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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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sagte ich mir. Sie hat recht. Alex war mein Bruder. Es kommt mir zu, als erster reinzugehen.
    Ich nickte, duckte mich und kroch in die Luftschleuse. Sie war so groß wie ein Sarg. Ich leckte mir nervös die Lippen. Die Statuslampe leuchtete rot; die Luftschleuse war schon evakuiert. Wenn ich die Luke der Kapsel öffnete, würde die verunreinigte Außenluft sich also nicht mit der Luft im Innern vermischen.
    Ich musste die Luke manuell öffnen, weil wir die internen Systeme der Kapsel nicht hochfahren wollten und auch nicht wussten, ob die Systeme noch funktionierten, nachdem sie drei Jahre der Gluthitze auf der Oberfläche der Venus ausgesetzt gewesen waren. Das Stellrad reagierte nicht, doch die Servomotoren an den Handschuhen und Armen des Anzugs vervielfachten meine Muskelkraft um das Fünffache oder mehr.
    Langsam und widerwillig drehte das Rad sich, während ich es grunzend und mit beiden Händen betätigte.
    Die Luke öffnete sich einen Spalt weit. Im Raumanzug spürte ich den Luftzug nicht, der aus der Luftschleuse entwichen sein musste. Wir werden sie nachher wieder in die Kapsel zurück pumpen, sagte ich mir. Die Luftschleuse war zu eng, um das Schott ganz zu öffnen, doch schwang es so weit zurück, dass ich in die Kapsel einzusteigen vermochte.
    Ich hob den Sensorbehälter auf, hob einen Fuß und trat über den Rand der runden Luke. Im Innern war es natürlich stockfinster. Ich schaltete die Helmlampe ein und sah zwei Körper auf dem Metallboden liegen.
    Nein, keine Körper, berichtigte ich mich. Raumanzüge. Voll versiegelte Raumanzüge.
    Die beiden Personen, wer auch immer sie waren, hatten jedenfalls genug Zeit gehabt, die Anzüge anzulegen, ehe die Katastrophe über sie hereingebrochen war.
    Die Anzüge waren seltsam verschrumpelt und verknittert, als ob die darin befindlichen Körper geschmolzen wären. Über drei Jahre in der sengenden Hitze der Venus, sagte ich mir. Das monomolekulare Gewebe der Anzüge war grau und verfärbt. Ich wusste auch weshalb. Sie waren für eine lange Zeit in der glühenden Hitze der Venus gebacken worden. Es war ein Wunder, dass das Gewebe nicht völlig verbrannt war, sagte ich mir.
    Die Anzüge waren ursprünglich mit einem erdtypischen Gemisch aus Sauerstoff und Stickstoff gefüllt gewesen, doch dann hatte die glühende Hitze jedes organische Molekül geknackt und irgendwelche höllischen chemischen Reaktionen in den Anzügen ausgelöst. Die Anzüge hatten sich in Öfen verwandelt, in denen die Leute langsam gekocht wurden.
    Mein Gott! Der Gedanke an den grausigen Todeskampf traf mich wie ein Hammerschlag. Sie waren bei lebendigem Leib gedünstet, in den eigenen Anzügen buchstäblich geköchelt worden. Wie lang hatte das gedauert? Waren sie dieser Folter für Stunden oder Tage unterzogen worden, oder hatten sie sich im Bewusstsein des sicheren Todes selbst die Luftzufuhr abgedreht und waren erstickt?
    Mit Tränen in den Augen beugte ich mich über die Torsos der Anzüge, um die Namen zu entziffern: L. BOGDASHKY stand auf dem einen. Ich trat über ihn hinweg und identifizierte den anderen: A. HUMPHRIES.
    Es war Alex. Oder das, was von ihm noch übrig war.
    Ich kämpfte die aufsteigende Angst nieder, die mich zu überwältigen drohte und schaute ins getönte Visier von Alex’ Helm. Fast rechnete ich damit, dass ein Totenschädel mich anstarrte. Nichts. Der Helm schien leer zu sein. Ich legte meinen Helm direkt aufs Visier, so dass die Lampe in Alex’ Helm leuchtete. Es gab nichts zu sehen.
    »Ist er das?«, fragte Marguerite atemlos. Erschrocken drehte ich mich um und sah sie hinter mir stehen.
    »Er war es«, sagte ich. »Er war es.«

DER KREISLAUF DES TODES
     
    Es ist ein gewaltiger Unterschied, etwas – mit dem Verstand zu erfassen oder die Wahrheit mit eigenen Augen zu sehen. Ich hatte gewusst, dass Alex seit über drei Jahren tot war. Doch erst als ich den verschrumpelten und versengten Raumanzug, das Namensschild an der Brust und den leeren Helm sah, wusste ich mit letzter Gewissheit, dass Alex tot war.
    »Es tut mir Leid, Van«, sagte Marguerite sanft. »Ich weiß, wie dir zumute ist.«
    Ich nickte im Helm. Sie hatte ihre Mutter verloren. Ich hatte den Mann verloren, der mein ganzes Leben wie ein Bruder für mich gewesen war.
    Aber es war keine Zeit, ihn zu betrauern.
    »Wir müssen die Anzüge öffnen und nachschauen, ob sie noch irgendwelche organische Materie enthalten«, sagte Marguerite. Für sie war das kein persönlicher Verlust, keine Tragödie wie der

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