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Planeten 03 - Venus

Planeten 03 - Venus

Titel: Planeten 03 - Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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gemacht.«
    Ich rang mir ein Lächeln ab. Ein Lob von ihm war eine ausgesprochene Seltenheit.
    »Danke ... Vater«, fügte ich spontan hinzu.
    Er versuchte das Lächeln zu erwidern, aber es gelang ihm nicht. Er nuschelte etwas, aber die Stimme war zu verwaschen, als dass ich ihn verstanden hätte.
    Für einen Moment stand ich einfach nur da und ließ die Hand auf seiner Schulter ruhen. Dann schloss er die Augen, und die medizinischen Diagnosegeräte, an denen Marguerite arbeitete, schrillten.
    »Steh mir nicht im Weg rum«, zischte sie.
    Ich trollte mich und ging zur Brücke.
    Amarjagal saß noch immer im Kommandantensessel. Sie wirkte auch müde.
    »Wann ist Schichtwechsel?«, fragte ich.
    Ihre Kenntnisse der englischen Sprache waren rudimentär.
    Ich wiederholte die Frage, diesmal langsamer und lauter. Sie warf einen kurzen Blick auf die Digitaluhr an der Instrumentenkonsole. »Zweiundvierzig Minuten.«
    »Und wann dringen wir in die Wolkendecke ein?«
    Wieder musste sie meine Worte im Kopf übertragen, ehe sie mir zu antworten vermochte: »Anderthalb Stunden.«
    Ich ging zur Kommunikationskonsole, beugte mich über die Schulter des diensthabenden Besatzungsmitglieds und rief das Übersetzungsprogramm auf. Er schaute mich düster an, sagte aber nichts.
    »Amarjagal«, sagte ich, wobei ich die Worte mit Bedacht wählte, »ich werde Sie für eine Stunde ablösen. Machen Sie eine Pause und seien Sie wieder hier, bevor wir in die letzte Wolkenschicht eindringen.«
    Die synthetische Computerstimme wiederholte meine Worte in ihrer Muttersprache.
    Dann stellte sie eine Frage.
    »Mit welchem Recht geben Sie mir Befehle?«, fragte die synthetische Stimme.
    »Ich übernehme das Kommando über das Schiff«, sagte ich und schaute sie direkt an.
    Sie blinzelte, und nachdem der Computer meine Worte gedolmetscht hatte, blinzelte sie nochmals. »Und wo ist der Kapitän?«
    »Der Kapitän ist auf der Krankenstation«, sagte ich. »Ich spreche für ihn. Sie übernehmen das Steuer, wenn wir wieder in die Wolken eintauchen, und zwar unter meinem Kommando.«
    Amarjagal starrte mich für eine Weile wortlos an und ließ die Worte des Computers nachwirken. Ihr stoisches Gesicht und die dunklen Augen zeigten keine Regung.
    »Sie sind nicht der Kapitän«, sagte sie schließlich.
    »Ich bin der Sohn des Kapitäns«, sagte ich. »Und ich bin sein Stellvertreter, solang er auf der Krankenstation ist. Haben Sie mich verstanden?«
    Ich hatte keine Ahnung, wie sie reagieren würde. Sie starrte mich einfach nur an; anscheinend verdaute sie, was ich gesagt hatte, dachte darüber nach und fragte sich, wie sie auf diese veränderte Situation reagieren solle. Sie war Fuchs gegenüber loyal gewesen, als Bahadur gemeutert hatte. Wenn sie mich nun als Kommandanten akzeptierte, vermutete ich, dass der Rest der Besatzung ihrem Beispiel folgen würde.
    Wenn nicht, dann würde Chaos ausbrechen – oder noch schlimmer, eine neue Meuterei.
    »Jawohl, Sir«, sagte sie schließlich in Englisch. Und sie erhob sich vom Kommandantensessel.
    Ich versuchte mir die Erleichterung nicht anmerken zu lassen, aber innerlich zitterte ich wie Espenlaub. Zum ersten mal im Leben übte ich Autorität aus. Im Hinterkopf sagte diese selbstkritische Stimme, dass ich es vermasseln würde. Doch ich rief mir in Erinnerung, dass ich mich auf die Oberfläche gewagt und Alex’ Überreste geborgen hatte. Ich war kein hilfloses, unerfahrenes und verzogenes Kind mehr.
    Hoffte ich zumindest.
    Die beiden anderen Besatzungsmitglieder auf der Brücke beäugten mich skeptisch, sagten aber nichts. Nicht dass ich sie verstanden hätte, wenn sie etwas gesagt hätten. Sie sahen Amarjagal nach, als sie die Brücke verließ und drehten sich wieder zu ihren Konsolen um.
    Ich rief das Flugprofil des Schiffs auf. Meine Vermutung bestätigte sich: Fuchs hatte die Lucifer für einen möglichst steilen Aufstieg durch die mikrobengeschwängerten Wolken programmiert, um die Gefährdung zu minimieren. Die Lucifer war im Grunde ein Ballon, ein Luftschiff, das durch die dichte Atmosphäre der Venus fuhr und von Triebwerken bewegt wurde, deren hauptsächliche Aufgabe darin bestand, dem Schiff bei Gegenwind Fahrt zu verleihen. Wir vermochten nicht mit Maschinenkraft durch die letzte Wolkenschicht zu stoßen; wir mussten wie ein Ballon aufsteigen und das Gas aus der Hülle abblasen, bis wir den Rand der Atmosphäre erreicht hatten.
    Wir hatten zwar Raketentriebwerke, aber die sollten erst eingesetzt werden,

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