Planetenkrieg - Das letzte Tor
»Aber weshalb sollte eine Spezies das in einen Fabber einbetten? Irgendeinen Fabber? Obwohl, Granadica, verzeih mir, aber jetzt muss ich ein wenig beleidigend werden.«
»Nur zu«, sagte Granadica. »Ich fühle mich schon beleidigt genug. Wir sprechen hier von meinem Körper . Und wenn es um Qualitätskontrolle geht, bin ich brutal . Das ist … wie Vergewaltigung!«
»Beleidigend insofern«, sagte Tyler, »weil ich jetzt, glaube ich, weiß, weshalb ich dich so billig bekommen habe.«
»Oh«, machte Granadica. »Sie glauben, es war Gorku?«
Tyler war einer der wenigen Menschen im Sonnensystem, der wusste, dass der Glatun-Magnat, der auch ein Mitglied des Wohltäterrats war, versucht hatte, die Verteidigungssysteme der Erde zu unterlaufen, indem er in die von Glatun gelieferten KIs entsprechende Programme hatte einbauen lassen. Die hatten sie entdeckt.
»Ich halte das für möglich«, sagte Tyler. »Zumindest, dass er Bescheid gewusst hat. Nicht, dass er es getan hat.«
»Sie glauben, es ist schon früher geschehen?«, sagte Granadica. »Ich meine … ich bin alt .«
»Du hast für Onderil gearbeitet«, sagte Tyler. »Wie lange?«
»Sechzig schreckliche Jahre.«
»Wo hast du angefangen?«, bohrte Tyler nach.
»Auf der Gamon-Werft.« Granadicas Stimme klang beinahe sehnsüchtig. »Nach menschlicher Zeitrechnung im Jahr 1393. Ich wurde gleich zu Anfang auf den Bau von Forschungsschiffen angesetzt. Sie waren … wunderschön. Fast so groß wie ein Sturmvektor, aber ausschließlich für friedliche Forschungszwecke gedacht … okay, sie haben auch eine Menge Waffen eingebaut, aber nur, weil die Eingeborenen manchmal feindselig waren …«
»Wie lang?«
»Zweihundertfünfunddreißig Jahre«, erklärte Granadica immer noch mit beinahe zärtlich klingender Stimme. » Hunderte Schiffe. Frachter, Kreuzer, Forschungsschiffe, eben alles, selbst Jachten. Ich habe großartige Jachtkonstruktionen. Sie sind überholt, aber ich könnte leicht eine Aktualisierung vor…«
»Und dann?«
»Kedil Corporation«, sagte Granadica. »Die Dinnuth-Werft. Ausschließlich Frachter. Bei den Forschungsflügen hatte man die Ogut und die Barche entdeckt. Die Ogut waren keine raumfahrende Spezies, aber sie hatten eine ziemlich hoch entwickelte Kultur. Guter Handel.«
»Wie lange?«
»Nur siebzig Jahre. In der Zeit hatten die Glatun die Rangora entdeckt?«
»Und?«
»Man hat mich dem Kulturförderungsteam zugeteilt«, erklärte der Fabber mit einem leichten Seufzer. »Bitte, ersparen Sie mir, dass ich noch einmal für so etwas eingesetzt werde.«
»Wir werden sehen«, erklärte Tyler. »Was hast du da gemacht?«
»Ach, ich habe Sachen hergestellt, die die brauchten«, sagte Granadica. »Natürlich nichts Militärisches. Ihre Spezies ist nämlich die Erste, an die ich mich erinnern kann, der die Glatun Militärtechnik überlassen haben. Aber solches Zeug. Was eine Spezies eben zu Anfang braucht, wenn sie sich nicht in einer Lage wie Sie befindet: Shuttles, kleine Frachter, Bergbauschiffe. Auf die Weise können sie sich aus eigener Kraft hocharbeiten. Ich habe … nun, eben alles Mögliche produziert.«
»Mhm …«, machte Tyler. »Wie haben es die Rangora mit Wartungsarbeiten gehalten?«
»Oh, biiiiitte«, stöhnte Granadica. »Die fanden ein … na ja, Sie würden vielleicht sagen, ein Ochsenkarren sei schon High-Tech. Sie waren unmööööög …«
»Hatten sie viele Ausfälle?«, fragte Tyler.
»Oh, diese Mistkerle vom Kulturbüro!«, knurrte Granadica. »Diese dreckigen Schweine! «
»Kulturbüro?«, fragte Tyler.
»Büro für Kultur und Handel «, sagte Granadica. »Eine der wenigen Regierungsbehörden, die man je aufgelöst hat. Wenn man auf neue Spezies stößt, sind das nur selten raumfahrende Rassen. Um Gravplatten herzustellen, braucht man Gravplatten. Wenn man keine Gravplatten hat, benutzt man chemische Raketen. Und die sind alles andere als kosteneffektiv. Ogut war noch nicht einmal so weit . Nahe dran, aber eben noch nicht so weit. Und die Rangora hatten Gron-Karren und Schiffe wie Ihre Karavellen. Um eine Spezies so weit zu bringen, dass man mit ihr vernünftig Handel treiben kann, muss sie selbst imstande sein, ihre Ressourcen abzubauen. Weltraumbergbau. Informationstechnologie. Und sie muss fähig sein, sich auszubreiten und andere Welten zu terraformen. Wenn man mit einer Zivilisation anfängt, die noch nicht einmal über Dampfkraft verfügt, liegt ein langer Weg vor einem. Zum Teil hat das mit Kultur zu tun.
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