Plastikfreie Zone
Dosen meist recht groß, nicht fest verschließbar und zudem relativ leicht verformbar sind. Nach wie vor schwebten mir Edelmetallboxen vor, doch da wir in dieser Hinsicht zunächst nicht fündig wurden, folgte ich mangels einer besseren Alternative Nicoles Beispiel und stattete meine drei ebenfalls mit solchen Dosen aus.
Von Gerhard erhielten wir als Leihgabe eine Alubox, die ich seitdem auch mit zum Einkaufen nehme, um mir darin Wurst oder Käse einpacken zu lassen. Jedenfalls stellte sie gegenüber Schüsseln und Gläsern eine deutliche Verbesserung dar und wurde vom Verkaufspersonal überdies seltener mit schiefen Blicken oder verwundertem Kopfschütteln bedacht.
Wenngleich ich nicht zu den Menschen gehöre, die sich durch solche Reaktionen aus dem Konzept bringen lassen, genoss ich besonders anfangs die größere Akzeptanz. Einfach weil »Legen Sie mir den Käse bitte gleich in die Dose« viel professioneller klingt als etwa »Stellen Sie mir die zerteilten Käsehälften bitte aufrecht in das Marmeladenglas«. Und es musste sich niemand mehr über Forderungen wie diese wundern: »Schneiden Sie bitte den Leberkäse zweimal der Länge nach durch, damit er in mein Glas hineinpasst«, wie bei meinem ersten plastikfreien Einkaufsversuch im Biosupermarkt geschehen.
Insgesamt stellte sich langsam eine gewisse Routine bei unseren Einkäufen ein. Brot und Gebäck waren sowieso kein Problem, es sei denn, man wollte fertig abgepackten Produkten im Supermarktregal den Vorzug geben, was wir jedoch ohnehin kaum zu tun pflegen. Auch unsere Nudelmisere ließ sich zum Glück lösen, und zwar gleich mehrfach.
Ein Bauer aus unserer Gegend verkauft in der Bauernecke unseres Lagerhauses, einem großen Markt für Landwirtschafts-, Haushalts- und Gartenbedarf, selbst erzeugte Vollkornnudeln, die er normalerweise allerdings in Plastik verpackt, doch erklärte er sich trotz anfänglicher Skepsis zu gesonderten 2-Kilogramm-Papierverpackungen bereit. Dort entdeckten wir auch Joghurts, die nicht nur ökologisch einwandfrei verpackt angeboten werden, nämlich im Pfandglas, sondern überdies ausgezeichnet schmecken. Außerdem wurde in dieser Verkaufsstelle der umliegenden Bauern, fast als wollte jemand unser Experiment unterstützen, erst vor kurzer Zeit ein Milchautomat installiert, der rund um die Uhr und sogar am Wochenende in Betrieb ist, während auf den Höfen die Milch normalerweise nur am frühen Abend geholt werden kann.
Etwa gleichzeitig mit den Nudeln des Bauern bekamen wir von Nicole den Hinweis, dass es in einem Spar-Supermarkt tatsächlich Nudeln in reiner Kartonverpackung ohne Plastiksichtfenster gibt. Als ich mich dort kurz darauf mit einer größeren Menge eindecken wollte, erlebte ich, nachdem ich mich fast drei Wochen lang hauptsächlich in Bioläden, Reformhäusern, auf Märkten oder bei Bauern herumgetrieben hatte, einen regelrechten Plastikschock. Bereits nach relativ kurzer Abstinenz fühlte ich mich erschlagen von der ungeheuren Fülle des plastikverpackten Angebots.
Seitdem befallen mich beim Betreten eines normalen Supermarkts immer zwiespältige Empfindungen, denn hier springt einem der ganze Plastikunsinn sehr deutlich ins Auge. Das beginnt schon in der Obst- und Gemüseabteilung. Gerade die Produkte, die ich früher recht gerne kaufte, weil sie aus biologischer Landwirtschaft kommen, sind fast alle in Plastik verpackt. Will man zusätzlich darauf achten, dass sie aus der Region oder zumindest aus Österreich stammen und einigermaßen zur Saison passen, dann wird es schon schwierig. Manchmal bleibt nichts als ein Krautkopf und ein paar Biokartoffeln im Papiersack, wobei ich das möglicherweise aus Kunstfaser bestehende Sichtgitter zu ignorieren pflege.
Nicht besser sieht es im Supermarkt mit Milch, Käse und Milchprodukten aus. Alle von uns bisher bevorzugten Käsesorten sind entweder in eine Plastikschicht gehüllt oder stecken in einer Kombination aus Papier, Karton und Plastik. Lediglich eine bestimmte Sorte Blauschimmelkäse scheint »nur« in Alufolie verpackt zu sein, wobei das allerdings näher zu untersuchen wäre. Milch gibt es in Tetrapacks, die ebenfalls aus einem Verbundmaterial aus Papier, Alu und Kunststoff bestehen. Nicht anders verhält es sich bei Buttermilch, Sauermilch, Sauerrahm oder Schlagobers, die alternativ in Plastikbechern angeboten werden. Früher konnte man diverse Milchprodukte in Gläsern, sogar in Pfandflaschen kaufen, aber irgendwann sind sie verschwunden. Warum, weiß ich
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