Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Plastikfreie Zone

Plastikfreie Zone

Titel: Plastikfreie Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Krautwaschl
Vom Netzwerk:
der Wand reißt, und ich bin heilfroh, dass niemand je ernstlich an so etwas gedacht hat.
    Dann geht es ans Aufräumen, was wiederum im Film festgehalten wird. Ein Teil kommt zurück ins Haus, der Rest in den Stall. Den Küchen- und Badezimmerartikeln beispielsweise wird die Rückkehr an ihre alten Plätze fast ausnahmslos verwehrt – allein schon aus gesundheitlichen Überlegungen wollen wir in diesen Bereichen künftig auf Plastik verzichten. Fahrradhelme, Anoraks und Regenjacken tragen wir hingegen wieder ins Haus, und natürlich stürzt sich Leonard, sobald wir mit dem Fotografieren fertig sind, sofort auf seine Ritterburg und schleppt sie eigenhändig in sein Zimmer zurück.
    Und während ich all diese Eindrücke auf mich wirken lasse, gelange ich zu einer sehr wesentlichen Erkenntnis: Ich darf unser Experiment nicht durch zu hohe Erwartungen belasten – nicht zuletzt deshalb, weil ich mir sonst jede Freude daran rauben würde. Es handelt sich, bei aller Begeisterung, letztlich um einen privaten Versuch, einfach ein bisschen weniger Plastikmüll zu produzieren, weniger unnötiges Zeug einzukaufen und damit möglicherweise sogar an Lebensqualität zu gewinnen. Der Ehrgeiz, eine größere Außenwirkung zu erzielen, muss im Hintergrund bleiben. Zu sehr besteht sonst die Gefahr, dass wir unter Druck geraten, alles richtig zu machen. Unser Experiment soll menschlich bleiben, Kompromisse und Fehlschläge eingeschlossen. Für Perfektionismus ist da kein Platz.
    Plastik ist nicht böse. Plastik ist nicht unser Feind. Neben dem Versuch, einen Monat lang dieses Material beim Einkauf zu vermeiden, wird es in unserem Experiment hauptsächlich darum gehen, sinnvolle Verwendungen von sinnlosen zu unterscheiden, und zwar auf unsere ganz individuelle Art und unserem Lebensstil entsprechend. Ohne uns einzuengen und ohne jemandem etwas beweisen zu müssen.
    Nachdem auch der Trailer abgedreht ist und wir uns erstmals selbst beim Wegtragen unseres Plastikhaufens bewundern können, meint Thomas Bogner schließlich: »Nun ist wohl der passende Zeitpunkt, euch zu verraten, wie das ganze Projekt offiziell heißen soll. Wir haben ganz schön lange überlegt und uns schließlich auf Kein Heim für Plastik geeinigt.«
    Als am Abend alle Leute weg sind und ich noch eine letzte Runde durch alle Räume mache, ist das ein wirklich versöhnlicher Abschluss dieses Tages. Das Haus sieht einfach viel schöner aus als vorher, weniger vollgestopft, freier, offener, größer. Mir erscheint diese Veränderung als Symbol für eine sehr persönliche Hoffnung, die ich an unser Experiment knüpfe. Ein Symbol dafür, dass etwas reicher und schöner werden kann, wenn man das weglässt, was überflüssig ist.

II. Es geht los
    Zum Geburtstag eine Bitte-ohne-Plastik-Party
    In den Tagen und Wochen nach unserer großen Räumaktion bewerteten wir alle das Resultat als ausgesprochen positiv – sogar die Kinder fanden die entrümpelten Zimmer jetzt viel schöner. Speziell Samuel, der als Ältester gerade einen der Räume für sich alleine hatte, genoss den gewonnenen Freiraum sehr.
    Allerdings mussten wir uns trotz aller Freude über den zusätzlichen Platz auch damit auseinandersetzen, dass jetzt einfach ein paar Dinge fehlten, wie etwa Küchenstühle. Unsere alten bestanden nämlich aus einem Metallgestell mit Sitzflächen und Rückenlehnen aus schwarzem oder weißem Kunststoff und waren Peter aufgrund ihrer elektrostatischen Eigenschaften seit jeher ein Dorn im Auge. Schon frühmorgens, wenn er normalerweise freiwillig keinen Ton von sich gibt, konnte man bisweilen aus der Küche kleine Schmerzensschreie vernehmen, gefolgt von mehr oder weniger leisem Fluchen. Obwohl wir also diesem Mobiliar keine Träne nachgeweint haben, muss irgendwann ein Ersatz her. Bis dahin sind wir an unseren großen Tisch im Esszimmer ausgewichen, den Peter selbst getischlert hat, doch vor allem in der kälteren Jahreszeit lieben wir es, in der gemütlich warmen Küche direkt neben dem Herd zu essen.
    Außerdem fehlten nahezu sämtliche Aufbewahrungsmöglichkeiten für Lebensmittel, doch zum Glück stand ja mein Geburtstag mit einer größeren Feier ins Haus: eine super Gelegenheit, mir allerlei praktische Dinge von meinen Gästen zu wünschen. Weil ich das aber nicht ganz dem Zufall überlassen wollte, schrieb ich dieses Jahr eine Einladung plus Wunschliste.
    Auch über ein besonderes Highlight dieser Geburtstagsfeier informierte ich meine Gäste: die Anwesenheit von Werner Boote

Weitere Kostenlose Bücher