Decke um die Hüfte und ging mit aller Würde, die ich aufzubringen vermochte, zu meiner Koje in der Mannschaftsunterkunft.
    Nodon und ein paar andere Besatzungsmitglieder saßen am Gemeinschaftstisch, als ich hereinkam. Sie sprangen auf, als sie mich sahen und schauten mich respektvoll an.
    Ich nahm ihre Lobreden gelassen entgegen, während ich die Decke mit einer Hand festhielt. Irgendwie fand ich Gefallen an der Rolle eines Helden. Dann ging ich zur Koje und schob die Trennwand vor.
    Sechs Overalls und Garnituren Unterwäsche lagen frisch gewaschen und ordentlich ausgerichtet auf der Koje. Man hatte sogar farblich passende Gehstrümpfe dazugelegt.
    Ein Ausdruck der Anerkennung, dass ich die Rettungskapsel geborgen hatte? Oder hatte Fuchs ihnen einfach befohlen, das zu tun?
    Ich zog mich an, und dann bestand Nodon darauf, mich zur Brücke zu begleiten.
    Amarjagal saß im Kommandantensessel. Fuchs befand sich in seiner Unterkunft, sagte man mir. Als ich mich aber auf den kurzen Weg zu seiner Tür machte, kam Marguerite mir schon entgegen.
    »Wir sollten die Kapsel inspizieren«, sagte sie mit ernstem Gesicht.
    Ich atmete durch. »Ja, du hast recht.«
    »Bist du dazu in der Lage?«
    »Natürlich«, log ich. Noch immer schmerzten mir jeder Muskel und jeder Knochen im Leib. Der Kopf schien schwer wie ein Mühlstein. Die Hände waren steif wegen der glänzenden künstlichen Haut, die sie mir transplantiert hatte; das Zeug fühlte sich an wie Handschuhe, die eine halbe Nummer zu klein waren.
    Aber ich wollte zur Kapsel. Das Herz hämmerte wie ein Vorschlaghammer. Ich wusste, dass das, was von Alex noch übrig war, in dieser großen Metallsphäre sein musste.
    Mein Bruder. Nein, er war nicht mein Bruder. Nicht biologisch. Aber er war mein Leben lang mein großer Bruder gewesen, und ich vermochte mir ihn auch nicht als jemand anders vorzustellen. Was würde ich in der Kapsel vorfinden? Was war von dem Alex noch übrig, der mich geliebt und beschützt hatte, so lang ich mich zu erinnern vermochte?
    Als wir die Leiter zum Frachtraum hinunterstiegen, sagte Marguerite: »Wir müssen die Raumanzüge anlegen. Er hat die Luft aus dem Laderaum gepumpt.«
    »Wieso?«, fragte ich konsterniert.
    »Das Vakuum ist rein«, erwiderte sie. »Er wollte die Verunreinigung möglichst niedrig halten.«
    »Wo steckt er überhaupt?«, fragte ich. »Wieso ist Fuchs nicht hier? Interessiert er sich nicht dafür, was in der Kapsel ist?«
    »Er ist in seinem Quartier und rechnet eine Flugbahn zurück in den Orbit aus«, antwortete sie nach kurzem Zögern. »Das habe ich dir doch schon gesagt.«
    »Immer noch? Wie lang dauert es denn, eine Flugbahn zu planen? Der Computer macht doch die ganze Arbeit.«
    »Er arbeitet an der Flugbahn und hat gesagt, dass er nicht gestört werden will«, sagte Marguerite.
    Wir erreichten das Laderaumdeck. An der Personenschleuse stand ein Spind mit vier

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